In den Reisebüros, die ich ich von Zeit zu Zeit besuche,um nachzufragen, verhält es sich ebenso. Man kann sowohl Tunesien, wie auch Ägypten buchen, doch Nachfrage besteht, wenn überhaupt dann nur nach Ägypten.
Ich denke, das liegt wohl auch daran, daß die ägyptischen Urlaubsgebiete sich weit ab im Nirgendwo befinden. Außerdem hatte Ägypten, absolut gesehen, höhere Touristenzahlen gehabt, als Tunesien, so werden dann auch bei einer Abnahme von 50%, dort noch mehr übrigbleiben als hier.

Hauptsächlich aber liegt es wohl daran, daß Pyramiden und ägyptische Tempel, die überall im Zusammenhang mit dem Wort "Ägypten" zu sehen sind, halt mehr ziehen, als ein römisches Amphitheater und Ruinen punischer Bauwerke, die zudem überhaupt nicht beworben werden - um es einmal salopp zu sagen. Ägypten gehört für Bildungs- und Möchtegern-Bildungsbürger zum kulturellen Pflichtprogramm, während Tunesien sich nie die ernsthafte Mühe machte, sich auch nur ansatzweise so aufzustellen.

Und NUR Sand und Sonne - na, da kann man ebenso nach Bulgarien, Türkei, Griechenland oder Spanien fahren, die Strände und sogar viele Hotels sind auswechselbar, oft sogar besser (speziell Infrastruktur und Service).

Zudem beschwert sich Tunesien, wenn man einmal ganz genau hinhört, weniger über das Ausbleiben der Allerweltstouristen, sondern über das der "Gutbetuchten" - also Medizintouristen, Golftouristen, libysche Junggesellen, etc. Im Verhältnis scheint einer der von denen genausoviel zu zählen, wie 10 Normaltouristen (bezüglich des Geldes, was er effektiv dort läßt).
Andererseits könnte der schlechte Ruf, den Tunesien in Bezug auf Service und Infrastruktur in den letzten Jahren aufgebaut hat, im Bewußtsein der Urlauber auch nun so stark geworden sein, daß die Berichte über einen Aufstand nur noch den berühmten letzten Tropfen für ein Überlaufen der Urlaubsplanung in ein anderes Gebiet darstellt.

Da muß Tunesien mehr tun, als Prospekte drucken und Parolen auf sozialen Netzwerken veröffentlichen - mehr am Preis, mehr am Service, mehr am Image, doch ich glaube, daß die Tourismusverantwortlichen das dort immer noch nicht verstanden haben, trotz mehrfacher Reflektionen und Audits, und noch immer dem typisch tunesischen Glauben anhängen, daß man nur ein Hotel bauen und eröffnen muß, damit die Touristen sich ganz von selbst darum reißen, dort übernachten zu dürfen.

Selbstüberschätzung in dieser Hinsicht begegnete einem in Tunesien im Wirtschafts- und Politikleben in den vergangenen Jahren sehr häufig, und ich denke, daß der Aufstand daran - zumindest bis jetzt - nicht wirklich etwas geändert hat.