Also für mich sind das demokratische Wahlen, solange sie nur halbwegs demokratisch abgehalten werden. Daß zum Beispiel Polizisten nicht mit wählen können, halte ich zwar für schwer verständlich, aber es ändert doch nichts daran, daß dies echte demokratische Wahlen sind.

Ich erinnere da doch einmal an die englische Geschichte. Der englische Parlamentarismus existiert seit Jahrhunderten. Aber gerade in der Anfangszeit ( las mal ein Buch darüber) soll das System sehr korrumpiert gewesen sein und nur gewisse Adelige durften da überhaupt mitwählen. Aufgeregt hat das damals niemanden, und so über die Jahre durften mehr und immer mehr Menschen mit wählen und über einen Jahrhunderte dauernden Lernprozeß hat sich dies verbessert.

Noch bis vor wenigen Jahren durften in der Schweiz Frauen nicht wählen gehen, während das Ruhmesblatt, den Frauen zum ersten mal in der Geschichte das Stimmrecht zu geben, an die Türkei geht.

Deshalb finde ich es auch schlicht albern, den Wahlen ihre Legitimität abzusprechen, nur weil die Polizisten nicht mitwählen können. Und ich finde es auch falsch, den Wahlen die Legitimität abzusprechen, nur weil gewisse zivilisatorische Standards nicht eingehalten wurden, wie der Grundsatz Wähler innerhalb der Wahllokale nicht zu beeinflussen.

Nur wenn das Wahlergebnis auf massivem Wahlbetrug beruhte, wenn die Wahlen also massiv gefälscht worden wären, wenn also eine Partei, die nur 10% Zustimmung in der Bevölkerung hätte, plötzlich 60% der Stimmen erhielte, dann sollte man dagegen Einspruch erheben, aber solange dies nicht geschieht, sind kleine Schönheitsfehler wohl hin zu nehmen. Das ließe sich innerhalb eines demokratischen Prozesses alles noch korrigieren, wie die Sache mit den Polizisten. Auch Umfragen sollten in Zukunft gestattet sein, auch da habe ich nicht verstanden, warum dies in Tunesien verboten sein soll.

Ich wünsche den Tunesiern jedenfalls alles gute und ich als Nichttunesier freue mich sehr über diese Wahlen. Gibt es schon erste Ergebnisse oder Prognosen?

Gruß Martin