Libyen: UNHCR besorgt, dass Flucht verhindert wird

Tripolis/Genf - Die Zahl der Menschen, die die libysch-tunesische Grenze zu passieren suchen, hat massiv abgenommen. Im Vergleich zum Wochenbeginn, als täglich zwischen 10.000 und 20.000 Menschen nach Tunesien einreisten, wurden gestern nur 2.000 Grenzübertritte registriert. UNHCR befürchtet, dass die angespannte Sicherheitslage in Libyen die Menschen an der Flucht hindern könnte.

Auf der libyschen Seite der Grenze haben nun schwer bewaffnete Regierungstruppen Stellung bezogen. Flüchtlinge, die den Weg über die Grenze geschafft haben, berichteten UNHCR, ihnen seien Mobiltelefone und Fotoapparate abgenommen wurden. Viele von ihnen wirken stark eingeschüchtert und möchten nicht über ihre Erlebnisse sprechen.

Dank einer schnellen Reaktion der internationalen Staatengemeinschaft auf den entsprechenden gemeinsamen Aufruf der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und UNHCR konnten erhebliche Fortschritte bei der Evakuierung von Ägyptern und Angehörigen anderer Nationalitäten aus Tunesien gemacht werden. Ägypten, Tunesien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien haben die Bereitstellung von Flugzeugen und Schiffen zugesagt. Auch die Niederlande, Belgien und die USA haben Transportmittel in Aussicht gestellt.

Die ägyptische Regierung holte indessen zehntausende Landsleute nach Hause. Australien, Österreich, Belgien, Dänemark, die Europäische Kommission, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, Polen und Spanien stellten UNHCR finanzielle Mittel für die Bekämpfung der humanitären Krise in Libyen zur Verfügung. Zudem sind private Spenden eingetroffen.

Rund 12.500 Menschen müssen weiterhin dringend evakuiert werden; mehr als 10.000 von ihnen kommen aus Bangladesch. Heute sollen noch zwei Flugzeuge aus der Region den südasiatischen Staat anfliegen.

Sollten die militärischen Kontrollen auf den Straßen und an den Grenzanlagen nachlassen, erwartet UNHCR einen massiven Exodus. UNHCR-Mitarbeiter sind derweil mit Plänen für ein zweites Lager beschäftigt, das in Grenznähe errichtet werden soll.

Ein weiteres UNHCR-Team ist derweil im Osten Libyens, in Bengasi angekommen, wo 8.000 Menschen in einem Lager am Hafen auf Evakuierung warten. Die meisten von ihnen erwarten, in den nächsten zwei Tagen evakuiert zu werden.

Allerdings befinden sich dort auch 305 Eritreer, 191 Äthiopier und 153 Somalier, denen die Evakuierung wiederholt verweigert wurde. In ihrer Mehrzahl sind es junge Männer, nur 40 Frauen und drei Kinder sind unter ihnen. Alle berichten von erheblichen Leiden und Problemen, die sie in den vergangenen zwei Wochen durchleben mussten. Sie betonten jedoch auch, dass sie zuletzt mehr Mitgefühl erfahren hätten, weil dem Schicksal der schwarzafrikanischen Flüchtlinge mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden sei.

Das libysche Rote Kreuz ist sehr aktiv in die Unterstützung von tausenden Betroffenen eingebunden; auch in die von Personen aus Drittstaaten und Flüchtlinge, die die Landesgrenzen erreichen wollen. Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (ICRC) beobachten einen medizinischen Fachkräftemangel in der Region, auch Lebensmittel und Treibstoff werden zunehmend knapp.

Veröffentlicht am: 04.03.2011
http://www.unhcr.de/aktuell/einzelansich...ndert-wird.html