Also das würde mich ja jetzt auch mal interessieren, denn dies habe ich noch nicht gehört.
Ich finde dieses Thema aber doch sehr interessant und werde es jetzt nutzen mal ein paar Infos dazu rein zu stellen.
AIDS Aufklärung ist sehr wichtig, die AIDS und auch andere sexuell übertragbaren Krankheiten sind in der letzten Zeit immer wieder gestiegen, auch hier in Deutschland.
1. Welche verschiedenen Übertragungswege gibt es?
Mit Abstand am häufigsten, nämlich in fast 80% der Fälle, wird das HI-Virus sexuell übertragen. Ein Risiko bieten
- ungeschützter Vaginalverkehr (beide Beteiligten)
- ungeschützter Analverkehr (beide Beteiligten)
- Oralverkehr, wenn Sperma oder Menstruationsblut in den Mund gelangt
MASSNAHME: Regeln des Safer Sex beachten
Bei eindringendem Verkehr: Immer ein Präservativ verwenden.
Bei Oralverkehr: Kein Sperma in den Mund, kein Sperma schlucken bzw. kein Menstruationsblut in den Mund, kein Menstruationsblut schlucken.
Das HI-Virus kann zudem durch den gemeinsamen Gebrauch von Spritzbesteck bei intravenös Drogen Konsumierenden übertragen werden.
MASSNAHME: Immer sauberes Spritzbesteck verwenden.
(Mit Blick auch auf weitere übertragbare Erreger wie das Hepatitis-C-Virus heisst das: Eigene, neue Spritze für jeden Schuss. Aber auch: Eigenen Filter! Eigenen Löffel! Eigenes Wasser!)
Eine Übertragung von der HIV-positiven Mutter auf ihr Kind während der Schwangerschaft, der Geburt oder beim Stillen ist möglich. Mit geeigneten Massnahmen kann dieses Risiko aber sehr deutlich vermindert werden.
Eine Übertragung über Blut oder Blutprodukte im medizinischen Umfeld ist in der Schweiz heute kaum mehr zu befürchten. Blut und Blutprodukte unterliegen strengsten Sicherheitsbestimmungen.
2. Besteht ein Ansteckungsrisiko bei einem einmaligen ungeschützten Geschlechtsverkehr, zum Beispiel mit einer Gelegenheitspartnerin, einem Gelegenheitspartner oder beim Besuch einer Prostituierten?
Ja. Schon bei einem einmaligen ungeschützten Verkehr mit einer HIV-positiven Partnerin, einem HIV-positiven Partner ist eine Ansteckung grundsätzlich möglich. Je öfter dies vorkommt, umso mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem HI-Virus anzustecken. Wenn Sie ein Infektionsrisiko vermeiden wollen, müssen Sie deshalb bei jedem Geschlechtsverkehr mit einer neuen Sexualpartnerin, einem neuen Sexualpartner ein Präservativ benützen bzw. darauf bestehen, dass Ihr Partner eines benützt.
In einer festen Partnerschaft ist es wichtig, mit dem Partner, der Partnerin über ungeschützte Gelegenheitskontakte oder ein allfälliges Kondomversagen in einer solchen Situation zu sprechen. Wenn Sie es unterlassen und weiterhin ungeschützt mit ihm bzw. mit ihr schlafen, gefährden Sie Ihren Partner, Ihre Partnerin. Auch wenn ein offenes Gespräch unangenehm ist und zu einer Krise in der Beziehung führen kann, ist es deshalb notwendig
3. Gibt es ein Ansteckungsrisiko für Menschen, die in einer festen Partnerschaft oder Ehe leben?
Wenn Sie vermuten, dass Ihr Partner, Ihre Partnerin ungeschützten Kontakt mit anderen hat, dann sprechen Sie ihn bzw. sie darauf an. Trauen Sie Ihren Ahnungen, nehmen Sie sich und Ihre Gesundheit ernst. Besprechen Sie gegebenenfalls miteinander, wie Sie mit der Situation umgehen und wie Sie sich vor einer HIV-Infektion schützen wollen. Wenn Sie weiterhin miteinander Verkehr haben, ist Safer Sex angezeigt, bis ein negativer HIV-Antikörper-Test drei Monate nach der letzten Risikosituation zeigt, dass bei Ihrem Partner, Ihrer Partnerin keine HIV-Infektion vorliegt. Unterstützung erhalten Sie bei Ihrer regionalen Aids-Hilfe.
Und bei eigenen Seitensprüngen: Halten Sie sich konsequent an die Safer-Sex-Regeln.
Auf Safer Sex verzichten können Sie in einer Ehe oder festen Partnerschaft, wenn beide zu Beginn der Partnerschaft nicht infiziert waren und Sie sich entweder absolut treu sind oder beide bei Aussenkontakten immer die Safer-Sex-Regeln beherzigen.
Beachten Sie gegebenenfalls auch das HIV-Übertragungsrisiko durch intravenösen Drogengebrauch.
4. Wie lauten die Safer-Sex-Regeln beim Oralsex (Befriedigung mit dem Mund)?
Kein Sperma in den Mund, kein Sperma schlucken.
Kein Menstruationsblut in den Mund, kein Menstruationsblut schlucken.
5. Besteht für mich als Frau ein Übertragungsrisiko, wenn ich mich oral (mit dem Mund) befriedigen lasse?
Für Sie als Frau besteht in keinem Fall ein Übertragungsrisiko.
Falls Sie HIV-positiv sind, besteht für Ihren Partner oder Ihre Partnerin während der Menstruationszeit ein gewisses Risiko. Eine Infektion über Menstruationsblut, das in den Mund des Partners oder der Partnerin gelangt, ist möglich. Scheidensekrete hingegen stellen – anders als bei eindringendem Verkehr – bei oralem Verkehr offensichtlich kein Infektionsrisiko dar.
6. Besteht für mich als Mann ein Übertragungsrisiko, wenn ich mich oral (mit dem Mund) befriedigen lasse?
Es besteht für Sie als Mann in keinem Fall ein Risiko.
Falls Sie HIV-positiv sind, besteht für Ihre Partnerin oder Ihren Partner ein reales Risiko, wenn Sie in ihm/in ihr zum Höhepunkt kommen. Es ist wichtig, dass kein Sperma in den Mund Ihrer Partnerin/Ihres Partners gelangt. Der so genannte Lusttropfen vor dem Höhepunkt stellt – anders als bei eindringendem Verkehr – bei oralem Verkehr offensichtlich kein Risiko dar.
Vielleicht lohnt es sich, vor dem Verkehr mit der Partnerin/dem Partner ein klares Zeichen zu verabreden.
7. Besteht für mich ein Übertragungsrisiko, wenn ich einen Mann oral (mit dem Mund) befriedige?
Es ist wichtig, dass kein Sperma in Ihren Mund gelangt und Sie kein Sperma schlucken. Der so genannte Lusttropfen vor dem Höhepunkt stellt – anders als bei eindringendem Verkehr – bei oralem Verkehr offensichtlich kein Risiko dar.
Es lohnt sich, vor dem Verkehr den Partner darauf hinzuweisen, dass er sich vor dem Höhepunkt zurückzieht oder Ihnen ein klares Zeichen gibt. Sollte er trotz allem einmal in Ihnen zum Höhepunkt kommen, spucken Sie das Sperma aus und spülen Sie den Mund einige Male mit lauwarmem Wasser. Schlucken Sie das Sperma nicht hinunter!
Auch wenn Sie HIV-positiv sind, besteht für Ihren Partner kein
Übertragungsrisiko.
8. Besteht für mich ein Übertragungsrisiko, wenn ich eine Frau oral (mit dem Mund) befriedige?
Es besteht für Sie während der Menstruationszeit der Partnerin ein gewisses Risiko. Eine Infektion über Menstruationsblut, das in Ihren Mund gelangt, ist möglich. Scheidensekrete stellen – anders als bei eindringendem Verkehr – bei oralem Verkehr offensichtlich kein Infektionsrisiko dar.
Auch wenn Sie HIV-positiv sind, besteht für Ihre Partnerin kein Übertragungsrisiko.
9. Wie lauten die weiteren Regeln des Safer Sex?
Zusätzlich zu den beiden Regeln zum Oralverkehr (s.o.) gibt es nur noch eine weitere: Bei ungeschütztem eindringenden Geschlechtsverkehr – ob Vaginalverkehr oder Analverkehr – besteht für beide Partner/-innen ein HIV-Übertragungsrisiko. Deshalb: Immer ein Präservativ (oder Femidom) verwenden.
Nur wasserlösliche Gleitcrèmes verwenden; fetthaltige greifen Latex an.
Auf die richtige Kondomgrösse achten.
Ausnahme: In einer treuen Partnerschaft, bei der beide Personen sicher negativ sind, kann auf die Verwendung von Präservativen verzichtet werden.
Coitus interruptus (= "aufpassen" bzw. "sich rechtzeitig zurückziehen") bietet keinen genügenden Schutz.
Kondome aus Schafsdarm (Concept Skins) bieten keinen genügenden Schutz.
(Sexuell aktiven Menschen mit gelegentlichem oder häufigem Wechsel des Partners, der Partnerin empfehlen wir, sich zusätzlich gegen Hepatitis B impfen zu lassen.)
10. Haben Frauen ein höheres Ansteckungsrisiko als Männer?
Wahrscheinlich tragen Frauen bei ungeschütztem eindringendem Geschlechtsverkehr tatsächlich ein etwas höheres Ansteckungsrisiko für HIV. Die Schleimhautfläche der Vagina ist gross und die Samenflüssigkeit bleibt liegen. Zudem ist bei infizierten Männern die Virenmenge in der Samenflüssigkeit oft hoch.
Deshalb: Bestehen Sie auf der Verwendung von Präservativen. Es kann hilfreich sein, immer selber welche dabei zu haben. Auch das Femidom schützt Sie vor einer HIV-Infektion.
11. Besteht bei ungeschütztem eindringendem Verkehr ein HIV-Risiko, wenn es nicht zum Höhepunkt kommt?
Ja, eine Übertragung ist auch ohne Ejakulation möglich. Der Lusttropfen bzw. die Vaginalsekrete können – bei eindringendem Verkehr – das HI-Virus übertragen; wahrscheinlich reicht auch nur schon der enge Kontakt von Schleimhäuten. Zudem können kleine, ev. nicht einmal sichtbare Verletzungen der Schleimhäute zu einem direkten Blutaustausch führen.
12. Ist Küssen und Zungenküssen gefährlich?
Das HI-Virus wird nicht übertragen durch Küssen, auch nicht durch Zungenküsse. Kein Übertragungsrisiko besteht beim Streicheln, Kuscheln und bei Petting (gegenseitige Befriedigung mit der Hand).
Das HI-Virus wird auch nicht auf öffentlichen Toiletten übertragen oder durch den gemeinsamen Gebrauch von Haushaltgegenständen (Tassen, Besteck ...).
13. Kann ich unmittelbar nach einer Risikosituation noch etwas unternehmen, um die Gefahr einer HIV-Infektion zu verringern?
Die ersten Wochen nach einer möglichen Übertragung werden als "immunologisches" bzw. "serologisches Fenster" bezeichnet. In diesen Wochen kann eine Übertragung mit medizinischen Verfahren weder nachgewiesen noch ausgeschlossen werden.
Nach Situationen mit eindeutig hohem Übertragungsrisiko gibt es nur die Möglichkeit, spätestens innerhalb von 72 Stunden nach der Risikosituation eines der HIV-Behandlungszentren der grossen Universitätsspitäler aufzusuchen (Basel, 061 265 50 05; Bern, 031 632 27 45; Zürich, 01 255 20 27; St. Gallen, 071 494 10 28; Lugano, 091 805 60 21; Lausanne, 021 314 10 22; Genf ; 022 372 96 17). Dort wird man aufgrund der Situationsbeschreibung das Risiko abschätzen und eventuell eine so genannte HIV-Postexpositions-Prophylaxe (HIV-PEP oder PEP) vorschlagen. Dies ist eine vorbeugende mehrwöchige medikamentöse Behandlung mit hochwirksamen Substanzen, die das Risiko einer allfälligen Übertragung wahrscheinlich deutlich senken – aber nicht ausschliessen – kann. Ihr Erfolg ist umso besser, je schneller nach der Risikosituation mit ihr begonnen werden kann.
Situationen mit eindeutig hohem Risiko, in denen eine HIV-PEP sinnvoll sein kann, sind:
a) ungeschützter vaginaler oder analer Geschlechtsverkehr – z.B. auch infolge eines Kondomversagens – mit einer HIV-infizierten Person;
b) ungeschützter oraler Geschlechtsverkehr mit Ejakulation eines HIV-infizierten Partners in den Mund,
c) Verwendung von gebrauchtem Injektionsmaterial einer HIV-positiven Person.
d) die drei Situationen a bis c, wenn eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Kontaktperson HIV-positiv ist.
14. Ich habe Angst, dass ich mich angesteckt habe. Was soll ich tun?
Lassen Sie sich nicht von der Angst lähmen, sondern informieren Sie sich. Rufen Sie die Aids-Hilfe in Ihrem Kanton oder eine anonyme Teststelle an. Klären Sie ab, ob tatsächlich ein Ansteckungsrisiko vorliegt. Lassen Sie sich beraten, ob ein anonymer HIV-Antikörper-Test sinnvoll ist und wie Sie sich in Zukunft wirksam schützen können. Auf jeden Fall gilt: Nach einem Ansteckungsrisiko keinen oder nur geschützten Geschlechtsverkehr haben.
Das Virus und die Krankheit
Was ist HIV/AIDS?
Das Wort AIDS steht für die englische Bezeichnung „Acquired Immune Deficiency Syndrome“, auf Deutsch „Erworbener Immundefekt“. Bei einem Immundefekt ist die Abwehrfähigkeit des Körpers gegenüber Krankheitserregern vermindert.
Als Hauptursache für AIDS gilt die Infektion mit HIV („Human Immune Deficiency Virus“ = „menschliches Immundefekt-Virus“). 1983/84 wurde das Virus HIV-1 entdeckt, wenig später HIV-2. Beide Virustypen und ihre Untergruppen (Subtypen) weisen spezielle Merkmale auf und kommen je nach Kontinent unterschiedlich häufig vor. Für alle gelten aber die gleichen Schutzmöglichkeiten.
Die Wissenschaft teilt die HIV-Infektion in verschiedene Stadien ein. Mit AIDS wird das Stadium bezeichnet, bei dem das Immunsystem stark beeinträchtigt ist und sich bestimmte Infektionskrankheiten und Tumoren entwickeln können. Der Verlauf einer HIV-Infektion unterliegt starken Schwankungen und lässt sich nur schwer als eine festgelegte Abfolge von Stadien beschreiben.
Eine Infektion mit HIV kann zum einen durch den HIV-Antikörpertest (indirekte Methode), zum anderen durch den Virusnachweis (direkte Methode) festgestellt werden. Wie und wann sich eine HIV-Infektion zu einem Immundefekt entwickelt, hängt von zusätzlichen Umständen ab, die im Einzelnen noch nicht bekannt sind. Für das Leben mit HIV gibt es keine „goldene Regel“. Jeder sollte seinen eigenen Weg im Umgang mit dem Virus finden und, wenn nötig, Hilfe in Anspruch nehmen. Hilfreich sind ein soziales Umfeld, das Rückhalt und Unterstützung gibt, sowie eine bedürfnisorientierte medizinische Versorgung und Pflege.
Die HIV-Infektion ist noch nicht heilbar. Aber dank verbesserter Therapien hat sie heute einen viel günstigeren Verlauf. Das heißt, durch medizinische Behandlung bestehen gute Chancen, dass sich eine Immunschwäche zurückbildet oder ihr Auftreten sich viele Jahre hinauszögern lässt. Vieles spricht dafür, dass der medizinische Fortschritt zu einer immer höheren Lebenserwartung bei Menschen mit HIV führt.
AIDS ist nach wie vor eine bedrohliche und meist tödlich verlaufende Krankheit. AIDS steht auch immer wieder für unbegründete Ängste, für Diskriminierung und Ausgrenzung. Deshalb gilt es, zu informieren, aufzuklären, Vorurteile abzubauen, Zuwendung und Hilfsbereitschaft zu fördern.
Wie schwächt HIV das Imunsystem?
Das Immunsystem hat die Aufgabe, in den Körper eingedrungene Krankheitserreger – z.B. Bakterien, Pilze, Viren – unschädlich zu machen. HIV schwächt das Immunsystem, indem es die Helferzellen (auch CD4-Zellen oder T4-Zellen genannt) befällt und sich in ihnen vermehrt. Die Helferzellen haben unter anderem die wichtige Funktion, andere Zellen des Immunsystems bei der Abwehr von Krankheitserregern zu steuern.
Wenn HIV in die Blutbahn gelangt, kommt es zu einer Abwehrreaktion. Die hierbei gebildeten Antikörper können aber nicht in infizierte Wirtszellen eindringen. Das ist einer der Gründe, weshalb die dort vorhandenen Viren nicht unschädlich gemacht werden. Eine geringe Anzahl der befallenen Helferzellen wird direkt durch das Virus zerstört. Weitere, vor allem indirekte Mechanismen können zu eingeschränkten und fehlgesteuerten Abwehrreaktionen führen und so die Zahl der Helferzellen stark verringern.
Je mehr die Zahl der Helferzellen abnimmt, desto weniger ist das Immunsystem in der Lage, den Körper vor Krankheiten zu schützen. Bei fortgeschrittener Abwehrschwäche kann es zu „opportunistischen Infektionen“ (sie „nutzen“ das geschwächte Immunsystem, um sich ungehindert zu vermehren), zu Allergien und zum Wachstum verschiedener Krebsarten kommen.
Auch ein geschwächtes Immunsystem kann noch gut mit vielen der weit verbreiteten Krankheitserreger fertig werden. Menschen mit HIV brauchen also nicht vor jedem Schnupfen Angst zu haben.
Wie verläuft die HIV Infektion?
HIV-Infektionen verlaufen von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, und jeder einzelne Verlauf zeigt in der Regel starke Schwankungen. Krankheiten können, müssen aber nicht auftreten. Und zwischen einzelnen Erkrankungen liegen oft lange Zeiten ohne körperliche Beschwerden. Selbst ein voll entwickelter Immundefekt kann bis zum Auftreten schwerster Erkrankungen zunächst ohne Krankheitszeichen (= Symptome) verlaufen.
Wie stark sich HIV vermehrt und dadurch das Immunsystem schädigt, kann durch Blutuntersuchungen gemessen werden: Die Viruslast gibt die Zahl der Viren pro Milliliter Blut an. Je höher die Viruslast, desto schneller wird das Immunsystem zerstört. Die Zahl der Helferzellen, gemessen pro Mikroliter Blut, gibt Auskunft über den Zustand des Immunsystems. Je weniger Helferzellen, desto ausgeprägter die Immunschwäche.
Inzwischen gibt es verschiedene Medikamente, die gegen HIV und gegen opportunistische Infektionen – zum Teil mit großem Erfolg – eingesetzt werden.
Die ersten Wochen
Bereits kurz nach der Ansteckung mit HIV beginnt das Virus, sich vorübergehend sehr stark zu vermehren. Bei den meisten Menschen treten in den ersten Wochen der Infektion grippeähnliche Symptome (Krankheitszeichen des „Primärinfekts“) auf, die nach ein bis zwei Wochen wieder abklingen. Viele bemerken diese Symptome kaum.
Bei allen Infizierten kommt es zu einer Abwehrreaktion, bei der Antikörper gebildet werden. Diese können in der Regel nach zwölf Wochen zuverlässig nachgewiesen werden.
Symptomfreie Phase
Die HIV-Infektion verläuft dann zunächst unauffällig, d.h., es treten keine Symptome auf. Diese Phase kann einige Monate oder viele Jahre andauern. Das Virus vermehrt sich jedoch weiter und schädigt dadurch das Immunsystem.
Die Krankheitszeichen, die im Verlauf der HIV-Infektion auftreten können, sind im Einzelnen betrachtet unspezifisch, d.h., sie kommen auch bei vielen anderen Krankheiten vor. Ob ein Immundefekt vorliegt oder nicht, kann deshalb nur ein Arzt/eine Ärztin feststellen, der/die auf diesem Gebiet spezialisiert ist.
Phase mit allgemeinen Symptomen
Irgendwann können Symptome auftreten. Diese sind meist allgemeiner Art, z.B. lang andauernde Lymphknotenschwellungen an mehreren Stellen (unter den Achseln, in der Leistengegend), starker Nachtschweiß und lang anhaltende Durchfälle. Zur Abklärung der Symptome sollte in jedem Fall ein/e erfahrene/r Arzt/Ärztin aufgesucht werden.
Schwerer Immundefekt
Treten bei einem schweren, durch HIV verursachten Immundefekt bestimmte Krankheiten auf, spricht man von „AIDS“. Dazu zählen z.B. die Pneumocystis carinii Pneumonie (PcP), eine Form der Lungenentzündung, oder infektiöse Erkrankungen anderer Organe, z.B. der Speiseröhre mit dem Hefepilz Candida albicans. Auch Viren wie Herpes simplex oder Herpes zoster können zu schweren Erkrankungen führen. Die häufigsten Tumorerkrankungen im Zusammenhang mit AIDS sind durch Viren bedingte Krebsarten, z.B. das Kaposi-Sarkom oder der Gebärmutterhalskrebs sowie Lymphome (bösartige Tumoren des Immunsystems).
Weil HIV die Blut-Hirn-Schranke überwindet, kann es auch die Zellen des Zentralnervensystems schädigen. Im Verlauf der HIV-Infektion können daher auch Nervenentzündungen und Hirnleistungsstörungen auftreten, die meist langsam und unauffällig beginnen.
Wie wird HIV übertragen?
HIV gehört zu den schwer übertragbaren Krankheitserregern. Das Virus ist sehr empfindlich und außerhalb des menschlichen Körpers unter Alltagsbedingungen nicht lebensfähig. Die üblichen Hygienemaßnahmen im Haushalt und im Krankenhaus reichen aus, um das Virus unschädlich zu machen.
Das Virus wurde zwar auch in Urin, Kot, Speichel, Schweiß und Tränenflüssigkeit nachgewiesen, jedoch in sehr geringer Menge, die für eine Ansteckung nicht ausreicht. Weltweit ist kein einziger Fall bekannt, bei dem eine Infektion über diese Körperflüssigkeiten erfolgt wäre.
Deshalb besteht keine Ansteckungsgefahr bei
Anhusten oder Anniesen
Benutzen derselben Teller, Gläser und Bestecke
Benutzen von Toiletten, Bädern oder Saunen
Zusammenarbeiten und -wohnen mit Menschen mit HIV/AIDS
Betreuen und Pflegen von Menschen mit HIV/AIDS.
Auch beim Küssen kann HIV nicht übertragen werden, solange sich am Mund und im Mundraum keine blutenden Wunden befinden. Eine Ansteckung allein über Speichel ist bisher nicht nachgewiesen worden.
In der Arztpraxis und im Krankenhaus gilt: Was vor Hepatitis B schützt, schützt auch vor HIV und damit vor AIDS.
Wie kann HIV übertragen werden?
HIV kann nur übertragen werden, wenn es in ausreichender Menge in die Blutbahn oder auf die Schleimhäute gelangt.
Ansteckende Körperflüssigkeiten
Blut – auch Menstruationsblut – und Sperma enthalten das Virus in hoher Konzentration. In der Scheidenflüssigkeit und Muttermilch ist die Konzentration geringer, kann jedoch immer noch für eine Ansteckung ausreichen.
Sexuelle Übertragung
Am häufigsten wird HIV beim Sex ohne Kondom übertragen. Vor allem die Darmschleimhaut ist äußerst empfindlich und kann HIV direkt aufnehmen. Deshalb ist Analverkehr ohne Kondom sehr risikoreich.
HIV kann auch beim Vaginalverkehr übertragen werden: Durch kleine, nicht spürbare Verletzungen der Scheide oder Reizungen der Gebärmutter (z.B. durch die Spirale, durch Pilze und andere sexuell übertragbare Erreger) kann infektiöses Sperma in die Blutbahn der Frau gelangen. Umgekehrt können Scheidenflüssigkeit und Menstruationsblut durch winzige Hautrisse am Penis auch zur Ansteckung des Mannes führen. HIV wird jedoch leichter vom Mann auf die Frau übertragen als umgekehrt. Während der Periode ist das Infektionsrisiko für die Frau wie für den Mann erhöht.
Der Oralverkehr („Lecken“, „Blasen“) birgt ein Risiko, wenn Sperma oder Menstruationsblut in den Mund der Partnerin/des Partners gelangt.
Übertragung beim Drogengebrauch
Menschen, die sich Drogen spritzen („fixen“), haben ein sehr hohes Infektionsrisiko, wenn sie Spritzen verwenden, die vorher eine andere Person benutzt hat. Hierbei kann infiziertes Blut direkt in die Blutbahn eindringen. Ein geringes bis mittleres Infektionsrisiko besteht beim Aufteilen der Droge mittels gebrauchter Spritzbestecke und beim Verwenden gebrauchten Zubehörs (Löffel, Filter, Tupfer).
Mutter-Kind-Übertragung
Kinder von HIV-positiven Frauen können während der Schwangerschaft, während der Geburt und auch beim Stillen angesteckt werden. Die Übertragungsrate hängt dabei wesentlich vom Gesundheitszustand der Mutter ab sowie von vorbeugenden Maßnahmen. Unter optimalen Bedingungen kann die Übertragungsrate unter 2 % gesenkt werden: durch einen Kaiserschnitt vor Einsetzen der Wehen, die gezielte Einnahme von Medikamenten gegen HIV während der Schwangerschaft und den Verzicht auf das Stillen. Die hiermit verbundenen Risiken sind gegen den Nutzen abzuwägen.
Blut und Blutprodukte
Menschen mit Hämophile (Bluter sind heute nicht mehr durch das für sie lebenswichtige Blutplasmakonzentrat HIV-gefährdet. Durch besondere Verfahren, z.B. durch Erhitzen, und durch gentechnische Herstellung wird weitestgehend sichergestellt, dass derartige Blutprodukte kein HIV enthalten.
Um zu verhindern, dass bei Bluttransfusionen HIV (sowie Hepatitis B und C) übertragen wird, werden in der Bundesrepublik seit 1985 alle Blutspenden in Routineverfahren auf HIV-Antikörper untersucht. Das bisher schon sehr geringe Restrisiko wegen der „diagnostischen Lücke“ (das ist der Zeitraum zwischen der eventuellen Ansteckung des Spenders/der Spenderin und der Nachweisbarkeit von Antikörpern: bei HIV etwa 12 Wochen) soll nach neueren Empfehlungen noch verkleinert werden, und zwar durch direkten Virusnachweis als zusätzlichen Routinetest. Vor geplanten Operationen ist eine Eigenblutspende sinnvoll.
Ungleich verteilt: Das Infektionsrisiko.
Die HIV-Infektion hat sich in den einzelnen Weltregionen jeweils anders ausgebreitet:
In Europa und in den USA betrifft HIV vor allem homo- und bisexuelle Männer sowie Drogengebraucher/innen. Wer zu diesen Gruppen gehört, setzt sich beim ungeschützten Sex und beim Gebrauch unsteriler Spritzbestecke einem Risiko aus. Auch Frauen und Männer, die Sex mit Partnern und Partnerinnen aus diesen Gruppen haben, sind ansteckungsgefährdet.
In Deutschland gibt es in der übrigen Bevölkerung noch verhältnismäßig wenige Menschen mit HIV. Doch auch hier steigen die Zahlen beständig an, vor allem bei den Frauen. Der ungeschützte Sex kann daher auch für Menschen außerhalb der genannten Gruppen ein Risiko bergen: für Männer und Frauen, die öfter ihre Sexualpartner/innen wechseln, für Männer und Frauen in festen Beziehungen, die weitere Sexualpartner/innen haben.
In den südlich der Sahara gelegenen Regionen Afrikas und in einigen Ländern Asiens (vor allem Thailand und Indien) sind Frauen im gleichen Maße von HIV und AIDS betroffen wie Männer. Beide Kontinente weisen zugleich die höchste Zahl an infizierten und erkrankten Menschen auf. Das Risiko, sich bei ungeschütztem Sex anzustecken, ist dort sehr hoch. Das gilt auch für Teile Süd- und Mittelamerikas (z.B. die Karibik) sowie die meisten Metropolen dieser Welt.
Das Ansteckungsrisiko richtet sich vor allem danach, wie und wo jemand lebt und welche Möglichkeiten sie oder er hat, sich zu schützen.
Safer Sex - wie geht das?
Sex kann vielerlei heißen – je nach persönlichen Vorlieben, je nach Situation. Die eine steht auf dieses, der andere auf jenes. Manches macht viel Spaß, anderes weniger oder gar keinen. Das eine tut man aus Lust und Liebe, das andere, weil der/die Partner/in es möchte. Wie auch immer: beim Sex lässt sich das Ansteckungsrisiko verringern. Durch Safer Sex.
Vaginalverkehr
Zum Risiko der Frau: Über die empfindlichen Scheidenwände kann HIV leicht in die Blutbahn eindringen. Das Risiko, sich anzustecken, ist besonders groß, wenn im Genitalbereich schon eine andere Infektion vorliegt, und während der Monatsblutung.
Zum Risiko des Mannes: Infektiöse Scheidenflüssigkeit kann über die Schleimhäute des Penis zur Ansteckung führen; diese haben häufig sehr kleine, nicht spürbare Verletzungen. Während der Monatsblutung ist das Infektionsrisiko wegen des Kontakts mit Blut größer.
HIV scheint leichter vom Mann auf die Frau übertragbar zu sein als umgekehrt. Klar ist aber, dass für beide ein Risiko besteht.
Beim Vaginalverkehr bieten Kondome guten Schutz.
Das Herausziehen des Penis kurz vor dem Samenerguss ist keine geeignete Methode, um sich vor HIV zu schützen.
Analverkehr
Hier ist das Risiko besonders groß, sich mit HIV und anderen Krankheitserregern anzustecken. Der After ist stark durchblutet, seine Schleimhäute sind sehr leicht verwundbar.
Auch der „aktive“ Partner – also derjenige, der seinen Penis einführt – kann angesteckt werden: Die empfindliche Eichel und der Harnröhrenausgang können mit Erregern in Kontakt kommen.
Kondome, zusammen mit einem fettfreien Gleitmittel, bieten beim Analverkehr guten Schutz.
Oralverkehr
Zum Blasen: Das Stimulieren des Penis mit Mund oder Zunge gilt als risikoarm. Empfohlen wird aber: kein Sperma in den Mund, Sperma nicht schlucken. Das „Raus-bevor‘s-Kommt“ ist riskant, denn meist klappt es ja doch nicht. Wer es ganz sicher haben will, benutzt auch beim Blasen ein Kondom. Es schützt außerdem vor Mund-Tripper.
Zum Lecken der weiblichen Geschlechtsorgane: Gilt ebenfalls als risikoarm, außer während der Menstruation. Wer auf „Nummer Sicher“ setzt, benutzt beim Lecken ein „Dental dam“: Das ist ein Latextuch, das zwischen Mund und Scheide gelegt wird. Dental dams gibt‘s in Apotheken. Den gleichen Zweck kann auch ein aufgeschnittenes Kondom erfüllen!
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Eindringen mit den Fingern...
...in die Vagina oder den After ist risikoarm, auch bei nicht intakter Haut. Während der Menstruation empfiehlt es sich, Fingerlinge, Kondome oder Gummihandschuhe zu verwenden.
Sex-Toys
Dildos, Vibratoren und andere Toys sind sicher, wenn sie nur von/bei derselben Person benutzt werden. Vor dem „Weiterreichen“ zieht man ihnen ein Kondom über oder wäscht sie sorgfältig mit Wasser und Seife.
Frauen sollten Sex-Toys bei sich nicht zuerst anal und dann vaginal benutzen. Dadurch können Bakterien aus dem After in die Scheide gelangen, was mitunter zu unangenehmen Infektionen führt.
Wenn es mit dem Schutz mal nicht geklappt hat...
Das Kondom ist gerissen, oder es wurde einfach vergessen: So etwas kann durchaus passieren. Der eindringende Partner kann dann seinen Penis waschen und zu urinieren versuchen, um Reste von Körperflüssigkeiten des Partners/der Partnerin ab- und auszuspülen. Eine Darm- oder Scheidenspülung jedoch wäre gefährlich: Krankheitserreger gelangen so noch tiefer in den Körper, und es kommt leicht zu Verletzungen.
Ist beim Oralverkehr Sperma in den Mund gelangt: ausspucken und den Mund mit mindestens 40%igem Alkohol (je hochprozentiger desto besser) spülen.
Wenn jemand ein solches Infektionsrisiko hatte, ist möglicherweise auch eine Post-Expositions-Prophylaxe* – kurz HIV-PEP – sinnvoll. Das ist eine mehrwöchige Chemotherapie mit Medikamenten, die gegen HIV gerichtet sind. Sie hat die bestmögliche Wirkung, wenn sie innerhalb von zwei Stunden nach dem Risikokontakt begonnen wird. Je mehr Stunden vergehen, desto geringer ist die Chance, dass die HIV-PEP wirkt.
Es ist nicht sicher, ob die HIV-PEP überhaupt wirkt. Manchmal treten auch starke Nebenwirkungen auf, und möglicherweise kommt es zu Spätfolgen. Außerdem kann die HIV-PEP wahrscheinlich nicht beliebig oft wiederholt werden.
Ob eine HIV-PEP eingesetzt werden sollte, lässt sich nur mit einem/einer erfahrenen Arzt/Ärztin klären!
Beratung zu Safer Sex und HIV-Test
AIDS-Hilfen
Die örtlichen AIDS-Hilfen bieten persönliche Beratung an – in ihren Räumen sowie per Telefon.
Telefonische Beratung:
bundesweit unter der Rufnummer 19411 + Ortsvorwahl (eventuell die der nächstgrößeren Stadt).
Im Laufe des Jahres 2001 werden die Nummern des Beratungstelefons der AIDS-Hilfen auf die 0700 umgestellt. Die Rufnummer der jeweiligen AIDS-Hilfe lautet dann:
0700-HILFE + 2., 3. und 4. Ziffer der Ortsvorwahl (0700-44533-XXX)
Beispiel für Bonn (Vorwahl: 0228): 0700-44533-228
Ausnahme: Städte mit dreistelliger Ortsnetzkennzahl, also Berlin (030), Hamburg (040), Frankfurt (069) und München (089): Hier bitte die komplette Vorwahl wählen, also z.B. 0700-44533-030
Vorübergehend werden viele AIDS-Hilfen unter der bisherigen oder der neuen Nummer erreichbar sein.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Die Telefonberatung der BZgA ist unter der Nummer 0221/89 20 31 erreichbar, ebenso per E-Mail unter telefonberatung@bzga.de und Internet unter
www.aidsberatung.de.Risiken beim Spritzen und wie man sie vermeidet
Sie sind da, auch wenn man sie nicht sieht: Bakterien, Pilze und Viren – wie HIV und Hepatitis. Sie verkriechen sich in Blutresten in gebrauchten Spritzen oder Nadeln, in gebrauchten Filtern, auf schmutzigen Löffeln und so weiter.
Needle-Sharing
Am gefährlichsten ist das Needle-Sharing, wenn also Nadel und/oder Spritze von mehreren benutzt werden. Über Bluteiweiß-Reste, die man mit bloßem Auge oft nicht mehr erkennen kann, können Viren, Bakterien und Pilze in die Blutbahn gelangen.
Nur sterile Spritzbestecke bieten einen optimalen Schutz vor Infektionen. Wenn es aber mal gar nicht anders geht und man gebrauchtes Spritzbesteck benutzen muss, sollte man es auf jeden Fall vorher reinigen (siehe „Tipps zum Reinigen des Spritzbestecks“)!
Drug-Sharing
Wird die gesamte Shore mit EINER Spritze aufgezogen und dann, nach Teilstrichen bemessen, an die anderen weitergeben, ist das ziemlich riskant. Zwar benutzt jede/r die eigene Spritze, doch wenn die erste Spritze oder Nadel nicht steril sind, können Bakterien, Pilze und Viren weitergetragen werden.
m Stoff gerecht zu teilen, gibt es eigentlich nur eine saubere Lösung: Eine/r teilt das Pulver, die anderen suchen sich ihre Portion aus. Dann benutzt jede/r den eigenen Löffel, den eigenen Filter, die eigene Spritze.
Work-Sharing
Auch beim gemeinsamen Benutzen von Werkzeug werden Krankheitserreger übertragen: Gebrauchte Filter und Tupfer, verunreinigte Löffel wie auch abgestandenes Wasser sind „Verstecke“ von Krankheitserregern und ein idealer Nährboden für Pilze und Bakterien. Daher immer nur den eigenen Löffel, unbenutzte Filter und Tupfer sowie frisches Wasser verwenden.
Tipps zum Reinigen des Spritzbestecks
Nur ungebrauchte, sterile Spritzbestecke sind wirklich sicher!
Wenn aber mal keines zur Hand ist (z.B. in Haft), kann man erst einmal sniefen oder drücken, um den „Affen“ zu vermeiden. So hat man Zeit, sauberes Spritzbesteck zu besorgen. Wenn das nicht geht, sollte man das eigene Spritzbesteck unbedingt provisorisch desinfizieren. Wir stellen hier einige Methoden vor, doch ist keine von ihnen 100%ig sicher.
Auskochen mit Wasser
Zweimal frisches, kaltes Wasser durch die Nadel in die Spritze aufziehen und wieder ausspritzen (am besten in den Abfluss oder die Toilette). Danach das Spritzbesteck in Einzelteile zerlegen und 15 Minuten in sprudelnd kochendem Wasser desinfizieren. Nach dem Auskochen die Einzelteile wieder zusammensetzen und noch mal mit kaltem Wasser ausspülen.
Es ist noch unklar, ob mit dieser Methode auch Hepatitis-Viren unschädlich gemacht werden.
Spritzbestecke können höchstens dreimal ausgekocht werden, danach ist das Material beschädigt.
Desinfektion mit Haushaltsbleichmitteln („Bleach“) oder konzentrierten Jodverbindungen (z.B. Betaisadonna®-Lösung oder Braunol®)
Spritzbesteck zweimal mit kaltem Wasser ausspülen. Dann so viel Bleichmittel oder Jodverbindung durch die Nadel in die Spritze aufziehen, dass noch etwas Luft im Kolben bleibt. Spritze 2 Minuten lang schütteln, das Mittel wieder herausspritzen und den Vorgang einmal wiederholen. Danach die Spritze mindestens zweimal mit kaltem Wasser gründlich ausspülen.
Dieses Verfahren ist sehr viel unsicherer als das Auskochen mit Wasser!
Bleichmittel sind ätzend; das Spritzbesteck daher sehr gründlich ausspülen.
Bleichmittel sind nur begrenzt haltbar. Wenn sie mit Sauerstoff in Berührung kommen, verlieren sie nach 3-4 Wochen ihre Desinfektionswirkung.
Bleichmittel können das Material bestimmter Spritzentypen beschädigen.
Reinigen mit medizinischem Alkohol
Für diese Methode braucht man medizinischen Alkohol oder Alkohol, der für den Verzehr ungeeignet ist, wie Ethanol oder Isopropanol.
Das Spritzbesteck zweimal mit kaltem Wasser ausspülen, dann den Alkohol mit der Nadel aufziehen. Mindestens zwei Minuten einwirken lassen. Anschließend die Spritze gut schütteln, bevor man den Alkohol wieder aus der Spritze herausdrückt. Zum Schluss das Besteck zweimal mit kaltem Wasser gründlich ausspülen.
Tuberkulose (Tbc)-Erreger werden durch dieses Verfahren nicht zu 100% abgetötet.
Der Alkohol kann die Beschichtung der Spritzeninnenseiten angreifen, so dass der Kolben nicht mehr gut gleitet
Babyflaschendesinfektionsmittel
Das Spritzbesteck zweimal mit kaltem Wasser ausspülen und das Desinfektionsmittel mit der Nadel aufziehen. Zwei Minuten einwirken lassen, dann gut schütteln. Desinfektionsmittel ausspritzen, das Ganze wiederholen und Spritzbesteck anschließend mindestens zweimal mit kaltem Wasser gründlich ausspülen.
Wer Fragen zu Drogen, HIV/AIDS und Hepatitis hat oder aus dem Drogenkonsum aussteigen will wendet sich am besten an eine AIDS- oder Drogenhilfe, eine JES-Gruppe oder Drogenselbsthilfe in der Nähe. Oder an die Deutsche AIDS-Hilfe e.V., Dieffenbachstraße 33, 10967 Berlin, Tel. 030/69 00 87–0.
Beratung
Bei der Überlegung, ob ein HIV-Test sinnvoll ist, ist eine Beratung in AIDS-Hilfen, Gesundheitsämtern oder bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten wichtig. Im persönlichen Gespräch mit Menschen, die unvoreingenommen zuhören können und auf diesem Gebiet Erfahrung haben, lassen sich individuelle Fragen am besten beantworten.
Wann ist ein HIV-Test sinnvoll?
Wer einen HIV-Test durchführen lässt, will „es“ wissen. Sie oder er will Gewissheit: Habe ich mich mit dem Immunschwächevirus HIV angesteckt oder nicht? Eine wichtige Frage, die sich mit einer einfachen Laboruntersuchung beantworten lässt. Der HIV-Test hat ein klares Ergebnis: Entweder er bestätigt, dass eine HIV-Infektion vorliegt, oder schließt dies aus. Diese Untersuchung gibt also früh und sicher Aufschluss über ein Gesundheitsrisiko, und nur über dieses eine; für viele der anderen Gesundheitsrisiken gibt es solch leistungsfähige Verfahren nicht.
Es gibt vernünftige Gründe, sich testen zu lassen. So kann heute, wenn eine HIV-Infektion nachgewiesen ist, ihr Verlauf mit medizinischer Behandlung beeinflusst und die Gefahr, an AIDS zu erkranken, gemindert werden.
Die Frage „Habe ich mich angesteckt?“ muss keineswegs in allen Fällen mit dem HIV-Test beantwortet werden. Dieser ist meist nur sinnvoll, wenn tatsächlich die Möglichkeit einer Ansteckung bestanden hatte. Ob dies der Fall war oder nicht, lässt sich oft schon in einem persönlichen Gespräch in der AIDS-Hilfe, einer Beratungsstelle des Gesundheitsamts oder bei niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen klären. Das Virus kann ja nur auf einigen wenigen Wegen übertragen werden, und eine Ansteckung lässt sich durch die Einhaltung bestimmter Regeln fast immer vermeiden. Wer also entsprechend handelt, hat kaum einen Grund, sich testen zu lassen.
Wird mit dem Test allerdings eine Infektion festgestellt, kann die gewonnene Gewissheit mit schweren Belastungen einhergehen. Meist ist es schwierig, unter den veränderten Voraussetzungen neue Lebensperspektiven zu erarbeiten und anzunehmen.
Vor einer Entscheidung für oder gegen den Test ist es deshalb ratsam, sich ernsthaft zu fragen: Hatte ich ein Risiko? Und wenn ja: Brauche ich gerade über diese eine Gesundheitsgefährdung tatsächlich Gewissheit? Oder muss ich „es“ zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht unbedingt wissen? Wie die Antworten auch ausfallen: Jede kann im Einzelfall richtig und verantwortungsvoll sein. Abzuwägen ist nicht immer leicht.
Immer ist eine persönliche Entscheidung nötig, denn getestet werden darf nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Betreffenden oder ihrer gesetzlichen Vertreter/innen. HIV-Tests sind freiwillig. Niemand darf zum Test gezwungen werden. Heimlich zu testen ist verboten und strafbar.
Glücklicherweise ist die Entscheidung über den HIV-Test selten dringlich. Auch wenn das eigene Testergebnis vielleicht persönlich mit großer Unruhe erwartet wird: Es gibt nur sehr wenige medizinische Notfälle oder andere Gründe, die unverzüglich eine Klärung verlangen. Fast immer kann in Ruhe überlegt und die Entscheidung für einige Zeit aufgeschoben werden.
Was spricht für Gewissheit durch den Test?
„IM PRINZIP ALLES“, ließe sich sagen; denn was ist falsch daran, wenn ich weiß, wie es gesundheitlich um mich steht? Mehr als früher gibt es heute viele gute Gründe, sich Gewissheit über eine HIV-Infektion zu verschaffen.
Wenn ich von meiner HIV-Infektion weiß, lassen sich die damit einhergehenden Gesundheitsrisiken (Krankheiten in Spätstadien) mindern. Unter Umständen können andere dann besser geschützt werden. Wissen erleichtert es, verantwortungsvoll zu handeln. Auch zu wissen, dass keine HIV-Infektion vorliegt, ist nicht nur beruhigend, sondern oft eine wichtige Information.
„IM PRINZIP NICHTS“, ließe sich sagen; denn HIV ist ja nur eines von vielen anderen, ähnlich gefährlichen Gesundheitsrisiken. Zudem gibt es durchaus Menschen, die mit der Ungewissheit besser zurechtkommen.
Weil Gewissheit unerwünschte Folgen haben kann, sollte es weitere gewichtige Gründe geben, die im Einzelfall für einen Test sprechen. Solche Gründe können im psychischen Befinden oder in der Beziehung zu einem anderen Menschen liegen. Sie können aber auch ganz nüchtern rechtlicher Art sein.
... im Hinblick auf die Einzelne/den Einzelnen
Krankheitszeichen, die länger bestehen, schlecht behandelbar erscheinen und möglicherweise auf eine Schwäche des Immunsystems zurückgehen, sind zumeist ein vernünftiger Grund für einen HIV-Test: Entweder um eine HIV-Infektion auszuschließen. Oder um sie möglichst früh nachzuweisen, denn anders als noch vor wenigen Jahren lässt sich der Verlauf der Erkrankung heute beeinflussen, sofern die Infizierten medizinisch begleitet und bei Bedarf behandelt werden können.
Begründete Sorgen, sich angesteckt zu haben, sprechen meist ebenso dafür, sich Gewissheit zu verschaffen. Es ist allerdings sinnvoll, zunächst in einem Beratungsgespräch zu klären, ob tatsächlich die Gefahr einer Ansteckung bestanden hat.
Neue Partnerschaften sind ein wichtiger Anlass für HIV-Tests, sofern früher ein Infektionsrisiko bestanden haben könnte und jetzt der Wunsch nach ungeschütztem Sex aufkommt. Erst das Testergebnis gibt Auskunft darüber, ob ein Verzicht auf Schutz vor Ansteckung keine/n der Partner/innen gefährdet.
Schwangerschaften sind ebenso ein häufiger Grund für HIV-Tests. Medizinische Argumente sprechen dafür: Unbehandelt übertragen infizierte Mütter in etwa 15 bis 20% der Fälle das Virus auf das ungeborene Kind. Das Übertragungsrisiko kann durch Behandlung der Mutter und durch Kaiserschnitt-Entbindung auf weniger als 2% gesenkt werden. Weiß eine Mutter also von ihrer HIV-Infektion, kann sie dazu beitragen, das gesundheitliche Risiko des Kindes erheblich zu mindern. Auch hier gibt es selbstverständlich keine Verpflichtung zum HIV-Test, auch hier sollte vor jeder Entscheidung eine ausführliche Beratung stehen.
Außerdem muss der Test nicht unbedingt schon in der frühen Schwangerschaft durchgeführt werden: Auch eine Behandlung in der späten Schwangerschaft (bis zur 32. Woche) kann das Risiko einer Übertragung auf das Kind erheblich senken. Anders sieht es aus, wenn die Frau bei einer HIV-Infektion den Wunsch hätte, die Schwangerschaft abzubrechen. Dann sollte der HIV-Test schon möglichst früh in der Schwangerschaft durchgeführt werden
Bei einem Arbeitsunfall mit infektiösem Material, bei dem eine Ansteckung möglich erscheint, ist aus rechtlichen Gründen sofort für Klarheit zu sorgen. Um auszuschließen, dass bereits vorher eine HIV-Infektion vorlag, ist unmittelbar nach dem Vorfall ein erster HIV-Test durchzuführen. Mit weiteren Tests nach vorgeschriebenen Zeitabständen lässt sich das eventuelle Auftreten von HIV-Antikörpern ziemlich eindeutig auf den betreffenden Arbeitsunfall zurückführen.
Blutspenden, Samen- und Organspenden werden sehr genau geprüft, um die Übertragung von Infektionen auf die Empfänger/innen sicher auszuschließen. Die Spender/innen werden zunächst befragt, ob sie in den Monaten zuvor möglicherweise ein HIV-Infektionsrisiko hatten. Eine Bejahung dieser Frage bedeutet, sich von der Spende auszuschließen (so genannter Spender-Selbstausschluss). Außerdem werden alle Spenden sorgfältig auf das Vorliegen von HIV-, Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Infektionen untersucht.
Wer vermutet, HIV-infiziert zu sein, sollte nicht den Weg einer solchen Spende wählen, um sich Gewissheit zu verschaffen, sondern das Testangebot einer Beratungsstelle oder Arztpraxis nutzen.
Lebensversicherungen und private Altersvorsorgeversicherungen verlangen ab einer bestimmten Höhe vor Abschluss des Vertrages den Nachweis eines negativen HIV-Tests. Diese – erlaubte – Vertragsbedingung gilt es vorher zu bedenken. Bei Einstellungsuntersuchungen und arbeitsmedizinischen Beurteilungen ist es hingegen nicht erlaubt, einen HIV-Test zu verlangen. Auch gesetzliche Krankenversicherungen dürfen diesen nicht verlangen. Dagegen können private Krankenversicherungen fragen, ob ein Test durchgeführt wurde und wie sein Ergebnis war; wird dies wissentlich falsch beantwortet, muss die Versicherung unter Umständen keine Leistungen übernehmen.
Wie gesagt: Heute spricht vieles für den HIV-Test. Dennoch sollte man abwägen. Manchmal ist es auch ratsam, sich zu fragen, ob ein HIV-positives Testergebnis nicht doch mehr belastet als die Ungewissheit. Vor dem Test sollte deshalb immer auch die Frage stehen: Wäre ich augenblicklich in der Lage, mich mit dieser Information in Ruhe auseinander zu setzen?
Die Erfahrung zeigt, dass es durchaus Lebenslagen gibt, in denen ein positives Testergebnis eine Überforderung darstellt. Dann kann es sinnvoll sein, die Entscheidung auf später zu verschieben.
Auf Wunsch anderer sollte sich niemand zum HIV-Test entschließen. Mein Testergebnis hilft anderen ja nicht wirklich, schafft aber für mich selbst unter Umständen eine schwierige neue Situation. Auch wenn andere dazu drängen: Der Test ist freiwillig. Auf niemanden darf Druck ausgeübt werden.
Chirurgische Eingriffe sind in der Regel kein Grund, HIV-Tests durchzuführen. Wenn die üblichen Hygienevorschriften eingehalten werden, ist eine Übertragung von HIV auf medizinisches Personal weitgehend ausgeschlossen.
Wollen Patientinnen/Patienten sich nicht testen lassen, dürfen Ärztinnen/Ärzte und Krankenhäuser die Behandlung nicht aus diesem Grund verweigern. In Deutschland sind heimliche Tests auch in Verbindung mit medizinischer Behandlung verboten und werden juristisch als Körperverletzung bewertet.
HIV-Tests in kürzeren Abständen sind fast nie ratsam. Der Wunsch, sich immer wieder testen zu lassen, sollte eher nachdenklich stimmen. Es kann sein, dass man der Gefahr von HIV-Infektionen eine zu große Bedeutung beimisst und dabei anderes aus dem Blick verliert.
Durch wiederholte Tests wird die HIV-Infektionsgefahr nicht verringert! Besser als sich immer wieder testen zu lassen: Ansteckungsgefahren konsequent vermeiden, die übrigen Gefährdungen des eigenen Lebens bewusster wahrnehmen und sie – wo möglich – mindern.
Auch wer die Möglichkeiten zum Schutz vor der HIV-Infektion – aus welchen Gründen auch immer - nicht genutzt hat, sollte nicht übereilt zum Test gehen: Über die unmittelbare Vergangenheit gibt der Antikörpertest sowieso keine Auskunft. Ebenso wenig ist er „vorbeugend“ im eigentlichen Sinne. Der Test ersetzt damit auch nicht Safer Sex. Wenn der Schutz vor HIV an erster Stelle stehen soll, kann auf Safer Sex eigentlich nur in der festen Partnerschaft verzichtet werden, und zwar dann, wenn beide Partner/innen negativ getestet sind und entweder nur miteinander Sex haben oder beim Sex mit anderen die Regeln zum Schutz vor HIV einhalten. Der Test nimmt es niemandem ab, die Übertragung des Virus durch verantwortungsbewusstes Verhalten zu verhindern. Das gilt ebenso beim Gebrauch von Drogen und bei Maßnahmen der Ersten Hilfe.
Die medikamentöse Frühbehandlung nach möglicher Ansteckung (so genannte Postexpositionsprophylaxe = PEP) ist ebenfalls kein zwingender Grund für einen HIV-Test. Sie erfolgt unmittelbar nach einer möglichen HIV-Übertragung, ein Testergebnis kann dabei nicht abgewartet werden. Die PEP, bei der mehrere gegen HIV gerichtete Medikamente gleichzeitig zum Einsatz kommen, wird nur bei Menschen durchgeführt, die bisher vermutlich noch nicht infiziert waren. Der medizinische Nutzen der PEP ist derzeit noch ungeklärt
Berechtigt, einen HIV-Test durchzuführen, sind in Deutschland alle Ärztinnen und Ärzte in Verbindung mit einem medizinischen Fachlabor. In Praxen und Kliniken wird der Name der getesteten Person dokumentiert – der Test ist dort also nicht anonym. Die Kosten trägt die Krankenversicherung, wenn ein medizinischer Anlass vorliegt. Was den Test und sein Ergebnis anbetrifft, unterliegen Ärztinnen und Ärzte sowie das Praxis- und Klinikpersonal der beruflichen Schweigepflicht. Es gibt jedoch Fälle, in denen die getestete Person die Ärztin/den Arzt von der Schweigepflicht entbinden muss, z.B. wenn sie eine private Krankenversicherung, eine Altersvorsorge- oder Lebensversicherung (ab einer bestimmten Höhe) abschließen will.
AIDS-Beratungsstellen an Gesundheitsämtern führen HIV-Tests anonym und überwiegend kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr durch, aber übernehmen keine weiter gehende medizinische Betreuung oder Behandlung. Die Regelungen zur Kostenübernahme können je nach Bundesland, Stadt oder Landkreis voneinander abweichen.
AIDS-Hilfen bieten persönliche und anonyme Beratung an, führen den HIV-Test aber nicht selbst durch.
Beratung vor dem Test sollte immer die Regel sein. Dabei kann gemeinsam überlegt werden, ob ein Infektionsrisiko bestanden hat und wie es künftig vermieden werden kann, welche Gründe für und gegen den Test sprechen und was ein positives Testergebnis für die/ den Ratsuchende(n) bedeuten würde. Es empfiehlt sich, nach dem Beratungsgespräch einige Tage Bedenkzeit einzulegen und sich erst dann zu entscheiden. Ohne ausdrückliche Einwilligung darf in Deutschland nicht getestet werden. Selbst bei bewusstlosen Personen darf hiervon nur in seltenen Fällen abgewichen werden, z.B. wenn bestimmte Krankheitszeichen eine sofort behandlungsbedürftige Immunschwäche vermuten lassen.
Bis das Testergebnis mitgeteilt werden kann, vergehen - je nach örtlichen Gegebenheiten – in der Regel 1 bis 2 Wochen. Ratsam ist, sich hierüber vor dem Test genau zu erkundigen, denn meist wird der Befund mit großer Ungeduld oder Unruhe erwartet. Es hilft, sich in dieser Zeit abzulenken und möglichst wenig daran zu denken. Auch die allergrößten Sorgen – zumal vielleicht ganz unbegründete - werden am Testergebnis nichts mehr ändern.
Das Testergebnis sollte immer im persönlichen Gespräch mitgeteilt werden, niemals telefonisch oder schriftlich; denn für die Getesteten kann das Testergebnis – vor allem ein positives - seelische Krisen auslösen, die niemand vorhersehen kann. Wichtig ist, sich jetzt mit Menschen zu beraten, die in der Bewältigung solcher Situationen Erfahrung haben.
Entweder: Der Test ist negativ...
Statistisch gesehen ist dies das wahrscheinlichste Ergebnis, denn die HIV-Infektion ist in Europa bisher eher selten geblieben: Auch wenn sich jährlich nach wie vor 2.000 bis 2.500 Menschen anstecken, so kommen in Deutschland auf eine infizierte Person immerhin 1.600 Nichtinfizierte. Von den mehr als 20 Millionen HIV-Antikörpertests, die bisher hier zu Lande durchgeführt wurden, hatten etwa 50.000 ein positives Ergebnis.
Anders sieht dies in den von AIDS besonders betroffenen Gruppen aus, wie z.B. bei Männern, die Sex mit Männern haben, oder bei Menschen, die Drogen spritzen. Hier ist die Wahrscheinlichkeit, ein positives Testergebnis zu erhalten, ungleich größer.
„Falsch negativ“ werden Ergebnisse genannt, bei denen der Test nicht reagiert hat, obwohl eine HIV-Infektion vorliegt. Bei den heute verwendeten Verfahren passiert dies nur äußerst selten, denn die Tests sind sehr empfindlich. Und werden neue Virusvarianten gefunden, werden auch die Tests schnell angepasst.
„Negativ“ bedeutet, dass keine Infektion mit HIV stattgefunden hat - jedenfalls nicht bis etwa 12 Wochen vor dem Test. Diese Einschränkung ist wichtig, denn der Test informiert nicht über die augenblickliche Lage. Er sagt auch nichts über die Zukunft aus. Negativ Getestete haben weiterhin ein HIV-Ansteckungsrisiko, wenn sie die Regeln zum Schutz vor HIV-Infektionen nicht kennen oder nicht anwenden.
Oder: Der Test ist positiv...
„Falsch positive“ Testergebnisse sind bei den üblichen Nachweisverfahren praktisch ausgeschlossen, wenn der vorgeschriebene Bestätigungstest durchgeführt wurde. Deshalb bedeutet die Nachricht „positiver“ HIV-Test: Eine Infektion mit HIV liegt vor, er oder sie ist HIV-infiziert. Wie lange schon, kann niemand sagen.
Wer HIV-positiv ist, hat - zusätzlich zu den sonstigen Gesundheitsrisiken - eine hohe Wahrscheinlichkeit, irgendwann an AIDS zu erkranken. Bei manchen Infizierten kommt es auch nach sehr vielen Jahren kaum zu Krankheitszeichen. Und jedes der vielen anderen Gesundheitsrisiken kann einen treffen, noch bevor das Virus krank macht.
Wer HIV-positiv ist, braucht nicht immer und unbedingt gleich eine medizinische Behandlung. Bei einem positiven Testergebnis ist es zunächst – und in bestimmten Abständen immer wieder - sinnvoll, in weiteren Untersuchungen die aktuelle Leistungsfähigkeit des Immunsystems und die Aktivität von HIV im Körper zu bestimmen. Erst dann zeigt sich, wie akut die Frage „Therapie – ja oder nein?“ ist. Auf jeden Fall ist es ratsam, sich von einer spezialisierten Ärztin/einem spezialisierten Arzt über die Behandlungsmöglichkeiten informieren zu lassen und sich dann in Ruhe zu entscheiden.
Die Behandlung mit Medikamenten, die sich speziell gegen das Virus richten, soll nicht erst bei fortgeschrittener Immunschwäche beginnen. Aber bis heute ist nicht sicher geklärt, in welchem Stadium der Krankheit die besten Erfolge zu erwarten sind. Sicher ist hingegen: Keine der heute verfügbaren Wirkstoffkombinationen kann die HIV-Infektion heilen.
Das positive Testergebnis lässt oft leicht vergessen, dass es neben HIV noch so viel anderes gibt, das die Gesundheit gefährdet. Nach heutiger Erkenntnis kann der Verlauf der HIV-Infektion günstig beeinflusst werden, wenn solche allgemeinen Risiken gemindert werden, z.B. durch Änderungen in der Lebensführung, ausreichend Schlaf und möglichst wenig Belastungen, ausgewogene Ernährung, Sport und aktive Freizeitgestaltung.
Bei all diesen Fragen, die sich nun stellen, führt kein Weg an der eigenen Entscheidung vorbei. Immer bleibt aber genügend Zeit, um sich Rat zu holen, z.B. in spezialisierten Praxen, Ambulanzen oder Kliniken, und in Ruhe darüber nachzudenken. Dies ist besonders wichtig, wenn die HIV-Infektion in der Schwangerschaft festgestellt wird. Hier braucht es genaue Informationen darüber, was getan werden kann, um das Risiko der HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind deutlich zu senken. Bevor sich die werdende Mutter entscheidet, sollte sie eine Frauenärztin/einen Frauenarzt mit dem Schwerpunkt HIV/AIDS aufsuchen.
Das seelische Gleichgewicht wird durch ein positives Testergebnis wohl immer stark beeinträchtigt - trotz aller Fortschritte in der Therapie. Die Gewissheit über diese eine, sicherlich große gesundheitliche Gefährdung droht zu überwältigen. Es braucht Zeit, damit leben zu lernen. Bisherige Wertmaßstäbe und Zukunftspläne werden jetzt oft unbrauchbar und müssen durch andere ersetzt werden. So schmerzlich das auch sein mag: Sich mit den Tatsachen in Ruhe auseinander zu setzen kann helfen, für sich selbst neue Ziele zu entwickeln. Möglicherweise ist es auch sinnvoll, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die Beziehungen zu anderen Menschen verändern sich durch den positiven Testbefund mitunter sehr drastisch. Auch fast zwei Jahrzehnte nach seinem ersten Auftreten ist AIDS in den Augen vieler immer noch eine „besondere“ Krankheit. Wer HIV-positiv ist, muss sich nach wie vor mit zahllosen Ängsten und Vorurteilen anderer herumschlagen - deshalb sollte gut überlegt werden, wer davon erfahren soll. Andererseits ist es sehr entlastend, sich jemandem anvertrauen zu können.
In rechtlicher Hinsicht hat ein positives Testergebnis unter Umständen einschneidende Folgen: Der Abschluss von Lebensversicherungen und Darlehensverträgen wird erschwert oder unmöglich gemacht. Und in einigen Ländern wie China und USA gibt es nach wie vor Einreisebeschränkungen für HIV-Infizierte.
Für bereits bestehende Versicherungen hat das Testergebnis in der Regel keine Folgen. Es gefährdet auch nicht die Sicherheit von Arbeitsverhältnissen. Bei Neueinstellungen muss die Frage nach einem positiven Testergebnis nicht wahrheitsgemäß beantwortet werden. Gibt man ein positives Testergebnis bekannt, darf dies nicht zu einer Ablehnung führen. Eine AIDS-Erkrankung dagegen kann ein Ablehnungsgrund sein.
Mit einer namentlichen Registrierung ist heute in Deutschland nicht zu rechnen: Zwar werden alle positiven Testergebnisse in einer Zählstatistik erfasst, aber die Meldungen der Labors erfolgen anonym (also ohne Nennung des Namens). Registriert werden lediglich Alter und Geschlecht, die beiden ersten Ziffern der Postleitzahl und – soweit den Labors bekannt gegeben - der vermutete Ansteckungsweg. Es ist nicht möglich, aus diesen Angaben auf einzelne Personen zu schließen.
Die Medizin macht Fortschritte
Bisher gibt es noch kein Medikament, das AIDS heilen könnte. Dennoch macht die Medizin Fortschritte. Inzwischen gibt es eine Reihe von Medikamenten, die gegen die Vermehrung von HIV eingesetzt werden, so genannte Virushemmer. Zudem ist es heute möglich, viele opportunistische Infektionen rasch zu erkennen und erfolgreich zu behandeln. Einigen kann sogar vorgebeugt werden.
Medikamente gegen die Vermehrung von HIV (antiretrovirale Therapie)
Derzeit stehen drei Gruppen von Medikamenten zur Verfügung: die „nukleosidalen und nukleotidalen Reverse-Transkriptase-Hemmer“ (NRTI), die „nicht-nukleosidalen Reverse-Transkriptase-Hemmer“ (NNRTI) und die „Protease-Hemmer“ (PI).
Zur ersten Gruppe gehören die Medikamente Retrovir (AZT), Videx (DDI), Hivid (ddC), Epivir (3TC), Zerit (d4T), Combivir (AZT + 3TC), Ziagen (Abacavir) und Preveon (Adefovir-Dipivoxil), zur zweiten Gruppe Viramune (Nevirapin), Rescriptor (Delaviridin) und Sustiva (Efavirenz), zur dritten Gruppe Fortovase (Saquinavir), Crixivan (Indinavir), Norvir (Ritonavir), Viracept (Nelfinavir) und Agenerase (Amprenavir).
Weitere Medikamente und Medikamentengruppen sind in der Erprobung. Einige der genannten Medikamente sind in der Bundesrepublik zugelassen. Andere sind über internationale Apotheken oder entsprechende Zugangsprogramme der Hersteller erhältlich. Ärzte/Ärztinnen von HIV-Schwerpunktpraxen können hierüber informieren.
Virushemmende Medikamente verlängern in der Regel die symptomfreie Zeit oder bessern Symptome. Ihre Nebenwirkungen sind sehr unterschiedlich und variieren je nach Patient/in. Sie sollten auf jeden Fall mit dem Arzt/der Ärztin besprochen werden. Die Medikamente bewirken, dass die Zahl der Helferzellen zu- und die der freien Viren im Blut (Viruslast) abnimmt: Zeichen für eine verbesserte Immunfunktion und eine geringere Virusvermehrung. Auf diese Weise soll das Voranschreiten der Erkrankung gebremst werden.
Die genannten Medikamente werden miteinander kombiniert, wodurch sich ihre Wirkungen noch steigern lassen und das Risiko, dass sie unwirksam werden (Resistenzentwicklung), gesenkt wird. Zurzeit wird untersucht, durch welche Kombinationen und Kombinationsfolgen sich die Wirkungsdauer weiter verlängern lässt. Inzwischen hat sich gezeigt: Eine Kombinationstherapie – zur rechten Zeit begonnen, individuell zugeschnitten und richtig durchgeführt – kann die Lebenserwartung erhöhen.
Der bisher häufigsten opportunistischen Infektion, der Pneumocystis carinii Pneumonie (PcP), kann durch die Einnahme oder das Inhalieren von Medikamenten vorgebeugt werden. Sie werden dann angewendet, wenn die Gefahr einer PcP am höchsten ist, also bei einem schweren Immundefekt (z.B. Helferzellen unter 200 pro Mikroliter Blut). Auch gegen Toxoplasmose ist eine Vorbeugung (Primärprophylaxe) möglich.
Gegen Infektionen mit Pilzen, Bakterien oder Parasiten gibt es inzwischen zahlreiche gut wirksame Medikamente. Gegen einige Infektionen stehen es bisher nur experimentelle Therapieansätze zur Verfügung.
Opportunistische Infektionen bedürfen der fachgerechten Behandlung
durch spezialisierte Ärzte/Ärztinnen. Wichtig ist, sie frühzeitig zu erkennen. Es empfiehlt sich deshalb, bei Beschwerden und Veränderungen sofort zum Arzt/zur Ärztin zu gehen. Über aktuelle Therapien bei AIDS informieren Beratungsstellen, HIV-Schwerpunktpraxen oder die Fachliteratur.
Wer sich fragt „Antiretrovirale Therapie ja oder nein?“, sollte sich gründlich informieren, um abwägen zu können, ob sie für ihn in Frage kommt. Dabei geht es nicht nur um Blutwerte, den aktuellen Stand der Wissenschaft oder den körperlichen Zustand. Sich ständig mit seiner HIV-Infektion auseinander setzen, sich regelmäßig untersuchen lassen, täglich mehrmals Tabletten einnehmen, Nebenwirkungen riskieren: nicht jede und jeder will und kann das. Mancher fragt sich auch: Jetzt mit einer Therapie beginnen oder auf eine noch bessere warten? Tabletten schlucken, obwohl noch gar keine Symptome da sind? Kann eine zu früh begonnene Therapie nicht auch schaden?
Um für sich mehr Klarheit zu erhalten, kann es sinnvoll sein, sich beraten zu lassen – von erfahrenen Ärzten/Ärztinnen, in der AIDS-Hilfe oder einer anderen AIDS-Beratungsstelle – oder sich mit anderen HIV-Positiven auszutauschen.
Auch die Entscheidung für oder gegen eine vorbeugende Behandlung opportunistischer Infektionen sollte erst nach gründlicher Information getroffen werden. Eine Beratung und der Austausch mit HIV-Positiven können auch hier Orientierungshilfe geben.
Zurzeit gibt es gezielte und bewährte Vorbeugungsmöglichkeiten gegen PcP und Toxoplasmose.
Medizinische Anhaltspunkte für die Behandlung
Ob antiretrovirale Therapie oder vorbeugende Behandlung opportunistischer Infektionen: Bei allen Therapiefragen orientiert sich die Medizin an Laborwerten. So auch, was den Behandlungsbeginn anbetrifft: Er wird davon abhängig gemacht, wie stark der Immundefekt ausgeprägt ist. Deshalb empfiehlt es sich, den Zustand des Immunsystems (= Immunstatus) und die Zahl freier Viren im Blut (= Viruslast) regelmäßig abklären zu lassen. Zu diesem Zweck wird Blut abgenommen und im Labor untersucht.
Bei der Feststellung des Immunstatus kommt es vor allem auf die Veränderung der Helferzellzahl pro Mikroliter Blut an. Eine neue diagnostische Methode ist die Bestimmung der Viruslast – angegeben in Viruskopien pro Milliliter Blut -, die ebenfalls wichtige Hinweise für die Therapieentscheidung liefert. Sie kann auch schnell zeigen, ob eine antiretrovirale Therapie anspricht oder nicht. Grundlage für Therapieentscheidungen sollte nie ein einzelner Laborwert sein. Erst mehrere Untersuchungen ergeben ein Gesamtbild.
Das Warten auf die Befunde ist psychisch belastend. Einzelne ungünstige Blutwerte, die sehr entmutigend sein können, sind jedoch ohne Aussagekraft. Immunstatuswerte, die unerwartet niedrig sind, sollten auf jeden Fall kontrolliert oder nach zwei Wochen erneut bestimmt werden.
Eine Behandlung sollte ernsthaft erwogen werden, wenn die Anzahl der Helferzellen pro Mikroliter Blut und die Anzahl der Viren pro Milliliter Blut bestimmte Grenzwerte erreicht. Diese werden heute für die PcP-Prophylaxe etwa bei 200 Helferzellen gesehen, für eine antiretrovirale Therapie bei 500 bis 350 Helferzellen und/oder einer Viruslast zwischen 10.000 und 20.000 Kopien.
Ob CD4-Zellzahl oder Viruslast: Die jeweils angesetzten Grenzwerte stellen keine absoluten Richtwerte dar. Sie bieten Patient und Arzt nur Anhaltspunkte für eine individuelle Entscheidung.
Wer seinen Immunstatus und seine Viruslast im Hinblick auf eine medizinische Frühbehandlung ermitteln lassen will, sollte klären, wo in der Umgebung erfahrene Ärzte/Ärztinnen oder Kliniken sind, die eine solche Behandlung qualifiziert durchführen können. Für den Erfolg einer Therapie ist die Einhaltung der therapeutischen Maßnahmen notwendig. Körperliche Nebenwirkungen und das Gefühl, Medikamenten ausgeliefert zu sein, bereiten häufig Probleme, die auch den meisten Ärzten/Ärztinnen nicht unbekannt sind. Ein offenes Gespräch zwischen Patient und Arzt ist hier sehr hilfreich.
Fast täglich werden neue Erkenntnisse über die antiretrovirale Therapie gewonnen. Zu