Tunesischer Islamistenführer unterwegs in die Heimat

Der tunesische Islamistenführer Rached Ghannouchi hat sich nach 22 Jahren im britischen Exil auf den Weg in seine Heimat gemacht. Wie seine Tochter Soumaya Ghannouchi der Nachrichtenagentur AFP per Telefon vom Londoner Flughafen Gatwick aus sagte, bestieg er ein British-Airways-Flugzeug, das um 12.25 Uhr MEZ in Tunis landen sollte. Ghannouchi wurde außer von seiner Tochter von 30 Unterstützern seiner gemäßigt islamistischen Partei Ennahda sowie von Journalisten begleitet.

Sollte es in Tunesien freie und faire Parlamentswahlen geben, werde Ennahda teilnehmen, sagte er am Flughafen. Das jetzige Parlament sei immer noch das "Ein-Parteien-Parlament", und die derzeitige Übergangsregierung sei nicht stabil. Der Chef der Übergangsregierung, Mohammed Ghannouchi, der das Amt des Ministerpräsidenten seit 1999 inne hat, hatte das nach der Flucht von Präsident Zine El Abidine Ben Ali eingerichtete Kabinett am Donnerstag umgebildet und fünf Minister ausgewechselt.

Rached Ghannouchi war in Tunesien zu lebenslanger Haft verurteilt worden, doch in den vergangenen Tagen konnten auch andere unter der früheren Regierung verurteilte Oppositionelle unbehelligt aus dem Exil zurückkehren. Ghannoucchi hatte die Ennahda-Partei 1981 nach dem Vorbild der ägyptischen Muslimbruderschaft gegründet. Heute stehe seine Partei der türkischen Regierungspartei AKP nahe, sagte er vor seinem Abflug nach Tunis.

Ghannoucchi floh 1989, als zwei Jahre nach der Machtübernahme Ben Alis die Verfolgung von Islamisten begann. Die Ennahda-Partei war unter Ben Ali verboten. Obwohl Ghannoucchi einen gemäßigten Islamismus vertritt, fürchten Frauenrechtlerinnen in Tunesien, seine Rückkehr könne einen Rückschritt bei den hart erkämpften Freiheiten der Frauen in dem Land bedeuten.

Quelle: AFP