Original geschrieben von: Malcolm

ich erkenne in Deinen Worten eine Menge linksintellektuellen Zynismus, den ich so nicht teilen kann.

Tja, Du bist einer der wenigen, die das sagen, wieder andere stecken mich lieber in die rechte Ecke. Ich selbst würde es jedoch eher als Menschenverstand jenseits politischer Ideologien bezeichnen. Doch sei's drum...

Original geschrieben von: Malcolm

Werte wie Freiheit der Meinungsäußerung, Selbstbestimmung, Menschenrechte, sind durchaus universelle Werte, nicht nur eine "westliche" Marotte.

Nein, das sind sie nicht. Sie entspringen einer bestimmten Ideologie bzw. Theorie und wurden erst im Zuge der "Aufklärung" populär (via Naturrecht). Diese Aufklärung wiederum wuchs auf einem bestimmten Boden, auf dem sich heute, grob gesagt, die "westliche Kultur" befindet. Die Menschenrechte sind, insofern, eine Ausgestaltung der westlichen Kultur.
Es gibt übrigens auch eine Erklärung zu den Menschenrechten, die von den islamischen Staaten gemacht wurde - diese setzen die Menschrechte beispielsweise unter den Vorbehalt der Kompatibilität mit göttlichen Geboten.
Ultimativ wird sich die Meinung durchsetzen, die (zu einer bestimmten Zeit, das kann sich ja ändern) von der (dann) dominierenden Kultur geprägt ist - und das muß nicht unbedingt die westliche sein.

Original geschrieben von: Malcolm

Sie werden sich auch über die Welt verbreiten, ich verstehe Deinen Pessimismus nicht.

Hat nichts mit Pessimismus zu tun - wie gesagt, das, was von der Mehrheit getragen und propagiert wird, wird sich verbreiten (aber wohl niemals über die ganze Welt). Seit einiger Zeit befindet sich aber diesbezüglich die "westliche Welt" im Abstieg, und daher habe ich realistischerweise meine Zweifel, daß die für das genannte Ziel notwendige Dominanz sich in absehbarer Zukunft herstellen lassen wird. smile

Original geschrieben von: Malcolm

Die Entwicklung in Südamerika ist durchaus ermutigend und das zählt nicht zum "Westen", auch die Entwicklung in Osteuropa

Sowohl Südamerika, als auch einige Länder Osteuropas zählen zum westlichen Kulturkreis, was sowohl in der jeweiligen Bevölkerungwanderung, als auch der christlichen Missionierung
begründet liegt. Hinzu kommt in vielen Ländern die imperiale bzw. koloniale (heute würde man sagen: geopolitisch determinierte) Vergangenheit, die einen massiven Einfluß auf die spätere Geschichte eines Landes hatte.
Daß sich, im Detail, "Demokratie" durchaus auch in verschiedenen Gesichtern zeigt, ist den Einflüssen von weltlichen Traditionen und politischen Theorien zu verdanken (z.B. Ecuador, Brasilien, Bolivien, Venezuela, Kuba).

Wir dürfen außerdem nicht vergessen, daß das gesamte letzte Jahrhundert eine Blütezeit linker Ideen gewesen ist. Diese haben sich massiv auf die Gesellschaftsideologien niedergeschlagen und ihren Weg in die Indoktrination des Nachwuchses gefunden. In (West-)Deutschland geschah dies besonders massiv durch den Einfluß der Besatzungsmächte in den 50ern bis 70ern, man sollte nicht die Größenordnung der "Umerziehung" in diesem Zeitraum unterschätzen. Und die Besatzungsmächte (die ja auch Kriegsgewinner waren und die damalige Welt dominierten) selbst, zu einem gewissen Grad sogar Rußland, haben ihre eigene liberale, teils linke Historie.

Erst seit den 80ern und 90ern erwachsen diesem Weltbild ernsthafte Konkurrenten mit Gegen-Entwürfen, und zu diesen gehören die "arabische Welt" und Zentral/Südasien (namentlich China). Interessanterweise haben aber in beiden großen Kontraparteien die Menschen- und Individualrechte eine andere Bedeutung, als im westlichen Entwurf, was einen unvoreingenommenen Beobachter eigentlich dazu bringen sollte, daran zu zweifeln, daß die Theorie der Menschenrechte nach westlichem Verständnis tatsächlich "universal" ist und ob der westliche Entwurf bei gleichzeitigem Schwinden seines geopolitischen Einflusses die Dominanz erringen wird.