Hallo Asma,
Ennhahdha führt offensichtlich einen ziemlich aggressiven Wahlkampf. Das ist kein Verbrechen. Wähler an der Wahlurne anzusprechen ist sicherlich verkehrt, aber man mag das als Geburtsprobleme einer Demokratie ansehen.
Daß Dir Enhahdha als "unsympathisch" erscheint, ist noch kein Argument. Ich kann das als Deutscher überhaupt nicht beurteilen. Ich denke, wenn diese dezidiert islamische Partei diese Wahlen gewinnt, wird man das als guter Demokrat zu akzeptieren haben. Und ich hoffe, daß diese Partei dann einen ähnlichen Weg einschlägt wie die AKP in der Türkei. Oder die CDU in Deutschland. Jedenfalls glaube ich nicht, daß alle die in dieser Partei mitmachen, zumal in ihrer Führungsebene, unbedingt als dämlich einzustufen sind. Und auch nicht als "undemokratisch".
Jedenfalls ist es mir ein altbekanntes Argument der sogenannte radikalen Linken, daß man auf demokratische Gepflogenheiten verzichten zu können glaubt, weil man ja gar nicht in einer "richtigen" Demokratie lebt. An diese Argumentation erinnert mich das, was Du schreibst. Warum sollte also jemand etwas "dagegen unternehmen", wenn, wie es sich abzeichnet, eine "islamistische" ( aber "islamistisch" ist auch nur ein Schlagwort) Partei die Wahlen gewinnt? Wobei ich hoffe, daß sie nicht die absolute Mehrheit bekommt, aber es wäre dann immerhin eine echte "Volkspartei", deren Entstehung ich begrüßen würde. Die sogenannte "Linke" dagegen wird möglicherweise noch auf Jahrzehnte heraus zersplittert werden.
Und ich könnte mir vorstellen, daß Dich das Ergebnis dieser Wahlen maßlos enttäuschen wird, aber dann heißt es in einer Demokratie immer, ein guter Verlierer zu sein.
Gruß Martin