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Re: Libyscher Übergangsrat will Scharia einführen
[Re: Zarzouna]
#354944
28/09/2011 19:27
28/09/2011 19:27
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Joined: Apr 2006
Beiträge: 6,893 DE: NW
Frogger
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Die Scharia ist eine Sammlung von Rechtsquellen. Es gibt, womöglich denken einige Menschen so, dort keinen "Paragraph 1" und auch kein "Gesetzbuch", in dem die Gesetze aufgelistet sind.
Vielmehr erstrecken sich die Regeln der Scharia auf alle Lebensbereiche eines Muslims (und in den Staaten, wo sie gilt, auch auf die der dort lebenden Nichtmuslims) und nennen z.B. Dinge, die verpflichtend und verboten sind, und zwar aus "göttlicher" Sicht. Scharia ist also ein Sammelbegriff für verschiedene Rechtsquellen, die aber allesamt auf dem göttlichen Willen beruhen.
Darauf aufbauend haben sich verschiedene Rechtsschulen entwickelt, die diese Regelungen interpretieren und für einen bestimmten Sachverhalt anwenden. Neben einer sehr kleinen Gruppe von Regelungen, über die fast überall Konsens besteht, gibt es also im Bereich der Scharia vielmehr große Unterschiede. Analog zu z.B. westlichen Rechtssystemen, bei denen für einen bestimmten Kanon and Übertretungen weitgehende Übereinstimmung über Strafbarkeit und Strafe besteht (z.B. Mord = Tod oder lebenslange Haft). Die meisten der Gesetze ansonsten sind aber in jedem Staat unterschiedlich, und zwar auch in denen, die prinzipiell auf denselben Rechtsquellen beruhen (Napoleonisches Recht oder Römisches Recht).
Einzug in das Schariarecht finden jedoch auch traditionelle Regeln, so daß im Endeffekt keine zwei islamischen Länder dasselbe "Scharia-Recht" haben und das Schlagwort "Scharia" von Befürwortern und Ablehnern fast beliebig als Kampfbegriff im Sinne ihrer jeweiligen Vorstellungen verwendet wird. Ohne zu wissen, was sich ganz konkret hinter der "Scharia" in einem ganz bestimmten Gebiet (Land) verbirgt, ist es nahezu unmöglich, darüber zu argumentieren.
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