Libyen: Situation an Tunesiens Grenze spitzt sich zu
Tripolis/Berlin/Wien/Genf - Über 140.000 Menschen haben Libyen bislang aufgrund der eskalierenden Gewalt verlassen. Die Lage an der tunesisch-libyschen Grenze ist dramatisch. Derzeit überqueren über 1.000 Menschen pro Stunde die Grenze nach Tunesien. Überwiegend handelt es sich um Ägypter, aber auch Tunesier, die in ihre Heimat zurück wollen. UNHCR erreichen zunehmend Notrufe von Betroffenen, die sich nicht auf die Straße trauen, weil sie dort der Gefahr der Verfolgung ausgesetzt sind.
UNHCR-Nothilfeteams arbeiten mit den örtlichen Rotkreuz-Organisationen und vielen freiwilligen Kräften sowie dem Militär in Tunesien und Ägypten an den Grenzen zusammen, um diese humanitäre Krise zu bewältigen. Am Wochenende ist in Djerba, Tunesien, eine erste UNHCR-Transportmaschine mit 100 Tonnen Hilfsgütern gelandet. An der tunesischen Grenze wurden gestern 500 Zelte von UNHCR errichtet, weitere 1.000 werden derzeit aufgebaut, so dass 12.000 Menschen Unterkunft geboten werden kann. Für Donnerstag dieser Woche sind zwei weitere Hilfsflüge mit Zelten und anderen Hilfsgütern für insgesamt 12.000 Menschen geplant.
Tausende von Menschen warten noch auf der libyschen Seite der Grenze zu Tunesien. Sie müssen seit drei Tagen bei bitterer Kälte die Nächte im Freien verbringen. Unter ihnen befinden sich auch Bürger afrikanischer Staaten, denen der Grenzübertritt nach Tunesien bislang verweigert wurde. UNHCR ist in Verhandlungen mit den örtlichen Freiwilligen, die die Grenzkontrolle übernommen haben, um eine Einreise dieser Menschen zu ermöglichen.
Dringend benötigte medizinische Hilfsgüter werden heute im Auftrag von UNHCR in Zusammenarbeit mit dem ägyptischen Roten Kreuz in den Osten Libyens gebracht.
Besonders besorgt ist UNHCR um das Schicksal von rund 8.000 schutzbedürftigen Flüchtlingen aus verschiedenen Konfliktregionen, die in Libyen festsitzen. Nur ganz wenigen von ihnen ist es gelungen, Zuflucht in einem Nachbarstaat zu finden.
Inzwischen erreichen UNHCR immer mehr Notrufe von den Betroffenen, die sich nicht auf die Straße trauen, weil sie dort der Gefahr der Verfolgung ausgesetzt sind. Sie berichten von Übergriffen, Angriffen auf ihre Unterkünfte und Mordanschlägen.
UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres hat gestern die internationale Staatengemeinschaft auf die Notwendigkeit hingewiesen, gefährdeten Menschen aus armen und kriegszerrütteten Ländern ebenfalls die Möglichkeit einer Evakuierung aus Libyen zu ermöglichen.
"UNHCR appelliert an alle Nachbarregierungen in Nordafrika und Europa, die Grenzen über Land, Luft oder See offen zu halten für Menschen, die aus Libyen fliehen müssen", sagte Guterres. "Alle Menschen, die Libyen verlassen, sollten ohne jegliche Diskriminierung und ungeachtet ihrer Herkunft Unterstützung erhalten."
Das UN-Flüchtlingskommissariat ruft dazu auf, den Libyen-Hilfseinsatz durch Spenden zu unterstützen. Für Deutschland nimmt die UNO-Flüchtlingshilfe ab sofort Spenden für die schutzbedürftigen Menschen in der Krisenregion entgegen. Wie Sie in Österreich und der Schweiz spenden können erfahren Sie unter "Was kann ich tun?".
Veröffentlicht am: 01.03.2011
http://www.unhcr.de/aktuell/einzelansich...zt-sich-zu.html