TV 14:22
Ende des Ausnahmezustands in Ägypten in Sicht
Kairo (dpa) - Der seit 1981 in Ägypten geltende Ausnahmezustand soll bald beendet werden. Darauf einigten sich nach Angaben des Staatsfernsehens Vizepräsident Omar Suleiman und Vertreter der Opposition bei ihren ersten Gesprächen am Sonntag.
Voraussetzung sei allerdings, dass die Sicherheitslage ein Ende des Ausnahmezustands erlaube, hieß es im ägyptischen Fernsehen weiter. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.
Der Ausnahmezustand hatte es der politischen Führung des Landes jahrzehntelang ermöglicht, die Opposition zu unterdrücken. Demonstrationen waren verboten. Zivilisten wurden von Militärgerichten verurteilt.
Zudem vereinbarten beide Seiten nach Angaben des Fernsehens, dass ein Komitee gebildet werden soll, dass binnen eines Monats die Verfassung überarbeitet. Bei dieser Verfassungsreform geht es vor allem um die Voraussetzungen für eine Kandidatur bei den im September geplanten Präsidentschaftswahlen, bei denen Staatschef Husni Mubarak nicht mehr antreten will.
Suleiman hatte erstmals führende Mitglieder der Muslimbruderschaft empfangen, um mit ihnen über einen Ausweg aus der Krise zu sprechen. Nach Angaben der staatlichen Medien nahmen an dem Treffen am Sonntag auch unabhängige Persönlichkeiten wie der christliche Unternehmer Naguib Sawiris teil. Auch der am Vorabend ernannte neue Generalsekretär der regierenden Nationaldemokratischen Partei (NDP) von Präsident Mubarak, Hossam Badrawi, war eingeladen.
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Die Muslimbrüder, deren Mitglieder seit Tagen in großer Zahl auf dem Kairoer Tahrir-Platz demonstrieren, hatten anfangs erklärt, sie stünden erst nach Mubaraks Rücktritt für einen Dialog zur Verfügung. Am Sonntag schickten sie dann doch ihren Sprecher Mohammed Mursi und Saad al-Katatni, ein Mitglied ihres Leitungsrates, zu Suleiman. Auch mehrere westliche Regierungen, die in den vergangenen Jahren enge Beziehungen zu Mubarak gepflegt hatten, befürworten inzwischen einen Dialog mit den Muslimbrüdern.
Der Druck der Straße auf den Staatschef hielt auch am 13. Tag der Proteste an: Auf dem Tahrir-Platz im Herzen der Hauptstadt Kairo protestierten am Sonntag erneut 6000 Menschen und forderten den Rücktritt Mubaraks. Koptische Christen wollen am Sonntag auf dem Platz einen Gottesdienst feiern. Die Kopten sind in der Frage, ob man gemeinsam mit den Muslimbrüdern eine Allianz gegen das korrupte alte System bilden sollte, gespalten. Das geistliche Oberhaupt der Kopten, Papst Schenuda III., hatte Mubarak am Samstagabend den Rücken gestärkt.
dpa-info.com GmbH
http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/inf...n-in-Sicht.htmlÜbrigens nach 30 Jahren oh je.