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Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid
[Re: elfi_cl]
#341170
12/01/2011 14:42
12/01/2011 14:42
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Militär rückt ins Zentrum von Tunis ein
Im Urlaubsland Tunesien verschärft sich die Lage wegen der anhaltenden Proteste gegen die Regierung: Im Zentrum der Hauptstadt Tunis ist das Militär aufgefahren. Präsident Ben Ali hat seinen Innenminister entlassen und bereits einen Nachfolger eingesetzt.
Tunis - Die Proteste in Tunesien haben die Hauptstadt des Landes erreicht: Das Militär ist ins Zentrum von Tunis eingerückt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Vor der Zentrale des Staatsfernsehens und der französischen Botschaft in Tunis seien Armeefahrzeuge aufgefahren, Soldaten patrouillierten vor den Gebäuden.
Am Dienstag hatten sich in einem Vorort von Tunis Jugendliche und die Polizei Straßenschlachten geliefert. Ein Bus sei in Brand gesetzt worden. Die Beamten feuerten Augenzeugen zufolge in die Luft und setzten Tränengas ein.
Die Demonstranten fordern bei den seit Tagen anhaltenden Unruhen mehr Arbeitsplätze und bessere Lebensbedingungen. In Tunesien liegt die Arbeitslosenquote unter jungen Menschen bei über 30 Prozent. Ohne Beziehungen und Gefälligkeiten ist kaum ein Job zu finden, selbst ein Universitätsabschluss schützt nicht vor Erwerbslosigkeit. Auslöser der Proteste war die Selbstverbrennung eines arbeitslosen Hochschulabsolventen Mitte Dezember.
Die von ausländischen Kamerateams gedrehten Bilder beweisen jedoch, dass der Unmut nicht mehr allein Sache der Jugend ist: Geschäftsleute in Anzügen und Mütter mit Einkaufstüten am Arm sind in den Reihen der Demonstranten zu sehen. Auch Plakate mit dem Slogan "Nieder mit der Diktatur" lassen darauf schließen, dass es inzwischen um mehr geht als nur Jugendarbeitslosigkeit. Aus dem spontanen Aufbegehren ist ein Flächenbrand geworden.
Bei den Ausschreitungen kamen zahlreiche Menschen ums Leben. Am Dienstagabend korrigierte die Regierung die Zahl der Toten bei den Unruhen nach oben - 21 Zivilisten seien getötet worden. Doch die Internationale Vereinigung der Menschenrechtsligen zählt deutlich mehr Opfer: Sie sprach von mindestens 35 Toten seit dem Wochenende, Gewerkschafter gehen von 70 Toten aus.
Es ist der schlimmste Ausbruch von Gewalt in Tunesien in der 23-jährigen Amtszeit von Präsident Zine al-Abidine Ben Ali. Dieser gerät nun zunehmend unter Druck. Am Mittwoch wurde bekannt, dass der tunesische Innenminister entlassen worden sei. Nachfolger werde der Staatssekretär Ahmed Friaa, teilte Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi mit.
Zugleich habe der Präsident angeordnet, alle bei den jüngsten Krawallen Festgenommenen freizulassen. Vorwürfen der Korruption und des Fehlverhaltens von Beamten sollten in einem Untersuchungsausschuss nachgegangen werden.
Unterdessen wächst in Frankreich der Unmut über die Zurückhaltung der französischen Regierung. Präsident Nicolas Sarkozy hat sich bislang noch nicht öffentlich geäußert, sein Sprecher hat lediglich allgemein zur Ruhe gemahnt. Weil der tunesische Präsident und sein autoritäres Regime "als Bollwerk gegen den Islamismus gelten, schließt man seit Jahren die Augen vor inhaftierten Oppositionellen und geknebelten Medien", schreibt die Zeitung "Le Canard Enchaîné".
kgp/hen/Reuters/dpa
Quelle: Spiegel online
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Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid
[Re: LOE110119]
#341186
12/01/2011 17:48
12/01/2011 17:48
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briweissrat
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Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid
[Re: briweissrat]
#341189
12/01/2011 17:54
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elfi_cl
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DPA 16.41 Uhr
Ben Ali wird nervös: Aufstand rüttelt an seiner Macht Von Ulrike Koltermann, dpa (Mit Bild)
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KORR-Ausland/Tunesien/Frankreich/Konflikte/Soziales/ Ben Ali wird nervös: Aufstand rüttelt an seiner Macht Von Ulrike Koltermann, dpa (Mit Bild) =
Der tunesische Präsident wird nervös. Die Aufständischen rütteln an seiner Machtbasis. Bislang haben seine Ankündigungen nicht dazu beigetragen, die Lage zu beruhigen. Selbst in Tunis herrscht Chaos.
Paris (dpa) - So oft hat sich der tunesische Präsident noch nie im Fernsehen geäußert. Zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen wandte er sich am Mittwoch an seine Landsleute. Allmählich scheint er nervös zu werden. Der ursprüngliche Protest gegen die Arbeitslosigkeit hat sich längst zu einer Massenbewegung ausgeweitet, die seine Machtbasis erschüttert. So etwas hat es in Tunesien in den 23 Jahren, in denen er an der Spitze des Landes steht, noch nicht gegeben.
Jeeps mit bewaffneten Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge rollten am Mittwoch erstmals seit Beginn des Konflikts durch die Straßen von Tunis und deren Vorstädte. Das Zentrum erlebte seine erste Straßenschlacht mit Steinwürfen und Tränengas, unweit der französischen Botschaft. Unterdessen verbreiten sich die grausamen Bilder der Todesopfer der vergangenen Tage immer weiter, von Mobiltelefon zu Mobiltelefon sowie im Internet.
Die Ankündigung von 300 000 neuen Arbeitsplätzen hat offensichtlich niemanden beeindruckt. «Mit welchem Geld will er das denn schaffen», zitierte die Zeitung «Le Monde» einen jungen Tunesier. «Und wenn er das Geld hat, warum hat er es nicht schon längst getan?» Ob der Wechsel des Innenministers oder die Freilassung inhaftierter Demonstranten zur Beruhigung der Lage beitragen, ist noch nicht absehbar.
Stattdessen machen wilde Gerüchte die Runde: So soll die Polizei manche Plünderungen regelrecht inszeniert oder zumindest durch bewusstes Wegsehen ermöglicht haben. Dies erlaube der Regierung, die Demonstranten als kriminelle Banden darzustellen - wenn nicht gleich als «Terroristen», wie Ben Ali sie in einer seiner Ansprachen bezeichnete.
Bislang basierte die tunesische Gesellschaft auf einem unausgesprochenen Deal: Relativer Wohlstand und Entwicklung im Vergleich zu den Nachbarstaaten gegen einen staatlichen Maulkorb. Der Präsident holte mit der rechten Hand ausländische Investoren ins Land und steckte mit der linken Oppositionelle und kritische Journalisten ins Gefängnis. Unterdessen sorgte der Trabelsi-Clan seiner Frau dafür, dass der Reichtum einer kleinen Elite vorbehalten blieb.
Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hat Ben Ali lange kritiklos gewährenlassen. «Die Freiheit macht Fortschritte», hatte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ihn noch 2008 gelobt. Zu dem gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte, die zahlreiche Demonstranten erschossen haben, hat Sarkozy sich bislang noch nicht geäußert.
Die französische Zurückhaltung hat ihren Grund auch darin, dass Ben Ali als Bollwerk gegen den Islamismus gilt: Besser einen Despoten als einen Schwächling, unter dem die Islamisten groß und stark werden könnten. Möglicherweise entpuppt sich diese Strategie als Fehlschlag. Bislang wurden bei den Demonstrationen noch keine religiösen Slogans gebrüllt. Aber eine hohe Arbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven sind immer auch ein guter Nährboden für extremistische Ideologien.
Noch sind es «nur» die Polizisten und nicht die Soldaten, die auf die eigene Bevölkerung schießen. Wenn sich dies ändern sollte, dann wäre es der Beginn eines Bürgerkriegs im Maghreb.
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Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid
[Re: briweissrat]
#341194
12/01/2011 18:46
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aaaaa
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