Hi Norbi,

man sollte hier nicht in die "Bezness"-Falle tappen, bei der man allzu schnell und gerne annimmt, ein entsprechendes Opfer geworden zu sein.
Tatsächlich deutet vieles in diesem Falle darauf hin, daß es so ist, doch ich selbst bin immer ein bißchen vorsichtig mit dem Begriff und definiere ihn auch etwas anders, als es gemeinhin getan wird.

Frau heiratet, erhält Visum, Geschenke, höheren Lebensstandard und bändelt dann mit einem anderen Mann an (ohne daß Du es gesagt hast, gehe ich davon aus, daß er jünger und womöglich "ansehnlicher" ist, als Du es bist). Das typische Bezness-Schema wäre damit erfüllt, bei dem eine ältere Person als Transportmittel für die Zukunftsplanung benutzt worden ist. Das Tempo dabei läßt sogar auf gezieltes Handeln schließen, ebenso die zeitlichen Umstände (2 Jahre Ehebestand bis 2009).

Ich möchte allerdings hier einmal etwas tiefer hineinleuchten.

Mich persönlich beschlich beim Lesen Deiner zahlreichen Schilderungen immer ein ungutes Gefühl, wenn ich davon las, wie Du Beiträge auf offene oder verborgene Forderungen geleistet hast - z.B. häufige Heimflüge und Heimaufenthalte, Führerschein, Auto, Kovertierung zum Islam, etc.

Sicher - man kann argumentieren, daß ein liebender Mann alles dies tut, um seiner Frau ein besseres Leben zu ermöglichen, sie sich zu verpflichten, und um Differenzen abzubauen.
Allerdings widerspricht dies dem, was ich zumindest in traditionellen Umgebungen vorgefunden habe.

Die tunesische Ehe ist allerdings meistens diesbezüglich kein einvernehmliches Zusammenleben, sondern speziell in der Anfangszeit ein Kampf der Partner, in der die oft unterlegene Frau (auch wenn dies nur eingebildet ist) sich Räume und Werte erkämpft. Dies entspricht dem, was sie in der Familie und im Umfeld sieht und lernt und was in der Erziehung und Literatur vermittelt wird. Trifft sie dabei auf wenig oder keinen Widerstand, bzw. auf einen Mann, der sich zu sehr nach ihr richtet, erhält sie die Oberhand und fühlt sich zu wenig "geführt" - doch diese "Führung" ist nach wie vor eines der wesentlichen Elemente in der Beziehung.
Das mag sich im Laufe der Zeit ändern, wenn nämlich die Frau in westliche Vorstellungen und Werte hineinwächst (so sie es denn überhaupt will), doch zumindest in der Zeit des Beginns, und das kann mehrere Jahre sein, sind traditionelle Vorstellungen und eigene Gesellschafts-Erfahrung, die das bisherige Leben geprägt haben, vorherrschend.
Eventuelle Fettnäpfe sind daher reichlich aufgestellt und bei aller Vorsicht kaum zu umlaufen.
Um es platt zu sagen: Man muß, zumindest anfangs, einer Frau Gelegenheiten geben, sich etwas zu erkämpfen, denn nur dann entspricht für sie die reale Lebenswelt der theoretischen Lebenswelt, reicht man es dagegen auf einem Tablett an, dann hat es einen geringeren Wert.

Die tunesische Frau erwartet es, Kinder zu bekommen. Wie ich bereits einmal in einem anderen Beitrag schrieb, ist der Status "richtiger Mann" untrennbar mit der Zeugung eigener Kinder verbunden, ebenso wie der Status "richtige" Frau mit Kindern verbunden ist. Lippenbekenntnisse mögen darüber hinwegtäuschen, doch für die Frau ist es viel mehr als für den Mann auch ein Wettlauf mit der Zeit, denn ihre Reprduktionsperiode ist ja beschränkt, während ein Mann sich auf noch mit 50, 60 und mehr um eigenen Nachwuchs kümmern kann.

Glaube ist, nach allen meinen Erfahrungen, zumindest bei Frauen nur ein Wort - Frauen sind viel eher bereit, dem Manne zu folgen, als umgekehrt, doch nur dann, wenn sozusagen "die Pflöcke frühzeitig eingeschlagen" wurden, also wenn von vornherein kein Zweifel daran gelassen wird, daß eine Konvertierung nicht stattfinden wird. Im täglichen Leben spielt bei Frauen die Glaubensausübung eine viel geringere Rolle als bei Männern und ist, falls sie stattfindet, zu einem ungleich größeren Teil auf den rein esoterischen Teil beschränkt und zu zu einem sehr kleinen Teil auf den, der in die Lebensrealität hineinragt (Gesetze, Politik, Gesellschaft, Kleidung, Ernährung). Die "Außenwirkung" ist allerdings wesentlich größer, denn bei einer Frau wird von ihrerUmgebung darauf geschaut, daß der Mann ein Moslem ist, whrend dies umgekehrt in den meisten Fällen kaum eine Rolle spielt. Und das hat wieder mit der Idee der "Führung" zu tun, die vom Mann ausgeübt werden soll, denn bei einem Moslem wird davon ausgegangen, daß er seine Frau zu islamischen Verhaltensweisen auch dann anhalten wird, wenn sie keine Moslemin ist, während umfgekehrt vermutet wird, daß ein Nicht-Muslim seine muslimische Frau aus der Glaubensgemeinschaft herausbrechen wird (und tatsächlich kann man beides in den meisten Beziehungen beobachten).
Ich behaupte es daher, daß die Konvertierung eines Mannes de facto bei der Frau nur einen geringen Stellenwert hat, der dem Stellenwert der Religion in ihrem täglichen Leben entspricht und anderen Erfordernissen untergeordnet ist. Beim Leben in einem islamischen Land sieht das anders aus, da die demonstrative Religiosität des Mannes zu den alltäglichen Erfordernissen gehört - beim Leben in einer areligiösen Umgebung hingegen (wie z.B. weithin in Deutschland) nicht.

Ähnlich wie auch gemeinhin für Männer gilt, doch für Frauen noch viel mehr, sollte man von Personen, die im Touristikgewerbe arbeiten, zumindest in nachgerodneten Positionen, die Hände lassen. Ich meine damit nicht etwa, daß diese Personen alle "Beznesser" sind, obwohl der Prozentsatz sicherlich ganz erheblich ist. Nein, es geht hier um etwas anderes, nämlich darum, daß diese Arbeit für Frauen in etwa dem Image der "Bardame" in Deutschland entspricht (ganz besonders in eher traditionell gesprägten Teilen der Gesellschaft) - dies aber hat Auswirkungen nicht nur auf das von außen wahrgenommene Bild, sondern auch, früher oder später, auf die Lebensumstände und Selbstwahrnehmung der Person selbst. Wenn man sich darüber klar ist, kann man entsprechend an die Sache herangehen, und das würde man in Deutschland automatisch tun, denn in der "eigenen" Gesellschaft kennt man sich aus und bezieht tausende unbewußte Überlegungen, Muster und Verhalten ein. Nicht so in einer anderen Gesellschaft, bei der man stattdessen versucht ist, sie so anzugehen, wie es der eigenen Erfahrung entspricht - was mit absoluter Sicherheit Fehlverhalten und -interpretation im einfachsten Fall und erhebliche Verwicklungen und Mißverständnisse im schwereren Falle nach sich zieht.

Hinzu kommt bei einer "älteren" Frau, Tourismus oder nicht, noch der Aspekt, daß sie für die "typische" Lebensplanung nur noch eine beschränkte Zeit zur Verfügung hat (siehe oben) und, wenn überhaupt, dann einen sehr straffen Zeitplan verfolgen muß. Es handelt sich hier um einen existentiellen Imperativ, dessen Vorhandensein dem Mann bewußt sein muß.

Zusammenfassend würde ich das, was man vereinfachend (im Ergebnis zwar richtig, im Detail aber unzutreffend) als "Bezness" bezeichnen könnte, als eine Abfolge von Ereignissen bezeichnen, die genau so abgelaufen sind, weil man sich schon am Anfang auf eine Entwicklung eingelassen hatte, die später nur noch begrenzte Korrekturmöglichkeiten gelassen hat ("Dynamik/Evolution der Ereignisse").

Was nun Deinen "Traum" betrifft - Du bist jetzt eigentlich sehr gut für eine weitere Beziehung aufgestellt, denn, wie man so schön sagt, aus Erfahrung wird man klug und Deine intimen Kenntnisse von Gesellschaft und Beziehungen werden Dir zunutze kommen. Aufgeben ist jetzt nicht angesagt, sondern stattdessen die Herausforderung, aus einer weitaus besseren Position also zuvor einen neuen Anlauf zu starten - und den Traum letztendlich zur Wirklichkeit werden zu lassen!

smile