Die Zeit

Vom Sternmarsch zum elenden Häufchen
Lautstark hatte die rechtspopulistische Partei Pro NRW den Auftakt ihrer Wahlkampagne angekündigt. Ein Sternmarsch zur größten Moschee Deutschlands in Duisburg-Marxloh sollte es werden. Hier sollten die anti-islamischen Parolen der Partei ertönen. Daraus wurde nichts: Es sind nur 120 Anhänger zur Kundgebung gekommen, trotzig recken sie ihre Transparente in die Luft, einige Gehminuten von der Moschee entfernt. Beobachtet von einem Anwohner, die Ellenbogen auf seine Fensterbank gestützt: "Dat is ja bloß ein kleines Häufken Elend."


Die Duisburger haben sich nicht von der anti-islamischen Hetze der Rechtsradikalen beeindrucken lassen. Die meisten der Kundgebungsteilnehmer sind aus dem Ausland angereist. Politische Mitstreiter vom rechten Rand aus Österreich, Frankreich und Spanien. Die belgische Partei Vlaams Belang hat sogar die Bühne und das Sicherheitspersonal gestellt. In diesem Wahlkampf sind die organisatorischen Möglichkeiten von Pro NRW noch begrenzt.

Die übrigen Menschen auf dem tristen Schotterparkplatz sind kleine Funktionäre und Familienangehörige der Landtagskandidaten. Der Parteivorsitzende der Pro NRW, Markus Beisicht, hat seine eigene Interpretation: "Man sagt immer, wir seien ausländerfeindlich. Dabei sind hier heute mehr Ausländer als Deutsche: Wir kämpfen gemeinsam gegen die Islamisierung." Man wolle ein europäisches Volksbegehren gegen Minarette durchsetzen, die Schweiz habe vorgemacht, wie das geht.
Aber nun ist klar, dass Pro NRW bei der Landtagswahl am 9. Mai nicht die Rolle spielen wird, die sie sich selbst erdacht hat.

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http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-03/pro-nrw-duisburg

Wir haben an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Str. / Altenrader Str. gestanden, wo der NPD-Marsch beginnen sollte. Die Kreuzung war jedoch schon frühzeitig von einem bunten Mix verschiedenster Gruppen besetzt und wurde trotz mehrfacher Aufforderungen der Polizei nicht geräumt, sodass der geplante Zug der Nazis nicht stattfinden konnte.
Etwas befremdlich empfand ich den etwa einstündigen Kessel der Polizei, während Polizeibeamte sich aus der anliegenden Tankstelle versorgen konnten, wurde Demonstranten sogar der Toilettengang verweigert.
Erst als eine Bundestagsabgeordnete den Demonstrationsort besuchte und verkündete, dass ein Marsch der Rechten zur Moschee verhindert worden sei, wurde der Kessel aufgehoben und der Marsch der Demonstranten gegen ProNRW und NPD zur Moschee konnte stattfinden.

So viele Polizisten aus aller Herren Bundesländer auf einem Haufen habe ich noch nie gesehen. Viele Tausende Sicherheitskräfte von Polizei, Grenzschutz, GSG 9, teils in martialischen Uniformen sowie Bundeswehreinheiten hatten Autobahnabfahrten und Ausfallstraßen gesperrt, alle Seitenstraßen etwa der Weseler Str., ja selbst Wanderwege besetzt und abgeriegelt, Straßenbahnen fuhren nicht mehr, Hubschrauber kreisten, Sicherheitskräfte auf etlichen Dächern usw.
Ich habe den Einsatz der Sicherheitskräfte als unverhältnismäßig und überdimensioniert empfunden.

Im Großen und Ganzen war es jedoch ein Tag, an dem es sich gelohnt hat, früh aufzustehen und auf die Straße zu gehen.