So, heute mal keine "Kriegsberichterstattung" sondern die Beschreibung eines ganz normalen Arbeitstages in Kalaa Kebira, vielleicht als Aufmunterung für die, wo es noch etwas unruhiger ist.

In den letzten beiden Nächten war es sehr ruhig, keine Schüsse, auch nicht aus der Entfernung aus Richtung Sousse, nichts. Es war so ruhig, dass zumindest ich nach den letzten Tagen etwas Probleme hatte, einzuschlafen. Traut man dem Frieden oder nicht?
Man glaubt gar nicht, wie der Mensch sich an äußere und teilweise bedrohliche Zustände gewöhnen kann.

Dann mal Richtung Stadt getigert, genervte Eltern, weil die Kids noch nicht zur Schule dürfen. In der Hauptstraße habe ich den Bruder meines Freundes und Vermieters getroffen, genug Grund, erst mal Kaffee zu holen und in Ruhe eine Shisha auf der Straße zu rauchen. Der Verkehr war wie früher, auch die Linienbusse (hier Linie 15) fuhr im 15-Minutentakt nach Sousse. Danach zum Friseur, ich hatte mich fast 10 Tage nicht rasiert und sah am Kopf aus wie ein Bär um die E..., rasieren, Nacken ausrasieren, die Spitzen der Haare schneiden: 3 Dinar. Ich war insgesamt zwei Stunden da, gequatscht und Al Jazeera geguckt, da sagt man, die Männer seien keine Tratschtanten.

Die Versorgungslage ist gut, es fehlt an nichts, außer dem Futter für die Kühe. Aufgrund des schlechten Wetters (kaum Regen) müssen die Bauern zufüttern, da es kaum frisches Gras gibt. Heute kamen zwar diverse LKWs mit Tierfutter an, die Händler verkaufen es aber lieber schwarz an Großbauern, die mehr zahlen, als an die Kleinbauern der Region.

Die Bauern füttern momentan Kaktus zu, was für hier geborene Holsteiner Kühe kein Problem ist, allerdings müssen vorher die Stacheln abgebrannt werden. Allerdings wird die Milch schlechter und dünner, wenn zuviel zugefüttert wird und die Abnahme durch die Genossenschaft ist wegen der Qualität nicht garantiert.

Womit wir beim Thema Kaktus sind. Am späten Nachmittag bin ich mit meinem Freund auf der großen Wiese hinter dem Haus gewesen, Kakteen schlagen. Abgesehen davon, dass die Kaktusohren aufgrund des Wassergehalts richtig schwer sind, bekommt man trotz größter Vorsicht immer einige Stacheln ab. Die Dinger gehen durch 3-4 Lagen Kleidung und sogar durch feste Lederschuhe durch. Zur Zeit lecke ich etwas die Wunden. s60

Danach Ausklang mit gemeinsamem Abendessen und jetzt Computer.
Das war es von mir.