Übrigens - es soll nicht der Eindruck entstehen, daß ich Anschläge in Tunesien für unwahrscheinlich halte. Im Gegenteil habe ich bereits seit 2009 die Wahrscheinlichkeit eines Anschlages in Tunesien als hoch und seit 2011 (und mindestens bis 2012) als sehr hoch bezeichnet.

Ich gehe allerdings nicht überein mit denen, die ich meinserseits als Verschwörungstheoretiker bezeichne, die einen Zusammenhang von lokalen Gruppen mit lokalen Zielen und einer angeblichen internationalen Terroristenorganisation herstellen wollen (warum nicht gleich ein Anschlag in Tunesien als Antwort auf den Tod von bin Laden?).

Waffen und Personen sind auch schon vor 2011 im Lande gewesen und es gab eine Freizügigkeit über die Landesgrenzen von Libyen, Tunesien und Algerien hinweg. Ein Anschlag wäre ressourcentechnisch schon früher kein Problem gewesen und daß er nicht stattgefunden hat, legt nahe, daß der Angriff auf den Tourismus nicht auf der Agenda stand - oder, daß es in Wirklichkeit gar keine Gruppen mit diesen Zielen gegeben hat (sehr wohl aber bewaffnete Systemgegner).

Die Lage hat sich 2011 insofern geändert, als daß es nun möglich ist Tunesien in eine Gesamtstrategie mit Libyen und Algerien einzubeziehen, daß Personen- und Waffenkontrollen kaum vorhanden sind und daß mindestens in Tunesien, wenn nicht später auch in Libyen, sogeannte neoliberale Elemente eingeführt werden. Hiergegen, und gegen diejenigen, die als Träger dieser Änderungen auftreten (Regierung, globale Konzerne, Staaten) kann es sehr wohl Kämpfe geben, und es würde mich nicht im geringsten überraschen, wenn es da zu Anschlägen auch im Tourismusbereich (in erster Linie im Bereich Hammamet, doch auch Tunis oder Bizerte) kommen würde.