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Re: 80 deutsche Firmen geschlossen
[Re: sharaz99]
#343825
29/01/2011 17:05
29/01/2011 17:05
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Claudia Poser-Ben Kahla
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Hallo Claudia,
du stellst hier eine Ansage vom 18.1.2011 ein. Meine Nachricht war taufrisch von heute Morgen. Also haben sich die Umstände in den Augen der Firmen doch geändert.
Wie ich schon mal geschrieben habe, produzieren sie seit längerer Zeit nur minimal bzw. garnicht. Das ist von Firma zu Firma verschieden.
Und glaubst du im Ernst dass sich die Kunden über Wochen hinweg gedulden bis endlich mal die Tunesier liefern können?
Hast du eigentlich eine ungefähre Ahnung wie hoch die Verluste sind? Glaubst du wirklich du weißt über die Zukunftspläne der Geschäftsleitungen Bescheid?
Im Moment warten sie natürlich noch ab. Deshalb die Zusammenkunft nächste Woche. Man kann eine Produktion auch nicht von heute auf Morgen verlagern. Du siehst das alles aus großer Entfernung und musst dich auf unwissende Aussagen verlassen u.A. auch von der AHK.
Die sind schon veraltet! Ich muss jetzt mal fragen ob du zu allen dieser 80 deutschen Firmen Kontakt hast und deren Infos? Ich finde es Schade das diese Firmen dazu keine Pressemeldungen geben und aufmerksam machen. In Tunesien sind derzeit zwischen 280 und 300 deutsche Firmen aktiv mit Produktion und Dienstleistungen, einige gaben Presseberichte und diese waren zum größten Teil positiv, das sie weiter machen wollen. Ich sehe es nicht aus der Ferne, da wir (mein Mann) auch eine Produktion in Tunesien haben und auch unser Container nicht nach D ging. Ich spreche auch nicht für 280 oder 300 deutsche Firmen welche in TN produzieren, was aber Fakt ist, einige dieser Firmen nutzen dies auch als Grund in andere Produktionsländer zu verlegen, auch da gibt es EU-Fördermittel. Sicher haben einige Firmen hart am Limit zu kämpfen, um jede Firma welche geschlossen wird ist es Schade, denn wer leidet, sind die kleinen Angestellten. Vielelicht sollten wir auch ein Thema hier aufmachen, wo über deutsche Firmen mit Name Infos hier bekannt gegeben werden, wo es schlecht aussieht. So haben alle diese direkten und aktuellen Infos. Claudia
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Re: 80 deutsche Firmen geschlossen
[Re: sharaz99]
#343831
29/01/2011 17:18
29/01/2011 17:18
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Claudia Poser-Ben Kahla
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Ich selbst habe keinen Kontakt zu allen diesen 80 deutschen Firmen, aber ich muss nun ja nicht meine Quelle hier angeben, da diese involviert ist.
Nimm es einfach zu Kenntnis!
Und ich glaube auch nicht dass die Firmen die ich angesprochen habe, dir und dann auch noch im Forum, ihre Namen nennen werden geschweige denn über ihre zukünftige Geschäftspolitik Auskunft geben werden. So meinte ich es nicht, sofern Infos natürlich öff. sind und zu einigen Firmen gibt es ja bereits Infos und Berichte. Wo man auch von Problemen berichtet. Das man hier nicht alle Firmen auflisten kann und sollte ist ja sicher klar. Das du in so einem Fall die Quelle nicht angibst, ist auch verständlich, wobei ich persönlich, halte aber von Hören und Sagen nicht viel, was all den Infos keinen Abbruch geben wird und sollte. Claudia
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Re: 80 deutsche Firmen geschlossen
[Re: LOE110209]
#343832
29/01/2011 17:21
29/01/2011 17:21
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Claudia Poser-Ben Kahla
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Dann hoffe ich aber, dass jede Firma vorher kontaktiert und gefragt wird, ob sie hier namentlich erscheinen will. Unabhängig davon, ob Du meine und Sahraz Meinung teilst oder nicht, Claudia, wird sich die Firmenlandschaft in Tunesien in den nächsten Monaten in beträchtlichem Umfang ändern. Galega ich habe nicht die Fähigkeiten in die Zukunft zu schauen, in jedem Land gibt es Veränderungen durch z.B. solche Prozess, was aber nicht immer nur negativ sein muss. Viele Näherinnen wurden unter aller Sau bezahlt und ehrlich auch da muss es Änderungen geben. Ich erinnere nochmals an KiK, welche billig herstellen lassen in Asien und so Frauen ausbeuten. Wenn man auf den Medienseiten die Kommentare zu z.B. Hosenfirma Bühl liest, ist dies anscheind nicht weit her und wird auch so Firmen treffen. Claudia
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Re: 80 deutsche Firmen geschlossen
[Re: LOE110209]
#343835
29/01/2011 17:24
29/01/2011 17:24
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Claudia Poser-Ben Kahla
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Es ist wohl auch noch ein riesiger Unterschied, ob die Firma Hightec Produkte, wie zB Kabelbäume herstellte und bei Lieferschwierigkeiten in Europa Fabriken stillstehen, wie zur Zeit in der Automobilindustrie, oder ob man irgendwelche Deko- Objekte oder zB Olivenholzschalen herstellt. Wenn die nicht geliefert werden können, na ja, mag ärgerlich sein, aber die Welt geht nicht unter...
LG So denken Menschen die sich wenig darüber iInformieren, denn hier in Europa (Deutschland) hängen wiederum Geschäfte und Kleinunternehmer dran und gehen durch Nichtlieferung kaputt, auch wenn es nach deinem Beispiel her nur Olivenholzprodukte sind, um die es bei uns nicht nur geht. Allein in der Technologie z.B. Solar hat man größere Einschnitte. Claudia
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Re: 80 deutsche Firmen geschlossen
[Re: Claudia Poser-Ben Kahla]
#343870
29/01/2011 19:52
29/01/2011 19:52
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devangel
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Es ist wohl auch noch ein riesiger Unterschied, ob die Firma Hightec Produkte, wie zB Kabelbäume herstellte und bei Lieferschwierigkeiten in Europa Fabriken stillstehen, wie zur Zeit in der Automobilindustrie, oder ob man irgendwelche Deko- Objekte oder zB Olivenholzschalen herstellt. Wenn die nicht geliefert werden können, na ja, mag ärgerlich sein, aber die Welt geht nicht unter...
LG So denken Menschen die sich wenig darüber iInformieren, denn hier in Europa (Deutschland) hängen wiederum Geschäfte und Kleinunternehmer dran und gehen durch Nichtlieferung kaputt, auch wenn es nach deinem Beispiel her nur Olivenholzprodukte sind, um die es bei uns nicht nur geht. Allein in der Technologie z.B. Solar hat man größere Einschnitte. Claudia Du handelst doch nicht mit Solarenergieprodukten, auf Deiner Homepage habe ich davon nichts gelesen. Soweit ich weiss, gibt es bei Dir Bekleidung (Kaftane) und Olivenholzartikel, die Du und Dein Mann sicher nicht exklusiv in einer Firma in Tunesien herstellen lassen. Das kriege ich in Marokko, oder sogar in Italien und Griechenland usw. Oder um was geht es bei Dir und Deinem Mann noch? Ich denke nicht, dass man hier in Europa unbedingt darauf warten muss, dass solche Artikel aus Tunesien eingeführt werden. Viele deutsche Touristen around the World bringen sich solche Teile aus dem Urlaub mit. Also sprich nicht für Dinge mit denen Du nichts zu tun hast. Dass, was hier in diesem Thread von Sharaz angesprochen wurde, sind Dimensionen, die Deine unternehmerischen Aktivitäten bei weitem übersteigen. Nix für ungut, aber lass die Kirche in Deinem Fall mal im Dorf.
es grüsst devils angel
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." (Albert Einstein)
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Re: 80 deutsche Firmen geschlossen
[Re: LOE110209]
#343893
29/01/2011 21:36
29/01/2011 21:36
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Claudia Poser-Ben Kahla
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Siehst du, du mußt dich schon wieder auf Informationen Dritter verlassen - anders als Sharaz und ich.
LG, Liebe Galega, mir sind Informationen welche allen öffentlich zugänglich sind, lieber und sicherer, als die Infos wo man die Quelle nicht sagen kann/darf/will usw. man kann hier kein Thema mit 80 deutsche Firmen geschlossen ohne Belege stehen lassen. Oder haftet ihr beide dann auch für so etwas? Wenn man von 80 deutschen Firmen ausgeht, solte man diese auch nennen, so das jeder weiß, um welche es sich handelt. Aber dir scheint es nicht klar zu sein, was solche News mit sich ziehen könnten. Nun geht alles auf mich los, das bin ich gewohnt, zum Glück sind es immer die gleichen, das beruhigt ungemeint. Aber eins ist Fakt: so ein Thema mit so einer Überschrift, kann böses mit sich ziehen. Ich hoffe das ihr dann auch noch auf eure Quellen zurück greift. Claudia
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Re: 80 deutsche Firmen geschlossen
[Re: LOE110209]
#343898
29/01/2011 22:47
29/01/2011 22:47
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Uwe Wassenberg
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Als erstes möchten wir, das Team sowie auch der Betreiber, uns von dieser Art der Berichterstattung distanzieren. Da wird in den Raum gestellt, dass 80 deutsche Firmen geschlossen seien, ohne auch nur einen einzigen überprüfbaren Beleg zu präsentieren.Obwohl heute bei der AHK eigentlich nicht gearbeitet wird, hat diese reagiert. "Man ist sehr angefressen und schreibt, dass die oben genannten Zahlen definitiv falsch sind. Von Einschränkungen betroffene Unternehmen, sowie besorgte Unternehmer mögen sich doch bitte bei der AHK melden. Eine weitere Pressemitteilung zur Situation und aktuelle Zahlen werden am Dienstag offiziell ausgegeben". Sicherlich wird auch untersucht werden, wer solche eklatanten Falschmeldungen in Umlauf bringt und dem Land Tunesien und der Wirtschaft schaden will. Anbei nachfolgend einige Dokumente und Veröffentlichungen, die wir per Mail erhalten haben. Pressemeldung der AHK Tunesien vom 19.01.2011Aktuelle Umfrage der AHK zur Wirtschaftssituation
Die Deutsch Tunesische Industrie- und Handelskammer (AHK Tunesien) hat in einer aktuellen Umfrage die Wirtschaftssituation im Land ermittelt. Dabei wurden in 24 Stunden 450 Betriebe befragt, von denen sich mehr als 30 % zurückgemeldet haben. Die Resonanz und Situationsberichte decken das ganze Land ab, sowie die verschiedenen Branchen. Am Tag 5 nach der Revolution heißt es bei Unternehmern wie Arbeitnehmern, wir sind wieder mit fast 100 % an Bord. Dies ist vor allem ein Verdienst der besonnenen Tunesier, die selbst in Tagen des Umbruchs und der politischen Veränderungen mit Bürgerwehren auch ihre Arbeitsplätze geschützt haben. Die in der AHK organisierten Firmen beschäftigen mehr als 50.000 Mitarbeiter in ganz Tunesien. Die Revolution mit dem besonderen Bürgergeist: Dass in Tunesien in kürzester Zeit etwas ganz Besonderes in der Gesellschaft passiert ist, davon berichten auch die Mitgliedsfirmen der AHK Tunesien. Hier sind ca. 450 deutsche und tunesische Firmen organisiert, die im ganzen Land in vielen Branchen tätig sind. So hat die AHK am 18.01.2011 um 15 Uhr eine Umfrage gestartet woraufhin sich schon nach 24 Stunden mehr als 15 % der Betriebe zurückgemeldet haben. Die Reichweite der Umfrage kann aber schon bei 30 % liegen, da viele auch für Unternehmen gesprochen haben, die in ihrem Industrie- oder Dienstleistungsbereich tätig sind. Seit Montag arbeiten fast alle wieder unter Hochdruck, und dies vor allem auf Betreiben der Arbeitnehmer. Die hatten während der kritischen 5 Tage eine enge Bindung zu ihren Unternehmen gehalten. Ob die Mitarbeiter selbst oder Teile ihrer Familie, jeder hat die Bürgerwehr verstärkt, um vor den Betrieben zu patrouillieren, ohne das ein Chef sie dazu aufgefordert hätte. Auch wenn das Außenministerium in Deutschland selten darüber spricht - in Tunesien leben und arbeiten ständig bis zu 3000 Deutsche, von denen kaum jemand das Land bisher verlassen hat. Hinzu kommt die enorme Zahl an gemischten deutsch-tunesischen Familien, die in beiden Ländern leben und somit für das Wirtschaftsleben hier immer ein besonderer Impuls sind. Alleine bei den Mitarbeitern der AHK hier in Tunis sind 60 % der Mitarbeiter unter 30 Jahre alt und davon haben viele die doppelte Staatsbürgerschaft.
Mit den Rückläufen aus den Betrieben erreicht uns auch die Meldung, dass zwei Fertigungsstätten von deutschen Firmen aus China nach Tunesien verlegt werden. Gerade jetzt hoffen viele Firmen im Interesse der Handelsbeziehungen darauf, dass die Europäer auf die Tunesier zugehen.
Dagmar Ossenbrink, Geschäftsführerin der AHK Tunesien, erklärt: „Unsere Unternehmen geben uns ganz klar das Signal: wir sind hochmotiviert mit unseren Belegschaften, wir können unsere Verträge einhalten und haben keine Rechtsunsicherheit hier. Wenn neue Investoren das Wachstum jetzt schnell unterstützen, so fundamentieren sie hier die neue Demokratiebewegung. Stabilität hat somit für die Bevölkerung einen sichtbaren Pfeiler in der Wirtschaft.“
Zahlen und Fakten:
- Handelsvolumen Deutschland-Tunesien: ca. 3 Mrd. Euro in 2010 - 280 deutsche Unternehmen haben ein Handelsvolumen direkt mit Deutschland von ca. 2 Mrd. Euro - 45.000 Mitarbeiter sind in den 280 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung beschäftigt - Damit gehören deutsche Betriebe zu den größten Arbeitgebern des Landes - Die Mehrzahl gehört zum verarbeitenden Gewerbe - Tunesien investiert pro Jahr über 8% in die Ausbildung der Jugend, in Deutschland hingegen wird weniger als 4 % vom Bruttoinlandsprodukt darin investiert - 50 % der Beschäftigten in unserem Erhebungsbereich arbeiten in der Textilveredlung, 30 % im Elektronik- Elektronikbereich und 20 % in anderen Gewerben - Jeder 7. Kabelbaum eines deutschen Autos stammt aus Tunesien
Dies ist die erste Auswertung der Umfrageergebnisse der schriftlichen und telefonischen Anfragen heute um 17 Uhr am 19.01.2011. Weitere Ergebnisse folgen in den kommenden Tagen.
Mit freundlichen Grüßen
D. Ossenbrink Geschäftsführerin AHK TunesienPressemitteilung der Germany Trade & Invest (GTAI) Tunesien nach der Revolution - auf dem Weg ins Chaos oder einer besseren Zukunft? Berlin, Tunis (GTAI) Der Diktator ist weg, die Demonstrationen gehen weiter. Trotz der Flucht von Ex-Präsident Zine El Abidine Ben Ali kommt Tunesien nicht zur Ruhe. Die Bevölkerung misstraut der Übergangsregierung, zu viele Mitglieder des alten Regimes sind darin vertreten. Und so gehen die Demonstranten in Tunis weiter auf die Straßen, wirklich zur Ruhe gekommen ist das Land noch nicht. Doch wie sieht die Zukunft Tunesiens aus? Aus Tunis GTAI-Korrespondent Fausi Najjar.
Im Wirtschaftsleben bergen Neuanfänge immer auch neue Chancen. Vor allem bei einem positiven politischen Wandel in Tunesien ist deswegen ein großes Potenzial für deutsche Unternehmen zu erwarten. Richtig ist: Der Wandel ist noch nicht abgeschlossen. Die Übergangsregierung, die innerhalb von drei Monaten Wahlen bewerkstelligen soll, steht heftig in der Kritik: Die Bevölkerung befürchtet, dass die neue Regierung die Privilegien und den Einfluss der alten Kader in das „Neue Tunesien“ retten möchte. Umso schneller müssen nun die politischen Versprechen umgesetzt und der Demokratisierungsprozess forciert werden.
Die politischen Unwägbarkeiten dürfen aber über eines nicht hinweg täuschen: Der Sturz des Präsidenten Ben Ali und die Vertreibung seiner familiären Clique ist in dem wirtschaftlich am weitesten entwickelten Land Nordafrikas erfolgt und es waren insbesondere die vergleichsweise breite tunesische Mittelschicht sowie die jungen Menschen, die entscheidende Kraft beim Umsturz. Bürgerinnen und Bürger aus allen Schichten sind auf die Straße gegangen, wie vor Ort bei der letzten Großkundgebung in Tunis vor Ben Alis Flucht zu beobachten war. Völlig zu Recht spricht deswegen der Nahost-Experte und Leiter der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, davon, dass "Tunesien reif für die Demokratie sei". Entscheidend in der Argumentation von Perthes ist, dass die Mittelschicht sich einer politischen Restauration wahrscheinlich widersetzen würde.
Die wirtschaftlichen Probleme vor denen Tunesien nun steht, sind auch so schon groß: Es wird schwierig bleiben, die hohe Arbeitslosigkeit - vor allem bei den Akademikern - und die regionalen Gefälle im Land zu mindern; dass bei der Förderung der Landwirtschaft oder bei der Subventionierung von Grundnahrungsmitteln nun die reine Marktlehre zum Zuge kommen wird, ist nicht zu erwarten, muss aber womöglich in Kauf genommen werden. Es steht auch ein Prozess an, den man mit einer „De-Ben-Alisierung“ der Wirtschaft umschreiben könnte. Das bedeutet, dass nachdem die Pfründe, die Ben-Alis Verwandtschaft vor allem in den Bereichen Großhandel, Bankwesen und Immobilien innehatte, abgeschafft wurden, nun eine neue faire Wettbewerbsordnung her muss. Das wird nur in einem demokratischen Tunesien funktionieren können.
Sicher wird es mit dem Sturz des alten Regimes auch neue Impulse für die tunesische Wirtschaft geben. Zu rechnen ist mit einer erhöhten Investitionsbereitschaft von tunesischen Unternehmen, die - im Unterschied zu ausländischen Firmen - die Leidtragenden der Bereicherung des herrschenden Familien-Clans waren. Für tunesische Unternehmen ergeben sich nun ganz neue Freiheitsgrade; das wird die gesamtwirtschaftliche Entwicklung stützen.
Der Industrialisierungsgrad und die Mehrwertschöpfung pro Kopf im produzierenden Gewerbe sind in dem südlichen Mittelmeeranrainer im regionalen Vergleich mit Abstand am größten. Zu den wichtigsten Standortfaktoren Tunesiens zählen auch qualifizierte Arbeitskräfte, eine leistungsfähige Infrastruktur und die geographische Nähe zu Europa. Es ist unwahrscheinlich, dass die guten Investitionsbedingungen für ausländische Unternehmen aufs Spiel gesetzt werden.
Nach Angaben der Deutsch-Tunesischen Industrie- und Handelskammer (AHK Tunesien) sind insgesamt 280 deutsche Unternehmen vor Ort tätig, vor allem in den Branchen Textil und Bekleidung, Elektronik sowie Zulieferer für die Automobilindustrie. Der Bestand deutscher Direktinvestitionen betrug im Jahr 2008 157 Mio. Euro. Tunesien gilt als wettbewerbsfähiger Standort für die Produktion vor allem von Kfz-Teilen und -Zubehör. Auch deutsche Hersteller von Maschinen verzeichneten 2010 wegen notwendiger Modernisierungen wachsende Lieferaufträge. Deutschland bezieht aus Tunesien vor allem Waren aus den Bereichen Textilien und Bekleidung, Elektrotechnik und Erdöl.
Für eine schnelle wirtschaftliche Erholung wird nicht zuletzt vor allem der Tourismus bald wieder anziehen müssen. Zwar ist das Gewicht des Tourismus und der Landwirtschaft in Tunesien im Bruttoinlandsprodukt geringer als die oberflächliche Betrachtung vermuten lässt, beide Sektoren spielen aber weiterhin eine wichtige Rolle für die konjunkturelle Entwicklung und hier insbesondere für den Konsum und die Beschäftigung von unteren Einkommensbeziehern.
Selbstverständlich bleibt im Augenblick die Marktlage in Tunesien unübersichtlich und es sind Risiken gegeben Schon jetzt sind aber positive Signale erkennbar: Nach kürzester Zeit arbeiten die See- und Flughäfen wieder, wenn auch die Ausgangssperren und neue Sicherheitsbestimmungen im Hafen die Abwicklung noch verzögern.
Für eine positive Entwicklung spricht außerdem, dass neben dem großen Mut der Tunesier bislang der „Bürgersinn“ bei den politischen Umbrüchen überwogen hat. Bekannt ist, dass sich direkt nach der Flucht im ganzen Land Bürgerwehren gebildet haben, um ein Chaos abzuwenden. Die AHK berichtet zudem, dass tunesische Mitarbeiter oder Teile Ihrer Familien deutsche Unternehmen beschützt hätten. Plünderungen waren weniger chaotisch als zunächst befürchtet und richteten sich überwiegend gegen die Einkaufszentren, bei denen der Ben-Ali-Clan mitmischte. Auch die Unterstützung durch tunesische Dienstleister gerade in der prekären Phase, wie die automatische Notaufladung von tunesischen Kartentelefonen, um nicht von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, oder der Anruf des Autovermieters, um nach dem Rechten zu schauen, sprechen eine eigene Sprache: Ein Kundenservice der besonderen Art. (F.N.)
Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesrepublik Deutschland. Die Gesellschaft berät ausländische Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit auf den deutschen Markt ausdehnen wollen. Sie unterstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen. Diverse Presseausschnittehttp://www.kashba.de/nouveau/images/20110122-24_Pressemeldungen.pdfGroßer Artikel Merkur Onlinehttp://www.kashba.de/nouveau/images/Tunesien_merkur-online.pdf
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Re: 80 deutsche Firmen geschlossen
[Re: Uwe Wassenberg]
#343903
30/01/2011 04:39
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Frogger
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Wenn von 480 Unternehmen 30% antworten, ist das kein gutes Zeichen - weder ist eine solche Rückmeldung representativ, noch sind alle Unternehmen überhaupt daran interessiert, mit der Handelskammer zusammenzuarbeiten.
Es kann also lediglich davon gesprochen werden, daß die Unternehmen, die in Kontakt mit der Handelskammer stehen, positiv in die Zukunft sehen.
Mir persönlich ist derzeit kein deutsches Unternehmen bekannt, daß seine Zelte in Tunesien abbrechen will, doch von den im Thema angesprochenen Streiks und hohen Lohnforderungen bei einigen, auch deutschen, Unternehmen habe ich selbst Kenntnis.
Das Problem dürfte darin bestehen ob und wie prompt die damaligen Zusagen bei der Investition auch durch die derzeitige und zukünftige Regierung eingehalten werden, wie die Gewerkschaften agieren werden (Tunesien ist durchaus für Streikfreudigkeit bekannt) und wie schnell die Infrastruktur/Logistik wieder auf die Beine kommt - denn Waren im Lager in Tunesien oder im Container im Hafen oder ein Stau beim IMport von Vorprodukten kann schon nach kurzer Zeit das Aus für eine Firma bedeuten, und ob die, selbst wenn sie die Mittel dazu hat, abwartet, oder sich zu einem anderen Land orientiert, kann bereits eine Frage des mittelfristigen Überlebens sein. Vergessen wir auch nicht, daß einige Firmen nur durch die Verlagerung nach Tunesien überhaupt dem Konkurs in Deutschland entkommen konnten und sich einige andere hart an der Grenze der Zahlungsunfähigkeit bewegen. Es gibt durchaus gute Gründe, in Tunesien zu produzieren, doch die liegen nicht alle darin begründet, höhere Profite zu machen, sondern manchmal auch darin, die Firma überhaupt noch bestehen lassen zu können.
Was die Lohnforderungen betrifft, ist das ein schwieriges Terrain. Ich erinnere mich noch, daß vor wenigen Jahren eine Firma höhere als die ortsüblichen Lähne zahlen wollte, doch dies von der Regierung abgelehnt wurde. Die Begründung ist nachvollziehbar: steigt das Lohnniveau, leidet darunter die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, die Investitionen gehen zurück und am Ende hat die Sache mehr Schaden angerichtet, als Vorteile daraus gezogen werden konnten. Den Firmen sollte ohnehin klar werden, daß sie nicht mehr (alle) zu den bisherigen Bedingungen weitermachen können, nicht nur der Lohn, sondern auch die Arbeitsbedingungen (Arbeitssicherheit, Arbeitszeiten, Krankheits- und Urlaubszeiten) werden zumindest auf das gesetzliche Maß angehoben werden müssen, was ja bislang eher die Ausnahme war.
Ich bin kein Freund der Lohnwucherei - im Gegenteil, ich warte noch immer auf eine günstige Gelegenheit, einige deutsche Firmen persönlich auf die Arbeitsbedingungen ihrer Subsidien in Tunesien anzusprechen, doch Lohnerhöhungen von 25%, 50% und gar 100% müssen zu einen von ALLEN Betrieben erwirtschaftet werden können (ansonsten werden die, die weniger zahlen, zumachen und die Arbeitsplätze werden dann nur zum Teil an Konkurenten verlagert werden) und auch der Staat muß die Gelder, die er seinen Bediensteten zahlt, irgendwo herschaffen.
Jetzt einmal gar nicht davon zu reden, wie hoch der Anteil der auf Pump finanzierten Wirtschaftsleistung bereits ist. Besonders die Privatverschuldung hat schon beachtliche Ausmaße erreicht und der Immobilienmarkt dürfte erst einmal auf ein tragbares Maß zurückfinden (woanders würde man sagen: die Blase platzt). Mit gutem Grund werden der Staat und die Banken in Tunesien nicht gerade mit Bestnoten bei den Rating-Agenturen geführt.
Die ausländischen Direktinvestitionen betragen nach Aussagen der tunesischen Kommission dafür vom letzten Freitag 2,5 Milliarden Dinar und haben 325.000 Arbeitsplätze geschaffen. Der Anteil dieser Firmen am Bruttosozialprodukt beträgt unter 6%.
Vor diesem Hintergrund wird weder der Abzug einier Firmen einen wesentliche Vershclechterung darstellen, noch würde eine Verstärkung der Aktivitäten eine wesentliche Verbesserung bringen.
Anstelle sich auf Direktinvestitionen (das ist ja nur ein Zauberwort, das besser klingt, als es ist) zu konzentrieren muß sich der Staat auf ganz andere Sachen besinnen, die er unabhängig steuern kann und beispielsweise die Industrieproduktion hochfahren bzw. überhaupt schaffen. Der Haken daran ist natürlich, daß die eine Hälfte der Arbeitskräfte dafür unter- und die andere dafür überqualifiziert ist.
Nachtrag: Ich hatte noch gar nicht erwähnt gehabt, daß viele, die meisten der ausländischen Firmen derzeit unter besonders günstigen Bedingungen arbeiten, da der Staat als Ausgleich für die "Wirtschaftkrise in der Welt" u.a. die Sozialleistungszahlungen verringert oder ausgesetzt hatte.
Last edited by Frogger; 30/01/2011 04:42.
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