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Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Claudia Poser-Ben Kahla] #341090
11/01/2011 22:17
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lotfi59872 Offline
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Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: lotfi59872] #341091
11/01/2011 22:41
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Quetschmembach
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heinz87 Offline
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Vorkommnisse auch in Sousse am So/Mo an zwei Stellen: Grössere Demo im Vorort Haj Erriyadh sowie am Schulzentrum Tafala. In der Innenstadt waren gestern abend 2 zerdepperte P-Fahrzeuge zu sehen, ein Bus und eine Wanne (trotz Fenstervergitterung).

Heinz87

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: lotfi59872] #341092
11/01/2011 22:41
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Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: ameiseN] #341093
11/01/2011 22:52
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Sowas Schreckliches hab ich noch nie in meinem Leben gesehen!

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: ameiseN] #341094
11/01/2011 23:02
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Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Kaatien] #341095
11/01/2011 23:10
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Batall_DJE Offline
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Kann ich hier, wie die meisten Links, nicht öffnen. :o((


Alles lediglich meine bescheidene und subjektive Sichtweise, welche ich - meistens - im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte kundtue s47 s28
Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Batall_DJE] #341096
11/01/2011 23:21
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Hallo Batall,
nur eine kleine Zusammenfassung......wattv kann aber wenigstens öffnen in TN http://www.wat.tv/video/tunisie-gronde-contre-ben-ali-39vud_2exyh_.html

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: LOE110119] #341097
11/01/2011 23:28
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Uwe Wassenberg Offline OP
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Uwe Wassenberg  Offline OP
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Original geschrieben von: Simla
Hallo Batall,
nur eine kleine Zusammenfassung......wattv kann aber wenigstens öffnen in TN http://www.wat.tv/video/tunisie-gronde-contre-ben-ali-39vud_2exyh_.html


Sorry, 404 - Not found :-(

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Uwe Wassenberg] #341098
11/01/2011 23:29
11/01/2011 23:29
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krass - gestern gings noch.
Facebook als nächstes gesperrt? Ich warte eigentlich drauf frown

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: ameiseN] #341099
11/01/2011 23:37
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hier

Das war das Video, von dem ich heute morgen sprach. frown
Antwort auf:
Seit gestern Abend kursiert im Netz ein grauenhaftes Video, gefilmt in einem Krankenhaus in Kasserine. Tote und schwer Verletzte, grausam zugerichtet, verzweifelte Angehörige, hilfloses und völlig überfordertes Klinikpersonal - das pure Chaos und Entsetzen! Den Link dazu möchte ich hier gar nicht einstellen....

Weil es so schrecklich ist, wollte ich es nicht verlinken....

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Uwe Wassenberg] #341100
12/01/2011 01:25
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In Bizerte ist es gestern auch losgegangen. Genau an dem Tag als ich wieder zurück geflogen bin. Die Abiturienten sind auf die Straße - Monoprix ist zerstört - Autos haben gebrannt etc. heute siehts auch noch nicht besser aus.

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Claudia Poser-Ben Kahla] #341102
12/01/2011 01:35
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HALLO,

würde mich sehr freuen wenn man das in TN auch aufmachen könnte. BITTE berichtet weiter und ausführlich über alles was es an Neuigkeiten gibt.
Lieben Dank!!!!

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: tonia] #341104
12/01/2011 01:52
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Seit gestern kann man weder vom Festland nach Djerba fahren oder umgekehrt. Das betrifft nur Tunesier, man muss einen Arbeitsvetrag vorweisen um zu reisen.

Wenn man einen Arbeitsvetrag hat, kann man seine Familie auf dem Festland besuchen, sonst muss man auf Djerba bleiben.

Es gibt strenge Kontrollen und es wird alles vom Militär und Polizei kontrolliert, was noch kontrollierbar ist.......

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Uwe Wassenberg] #341105
12/01/2011 02:02
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Wo führt das hin?????

Last edited by fab201; 12/01/2011 02:06.
Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: fab201] #341107
12/01/2011 02:18
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Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: fab201] #341111
12/01/2011 02:51
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Alina 7ayati Offline

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Youtube ist schon lange in Tunesien gesperrt!


Im leben gibt es viele Kopien aber nur wenig Originale!
Viva la Tunisie 14.01.2011
kashba.de - Tunesien-News


Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: tonia] #341112
12/01/2011 02:55
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lotfi59872 Offline
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Last edited by Alina 7ayati; 12/01/2011 03:03. Reason: Youtube Link bearbeitet!
Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: nabeul70] #341114
12/01/2011 03:45
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Hallo ihr Lieben,
kurze Frage: wo soll es denn hingehn, nach ben Ali? Hoffe auf ernsthafte Vorschläge und nicht nur, es gibt Leute. Was gibt es denn an konkreten Programmen?

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: lotfi59872] #341115
12/01/2011 03:56
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ich wohne in mahdia direkt neben der technischen polizei, die abhört etc. und kann mir bei facebook seit neuestem KEINE videos mehr ansehen.

hat jemand ähnliche erfahrungen?

ich hab noch KEINE angst, zumal mir tunisie, die sich ein bißchen auskennen, sagen, daß selbst bei einem umsturz die 'ausländer' geschützt sind...devisen halt.

ich wohne seit 3 jahren hier fest und fühle mich sehr wohl. ich hoffe, daß es so bleibt. mein ticket zum rückflug habe ich.

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Marlis] #341116
12/01/2011 09:31
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Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Cheker] #341117
12/01/2011 09:34
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Kopier das doch bitte mal und stell es rein.

LG,

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: LOE110209] #341118
12/01/2011 09:54
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Gewalt in Tunesien
"Feindliche Elemente, vom Ausland bezahlt"
Mittwoch, 12. Januar 2011 02:40 - Von Alfred Hackensberger

Das Flugzeug soll schon bereitstehen, mit dem der tunesische Präsident seine Familie im Notfall ausfliegen lassen will. Es sieht schlecht aus für Zine al-Abidine Ben Ali. So schlecht wie noch nie in seiner 24-jährigen Amtszeit, in der er gegen jede Kritik hart vorgegangen ist.

Nun ist der Protest nicht mehr zu stoppen, trotz massiven Polizeieinsatzes. Bis auf Weiteres bleiben alle Schulen und Universitäten geschlossen, was Studenten in mehreren Städten nicht hindert, auf die Straße zu gehen. "Die Polizei feuerte willkürlich auf die jugendlichen Demonstranten, die nicht gewalttätig waren und nur ihr Recht auf Arbeit einforderten. 27 Menschen starben am Sonntag, zwölf am Montag", berichtete Ahmed Najib Chebbi, der Führer der oppositionellen Demokratischen Progressiven Partei. Die Regierung spricht von 14 Toten seit Beginn der Proteste im Dezember. Andere Quellen reden von bis zu 70 Toten. Auch am Dienstag starben mindestens vier Menschen.

Parteichef Ahmed Najib Chebbi lieferte eine andere Version, als sie Präsident Ben Ali in seiner zweiten Fernsehansprache zu den Unruhen gab. "Feindliche Elemente, vom Ausland bezahlt, die ihre Seele dem Extremismus und Terrorismus verschrieben haben", erklärte ein sichtlich angeschlagener Ben Ali, seien für die Proteste verantwortlich. "Maskierte Banden haben Regierungseinrichtungen, ja, sogar Zivilisten in ihren Wohnungen angegriffen." Danach versprach er die Schaffung von 300 000 neuen Arbeitsplätzen innerhalb der nächsten zwei Jahre.

Fünf Milliarden Dollar Soforthilfe
"Wir haben die Botschaft der Demonstranten verstanden", erklärte der tunesische Kommunikationsminister Samir al-Obaidy. Man habe bereits fünf Milliarden Dollar als Soforthilfe für bestimmte Regionen bereitgestellt. Das Vorgehen der Polizei und des Geheimdienstes sprechen jedoch eine andere Sprache: In den Wochen zuvor waren zu Hunderten kritische Journalisten, Gewerkschaftler, Blogger und sogar ein Rapper verhaftet worden.

Maßnahmen, die in Tunesien niemanden überraschen. Ben Ali hatte 1987 von seinem kranken Vorgänger Habib Bourguiba das Amt übernommen und ist seit Tunesiens Unabhängigkeit 1956 damit erst der zweite Präsident des Landes. Unter seiner Regentschaft wurde Tunesien zu einem Sicherheitsstaat, der fest in der Hand des Geheimdienstes ist. Oppositionsparteien werden überwacht, Zeitungen zensiert und verboten. Der Zugang zum Internet ist limitiert. Tunesien liegt auf dem Pressefreiheits-Index von "Reporter ohne Grenzen" 2010 auf Position 164 von insgesamt 178 Ländern.

Seit seinem Amtsantritt vor 24 Jahren erreichte Ben Ali bei allen Präsidentschaftswahlen nie weniger als 94 Prozent der Stimmen. Die totale Kontrolle der Gesellschaft ermöglichte es Ben Ali zudem, ein System der Korruption einzurichten, mit dem er sich und seine Familie bereichert. In den kürzlich von Wikileaks veröffentlichten Depeschen der US-Botschaft in Tunis vom Juni 2009 heißt es: "Ob Geld, Dienstleistungen, Grundstücke, Häuser, die gesamte Familie Ben Alis bekommt, was sie will." Sie sei der "Nexus" der tunesischen Korruption. Wer von den Geschäftsleuten des Landes wirklich erfolgreich sein will, für den sei eine Heirat in die große Familie Ben Alis unabdinglich. Der Clan von Ben Ali werde "Die Familie" genannt, mit mafiaähnlichen Strukturen.

Für die Jugend Tunesiens, die jetzt auf die Straße geht, ist die Bereicherung ein Affront. Rund 30 Prozent sind arbeitslos, bei den Akademikern sogar um zehn Prozent mehr. Je höher die Qualifikation, desto geringer die Chance, einen Job zu finden. Der 26-jährige Mohammed Bouazizi, der sich am 17. Dezember selbst anzündete und seinen Verbrennungen erlag, war ein Musterbeispiel dafür: ein Universitätsabsolvent, der Früchte verkaufen musste, um zu überleben. "Hier ist es nichts Außergewöhnliches", sagte ein Geschäftsmann der französischen Tageszeitung "Le Monde", "wenn ein Tankwart ein Diplom in Soziologie und eine Putzfrau eines für Englische Sprache hat."

Ein Phänomen, das es in anderen nordafrikanischen Ländern auch gibt. "Jugendarbeitslosigkeit ist der gemeinsame Nenner der drei Länder Tunesien, Algerien und Marokko", meint Khalid Cherkaoui, der Präsident des Marokkanischen Zentrums für Menschenrechte. In Algerien lieferten sich erst vor einer Woche Demonstranten wegen der Erhöhung von Lebensmittelpreisen Straßenschlachten mit der Polizei.

Berlin reagierte mit Besorgnis auf die Eskalation der Gewalt. "Wir beobachten die angespannte Situation in Tunesien mit Sorge und rufen alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf", erklärte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Werner Hoyer (FDP). Das Auswärtige Amt gab für Tunesien unterdessen einen Sicherheitshinweis heraus. Auf der Homepage des Ministeriums heißt es: "In letzter Zeit ist es vermehrt zu Demonstrationen zu sozialen Themen gekommen." Dabei habe es "mehrere Tote und Verletzte" gegeben. "Touristen waren bisher nicht betroffen." Der Rat: "Reisende sollten Menschenansammlungen meiden und besondere Vorsicht walten lassen." Das Auswärtige Amt unterscheidet zwischen einem Sicherheitshinweis und einer drastischeren Reisewarnung (siehe Kasten).

Urlauber behalten die Ruhe
Die Reiseveranstalter in Deutschland sind trotz der Entwicklungen in Tunesien gelassen. Bei Thomas Cook, Tui und L'Tur heißt es auf Nachfrage der Berliner Morgenpost, es habe keine Rücktritte oder Stornierungen von Reisenden gegeben, die einen Urlaub in Tunesien gebucht hätten. Auch hätte niemand wegen der Proteste früher abreisen wollen. Touristengebiete seien nicht betroffen von den Unruhen, die Urlauber würden über die Lage auf dem Laufenden gehalten. Stornierungen und Umbuchungen seien nicht kostenlos machbar: Je näher der Reisetermin liegt, desto teurer werde eine Stornierung, heißt es. 600 000 Deutsche machen pro Jahr in Tunesien Urlaub.

Trotz sozialer Ungleichheit, Korruption und mangelnder Demokratie wurde bisher kein internationaler Druck ausgeübt. Im Gegenteil: Die EU pumpte zwischen 2007 und 2010 300 Millionen Euro an Finanzhilfe ins Land. 60 Prozent davon alleine in die Wirtschaftspolitik "für Wettbewerbsfähigkeit und Konvergenz mit der EU". 75 Prozent der Exporte Tunesiens gehen in Länder der EU und 75 Prozent aller Importe des nordafrikanischen Landes kommen aus der EU. Vorrangige Handelspartner sind Frankreich, Deutschland und Italien.


Quelle: Berliner Morgenpost

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: magic_gsm] #341119
12/01/2011 09:55
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Genau, das ist die Frage, die ich mir auch stelle.

Momentan ist das gemeinsame Ziel: Weg mit BA und seinem Clan.

Aber was dann? Gibt es in TN eine Führungsperson (wobei das auch schon wieder gefährlich ist) die von von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert werden würde, um erst einmal wieder Ordnung ins Chaos zu bringen?

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Dilan*] #341120
12/01/2011 09:57
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Tunesien, ein Dampfkochtopf
Thomas Frankenfeld
Brutalität löst die sozialen Probleme des Landes nicht.

Ein Aufatmen ging 1987 durch Tunesien, als der damalige Ministerpräsident Zine al-Abidine Ben Ali den greisen Staatspräsidenten Habib Bourguiba absetzte. Bourguiba, der Vater der tunesischen Unabhängigkeit, hatte das Land 30 Jahre mit autoritärer Härte regiert und 1984 die "Brotunruhen" blutig niederschlagen lassen. 84 Menschen starben, fast 600 wurden verletzt. Und nun war er viel zu senil geworden, um Tunesien in die Zukunft führen zu können.

Ein Vierteljahrhundert später scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Nur diesmal ist es Bourguibas Amtsnachfolger al-Abidine selber, der vom Volk als halsstarriger Despot attackiert wird und der seine Sicherheitskräfte in die protestierende Menge feuern lässt.

Tunesien 2011 - das ist ein Dampfkochtopf, dessen Deckel dem ungeheuren Druck nicht länger gewachsen scheint. Das rasante Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahrzehnte kombiniert sich in explosiver Weise mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, gestiegenen Lebenshaltungskosten und einem repressiven Regime. Al-Abidine hat offenbar nicht die sozialen Konsequenzen des Umstandes begriffen, dass Tunesiens wirtschaftlicher Erfolg nur einer relativ kleinen Schicht zugute kommt. Sein hastiges Versprechen, 300 000 Arbeitsplätze bis 2012 zu schaffen - zusätzlich zu jenen 50 000, die er bereits der tunesischen Unternehmerschaft versprochen hat -, wirkt kaum glaubwürdig angesichts eines Zehn-Millionen-Volkes, das mit galoppierender Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Erstaunlich ist auch, dass er mit einem Mal auf die Idee kommt, die verarmten Provinzen mit milliardenschweren Investitionen sanieren zu wollen.

Der tunesische Dampfkochtopf weist aber noch ein besonders gefährliches Element auf: Al-Abidine hat sich um die kompromisslose Bekämpfung des militanten Islamismus verdient gemacht - eine wichtige Sache in einem Touristenland. Doch falls es ihm nicht gelingt, die soziale Krise zu entschärfen, falls er vor allem weiterhin den Fehler begeht, die vielen Verzweifelten in seinem Land als Terroristen zu stigmatisieren und die Armee auf sie zu hetzen, könnte er dem Islamismus in Scharen Sympathisanten zutreiben. Tunesiens Problem dabei ist, dass al-Abidine bereits 74 Jahre alt, in der Wolle gefärbter Militärgeheimdienstler und gelernter Autokrat ist. Ein echtes Umdenken in Richtung Pluralismus und Umverteilung ist von ihm kaum zu erhoffen.


Quelle: Hamburger Abendblatt

Re: Zeitzeuge:Unruhen in Tunesien nach Selbstmord in #sidibouzid [Re: Cheker] #341121
12/01/2011 10:00
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Europas VersäumnisStatt demokratische Kräfte in Tunesien und Algerien zu stützen, schweigt die EU

In Tunesien und in Algerien rebelliert die Jugend gegen Regime, die ihre Länder seit Jahrzehnten misslich bewirtschaften. Die Ursachen der Revolten sind ähnlich: In Algerien regiert der 73-jährige Präsident Abdelaziz Bouteflika seit 1999. In Europa gilt er als das kleinere Übel gegenüber den Islamisten, die nur durch das Militär von der Macht abgehalten wurden. Unter Bouteflika begann eine autoritäre "Versöhnungspolitik", die dem Land den Anschein von Stabilität beschert hat. Es gedeiht aber vor allem Korruption. In den Städten hungert die Jugend nach Perspektiven. Die Hälfte aller Algerier ist jünger als 25.

Die demografische Konstellation ist in Tunesien ähnlich brisant. Seit 23 Jahren wird das Land mit harter Hand von Zine al-Abidine Ben Ali regiert. Auch er profilierte sich als Bollwerk gegen die islamistische Bedrohung. Deshalb schwieg Europa, als er bürgerliche Freiheiten stutzte, bis es keine Opposition mehr gab. Ben Ali beschimpft Demonstranten als "Terroristen" und lässt die Polizei schießen. Zugleich verspricht er per Fernsehansprache "300 000 Arbeitsplätze". Er klingt wie ein Wüsten-Ceausescu, weit von der Realität entfernt.

Millionen junger Nordafrikaner werden sich nicht mit leeren Versprechungen abspeisen lassen. Doch von europäischen Politikern hört man nur Beschwichtigungen, die Ratlosigkeit mühsam kaschieren. Staatsminister Werner Hoyer erklärt, "nicht Gewalt, nur Dialog" könne die Lage verbessern. Hübsch gesagt, fruchtet aber wenig bei einem Regime, das erst schießt und dann monologisiert. Die Phantomzeichnung einer EU-Außenministerin, Catherine Ashton, ließ immerhin um die "Freilassung von Bloggern" bitten. Währenddessen verniedlichte der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand: Tunesien eine Diktatur zu nennen sei "vollkommen übertrieben".

Die greisen maghrebinischen Herrscher werden ihre Völker nicht ewig in Schach halten können. Das Versäumnis Europas, demokratische Kräfte nicht rechtzeitig unterstützt zu haben, könnte sich deshalb bald bitter rächen.


Quelle: Die Welt

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