Wir haben, dass ist meine Meinung, zu viele Kriecher unter uns.
Also, Kriecher mag es auch geben, nur was mich an der ganzen islamophoben Diskussion ärgert, ist das Verhältnis Biedermann und Brandstifter in diesem ganzen Millieu. Da gibt es auf der einen Seite die ausgesprochen Rechtsradikalen - das sind die Brandstifter -, aber die sind wenigstens ehrlich und meinen, daß man die Muslime aus Europa vertreiben muß.
Und dann gibt es die xenophoben Biedermänner, wozu Du vermutlich gehörst, die meinen, fortwährend vor dem Islam warnen zu müssen, ohne sich klar darüber auszulassen, was sie denn eigentlich planen. Aber selbstverständlich schaffen die Biedermänner erst die Progromstimmung, in der die Brandstifter agieren können.
All das ist wenig hilfreich. Und dann sage ich ganz einfach mal: Ein Europa, das seine Werte verliert, verliert seine Seele. Wenn wir anfangen, Menschen anderer Ethnien oder anderer Religionszugehörigkeit zu vertreiben oder auch nur auszugrenzen, dann hat Europa seine Seele verloren. Also gibt es gar keine Alternative zu einer konstruktiven Diskussion, auch mit den Muslimen. Daß diese Gesellschaft bei der Verteidigung ihrer Werte auch mal klare Kante zeigen muß, ist unausweichlich und man sollte Muslimen gegenüber nicht konfliktscheu agieren, aber das ist auch nur die eine Seite.
Ich kann nur sagen, daß ich mit Muslimen oder einfach auch Menschen anderer Ethnien immer gut klar gekommen bin, auch wenn ich in einem Bezirk lebe, wo zwar einige Menschen mit Migrationshintergrund leben, aber - das ist wahr - nicht in einem ausgesprochenen Problembezirk ( Borgfelde, ein ziemlich "normaler" Stadtteil von Hamburg, nicht reich, aber auch nicht völlig verwahrlost).
Hier gibt es viele "Baustellen", "islamischer Religionsunterricht an Schulen", Menschen anderer ethnischer Herkunft in der Polizei oder Justiz, als Lehrer, im Staatsdienst, eine Freundin von mir unterrichtet ehrenamtlich Migrantenkinder in der deutschen Sprache, damit die in der Schule eine Chance haben, es gibt "Tage der offenen Tür" in Moscheen, die mir sehr gut gefallen haben, ich habe auch mal an einem "islamisch-christlichen Treffen" teil genommen, ein recht nettes Treffen. Für die Xenophoben ist all das Teufelszeug.
Aber die Xenophoben, die sich etwa bei PI-News rum treiben, sind ja meistens an einer wirklichen Diskussion nicht interessiert. Sie präsentieren tausend schlimme Zitate aus dem Koran, die es durchaus geben mag, aber als ich es bei PI News wagte, ein paar Zitate aus der Bibel anzuführen, die ähnlich sind, wurde mein Beitrag dort nicht zugelassen. Das ist natürlich in Ordnung, nur wenn diese Leute nicht diskutieren wollen, sollen sie es halt lassen, nur nicht so tun, als ob niemand auf sie hört.
Ich finde Millieus, in denen es verboten ist, auch nur ein positives Wort über den Islam zu sagen, eben einfach nur reichlich uninteressant. Und es gäbe einige sehr positive Dinge über den Islam zu sagen. Der Islam hat etwa mit der Idolatrie vollkommen aufgeräumt ( allerdings dafür einen hohen Preis gezahlt), er verkörpert einen lupenreinen Monotheismus ( wo das Christentum ständig herum eiert), er macht den "bösen Blick" auf die Sexualität im Christentum so nicht mit ( und hat in diesen Dingen vielleicht gerade darum eine ausgesprochene Strenge). Der Islam hat auch historisch gesehen, eine große Toleranz gegenüber anderen Religionen gehabt, sicher auch immer mit dem gewissen Gefühl der Überlegenheit, aber auch der Koran, den ich eine interessante Lektüre fand, hat sich dem Problem gewissermaßen gestellt, während das Christentum dieses Problem völlig offen läßt und viele Progrome schon im Mittelalter, gipfelnd in der Judenvernichtung des 20. Jahrhunderts, die Folge waren. Daß der Islam heute in dieser Hinsicht ein lausiges Bild abgibt, mag wahr sein, aber da darf man das Problem nicht im Islam suchen, sondern in der völligen Zurückgebliebenheit mancher islamischer Kulturen.
Dabei bin ich durchaus überzeugter Christ und habe auch nicht vor, das zu ändern. Doch bin ich den Muslimen gegenüber weder arrogant noch unterwürfig, denn ich bin der festen Überzeugung, daß der Islam für jede seiner Errungenschaften einen hohen Preis zahlt, den ich als Christ nicht zahlen will, aber deshalb bin ich doch trotzdem in der Lage, diese Errungenschaften zu erkennen. Aber mein Verhältnis zum Islam ist ein durchaus interessiertes und vor allem darf man auch die Gemeinsamkeiten unserer Religionen betonen. Letzlich wurzeln beide Religionen im Judentum.
Ich lese zum Beispiel auch gerne die islamische Zeitung, die monatlich in geringer Auflage erscheint. Was diese Zeitung schreibt, ist konstruktiv und produktiv. Daran halte ich mich, nicht an das, was irgendwelche grenzdebilen türkischen oder arabischen pubertierenden Machos zu sagen haben.
Gruß Malcolm