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Wenn Euer ungeborenes zukünftiges Kind irgendwas hätte muss das ja nicht mal mit Eurem Verwandschaftsgrad zusammen hängen, kann ja so viel passieren.
Nur die Wahrscheinlichkeiten steigen eben ganz beträchtlich.
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Einen aussagefähigen Gentest zum Ausschluß von Erbkrankeiten gibt es nicht, ganz einfach deshalb, weil man die genetischen Marker für die meisten Erbkrankheiten nicht kennt bzw. sie auf verschiedenen Genen liegen und die Interaktion unbekannt ist.

Was es gibt, ist eine wissenschaftliche Aussage über den Grad der Wahrscheinlichkeit für die (wenigen) Erbkrankheiten, die sich "einfach" und "bekannt" vererben, sowie eine generelle Aussage über das vermutete Risiko für andere Krankheiten, von denen man weiß oder vermutet, daß die erbinduziert sind, doch dies nicht genau festmachen kann.

Fazit: Ein Gentest trifft nur eine Aussage, ob ein Gendefekt, der einer bekannt-sicheren Vererbung unterliegt, mit Sicherheit (100%) oder einer bestimmten Wahrscheinlichkeit (50% oder 25%) eintritt oder nicht eintritt (0%). Diese "bekannten" Krankheiten sind allerdings eher selten (Bluterkrankheit, etc.).
Der Bluttest dient lediglich der Festellung, ob oder ob nicht der Rhesus-Faktor übereinstimmt bzw. der AIDS-Erkennung.
Die "eingehende Laboruntersuchung" in Tunesien entspricht in etwa dem "großen Blutbild" in Deutschland, ist also zum Zwecke einer Eheschließung nur sehr beschränkt aussagefähig; ich vermute sogar, der wird nur deshalb gemacht, weil er in Tunesien, anders als in Deutschland, im täglichen Patienten-Leben nur sehr selten stattfindet und für den Staat die einzige Möglichkeit darstellt, Blutkrankheiten und Seuchen zu erkennen und somit den Grad der Volksgesundheit zu diagnostizieren.
In Deutschland hat der "normale" Patient bis zur Heirat jedoch mehrere dieser Tests absolviert und befindet sich daher auf einem wesentlich höheren und aktuelleren "Untersuchungsstand", ebenso wie die Epidemiologie insgesamt.

Ehe zwischen Verwandten stellen übrigens nicht per se ein Risiko dar, sondern nur dann, wenn in der Familie eine rezessiv vererbte Erbkrankheit grassiert (wird sie nämlich dominant vererbt, macht es ohnehin keinen Unterschied, ob die Eltern verwandt sind oder nicht). In einer solchen Familie ist dann die Wahrscheinlichkeit, daß ein beliebiges Mitglied den rezessiven Erbfaktor trägt, sehr hoch - und wenn zwei rezessive Faktoren zusammenkommen, bricht die Krankheit aus.

Sind jedoch die Familienmitglieder keine Träger von Erbkrankheiten (weder rezessiv noch dominant), dann wird durch eine verwandtschaftliche Eheschließung sogar eine besonders positive Auswahl getroffen, weil verhindert wird, daß etwaige negative Erbmerkmale "in die Familie hineingetragen werden" - sie also "rein" bleibt, um es mit einem rassehygenischen Ausdruck zu sagen.

Der letztere Aspekt läßt es natürlich unbeachtet, daß auch die heutige Genetik nur einen Bruchteil der Gene kennt, deren Interaktion Erbkrankheiten auslösen und daß nach dem Stand der Wissenschaft auch noch auf lange Zeit hinaus keine verläßliche Aussage getroffen werden kann, ob ein Erbgut kontaminiert ("verunreinigt") ist, oder nicht.

Die z.B. arabische/indische Ehe mit dem Cousin hat übrigens auch nicht die Rassenhygiene zum Ziel (diese Argumentation kam erst später auf, als "Eugenik" in Mode kam, auch in Europa und den USA, übrigens), sondern berücksichtigt nur den weit profaneren ökonomischen Aspekt, der eine Aufsplitterung von Familienvermögen (im Erbfall) verhindert - weshalb die Cousine auch bevorzugt mit einem Cousin der VÄTERLICHEN Linie verheiratet wird; stammt die Cousine ebenfalls aus der väterlichen Linie, entfällt sogar die Verpflichtung des Brautgeldes (weil das dann eh' in der Familie bliebe).

Der zweite Aspekt ist die "Bekanntheit" der Mitglieder, die ja vor der Ehe nicht "zur Probe" zusammenleben können - Personen, die aber bereits als Kinder miteinander gespielt haben, sind "vertraut" miteinander und gewährleisten, so die Theorie, eine bessere Verträglichkeit. Studien haben allerdings gezeigt, daß die "arrangierte" und die "freie" Ehe in Bezug auf ihre Erfolgsprognose gleichwertig sind (wenn man annimmt, daß beide gleich "einfach" geschieden werden können).