Hallo Frogger,

man kann über Dinge verschiedener Meinung sein, aber ich halte sowohl Jesus und auch Mohammed für eindeutig historische Figuren. Man kann zweifeln, sicherlich, aber dann kann man mit demselben Recht auch die Existenz von Sokrates oder Shakespeare anzweifeln. Hier werden meiner Meinung nach Dinge miteinander verwechselt. Ganz ohne Zweifel sind religiöse Texte dämonische Texte - das entscheidet sie ganz entschieden von philosophischen Texten, die diese gewisse Offenheit haben, die religiösen Texten abgeht. Aber das ändert doch nichts daran, daß sie prägende Gestalten haben, wie insbesondere Moses, Jesus oder Mohammed.

Die ganze Sache erinnert an den alten Witz, daß die Werke von Shakespeare nicht von Shakespeare geschrieben wurden, sondern von einer ganz anderen Person. Das kann man behaupten, ist aber letzlich sinnlos, denn die Werke Shakespeares haben doch alle diese ausgeprägte dramatische Kraft, die wir mit Shakespeare verbinden, ob dabei diese Werke von Shakespeare stammen oder von einer anderen Person ist letzlich dabei gar nicht wichtig.

In der selben Weise zeugen aber auch die heiligen Schriften von der Existenz außerordentlicher, nur eben dämonischer Personen. Mohammed ist dabei eine dieser außerordentlichen Personen, wobei ich kein Moslem bin und glaube, daß Mohammed den Koran von Gott empfangen hat, sehr wohl aber glaube, daß es diese außerordentliche Persönlichkeit Mohammed gegeben hat, die diesen Prozeß in Gang gesetzt hat, weil nur er es konnte und wollte.

Das ist übrigens gar nicht mal so sehr eine Sache des "Glaubens". Sehr wohl aber eine Angelegenheit, ínwieweit wir eine Sache schätzen oder nicht. Wer eine Sache hoch schätzt, sieht in ihr eine Sache ausgeprägter Individuen, so sehr dies auch nebelhaft im verborgenen liegen mag. Beethovens 9. werden wir immer für Beethovens 9. halten, egal wie die unscharf die Quellenlage sein mag ( sie ist selbstverständlich nicht so unklar). Selbst wenn sich heraus stellen würde, daß alle Werke Beethovens von einem gewissen Hubermeyer stammen würden, würde man halt sagen, na und? Dann heißt der Mann eben Hubermeyer, das ändert doch nichts an meiner Liebe zu diesem Mann und seiner Musik. Dagegen würde man behaupten, daß die Werke Beethovens von einem Grüppchen gelangweilter mittelmäßiger Pianisten des 19. Jahrhunderts ausgedacht worden seien, würde das niemand ernst nehmen.

So zeigen Deine Bemerkungen für mich einen Mangel an Respekt vor gewissen durchaus faszinierenden prägenden Personen der Weltgeschichte. Das sei Dir natürlich vollkommen unbenommen, nur ist meine Position natürlich eine vollkommen andere. Mein Respekt vor dem Islam geht selbstverständlich nicht so weit, ihn tatsächlich für eine Offenbarung Gottes zu halten, sehr wohl aber so weit, daß hinter dem Islam eine außerordentliche Persönlichkeit gestanden haben muß, was gar nichts daran ändert, daß man die religiöse Verklärung solcher Persönlichkeiten ( etwa auch der Person Jesu) auch gelegentlich belächeln mag.

Gruß Malcolm