Sicher, kein Bock auf Schule, kein Bock auf Arbeiten - da habe ich auch irgendwann mal die Nase voll und gehe dorthin, wo ich dann trotzdem Geld bekomme.

Du hast, wie auch viele andere, die Motive des Auswanderns nicht verstanden, es handelt sich nämlich in der großen Mehrzahl nicht um Horden von hoch ausgebildeten und extrem zur Leistung motivierten Personen, die mit ihrem Wesen Europa bereichern und die alle Europäer mit offenen Armen begrüßen wollen.

Um die Gedanken besser zu verstehen, hier eine kleine Anekdote aus den letzten Tagen: Die tunesische Regierung wird allen arbeitslosen Universitätsabgängern demnächst monatlich 200 Dinar plus Krankenversicherung zahlen, damit sie nicht ganz ohne Geld und Absicherung dastehen und wieder aufd ie Straße gehen.
So weit - so gut, doch was passierte nun? Reihenweise haben Graduierte, die vorher eine Anstellung z.B. als Fließbandarbeiter hatten, und dabei 200-300 Dinar/Monat verdienten, ihren Job gekündigt, um fortan dasselbe Geld ohne Arbeit zu erhalten.
Und auch wenn ich es ihnen nicht verdenken kann, und auch, wenn sie durch diesen Schritt Arbeitsplätze für schlecht Ausgebildete frei machen, so zeigt es doch, wie gedacht und gehandelt wird.
Auch wenn dies z.B. in Deutschland bei ähnlichen Voraussetzungen ebenso passieren würde, unterschätzt man die Dynamik und Konsequenz, mit der Handlungen in Tunesien (oder anderen Drittweltländern) stattfinden. Dort reicht für viele Menschen bereits Hörensagen dazu aus, um gravierende Änderungen der eigenen Lebenssituation vorzunehmen und alles auf das Prinzip Hoffnung und es-kann-ja-nur-besser-werden zu setzen. Und dies bezieht sich beileibe nicht nur auf Personen, bei denen man es aus ökonomischen Gründen "verstehen" könnte, sondern auf jeden, der sich, egal welchen Status er hat, verbessern will.