Hallo Nanoussa,

bitte nimm es mir nicht übel, aber so kann nur jemand schreiben, der das "andere" Tunesien noch nie kennen gelernt hat. Denn dabei handelt es sich um eine Erfahrung, also um etwas, das man "erleben" muss und so etwas lässt sich nicht ausreichend in Worten ausdrücken. Ich habe nun einmal viele Jahre Erfahrung in Nordafrika, ich denke, wenn man alle Reisen zusammennimmt habe ich mich etwa 2 - 3 Jahre in Nordafrika aufgehalten. Und habe dabei die von vielen Touristen besuchten Orte kennen gelernt und auch die weniger bekannten Landesteile. Dabei kann man den großen Unterschied spüren, und das ist nicht nur in Tunesien so. Das ist selbst in westlichen Ländern so. In Nordafrika kommt aber noch die Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen hinzu. Wenn es keine Jobs gibt, und daher kein Geld, wenn man auf der anderen Seite die Touristen sieht, die alles haben, was der Mensch sich wünscht, dann versucht man, sofern man nicht die kriminelle Laufbahn einschlägt (was zum Glück nur sehr wenige tun) irgendwie durch die Touristen Geld zu verdienen. Und das äußert sich nun leider dadurch, dass viele versuchen, entweder etwas zu verkaufen oder eine Dienstleistung anzubieten.
Nichts dagegen einzuwenden, ich finde es gut. Aber wenn das überhand nimmt und der Tourist, in diesem Falle ich, keine Tasse Kaffee mehr in Ruhe trinken kann oder durch keinen Basar bummeln kann ohne in ein Geschäft gezogen zu werden, dann ist das eben was anderes. Ich würde oft in einem Basar mehr einkaufen, wenn ich in Ruhe stöbern könnte. Aber leider ist es so, dass ich nur meine Augen in Richtung des Ladens richte und man nimmt mich in Besitz. Also gehe ich gesenkten Blickes durch den Souk und kaufe nichts. Ganz anders ist das übrigens in Tunis, wo die Arbeitslosigkeit nicht so groß ist. Dort wird man erheblich weniger im Basar angesprochen und im Cafe fast gar nicht, zumindest nicht zu finanziellen Zwecken, sondern eher aus Freundschaft.
Nun geh aber mal durch eine Stadt, die nicht touristisch geprägt ist. Wegen mir Beja, Siliana oder selbst der hauptsächlich für Tunesier dienende Ferienort Ain Draham. Du kannst in Ruhe durch den Ort laufen, keiner spricht dich an, keiner sieht dich nur als wandelnden Geldbeutel an. Sondern als Mensch. Und dann kommen immer wieder solche Gelegenheiten, wie der Mann im Wald. Das ist keine Anmache, du würdest es sicher besser verstehen, wenn du dabei gewesen wärest. Da war Gastfreundschaft im Spiel, da wurde der Reisenden, die eine "karge" Mittagsmahlzeit in Form von Datteln zu sich nahm, ein häusliches Mahl angeboten, wenn man das auf der Strasse auch nicht aussprach. Und eine Gegenleistung hat man nicht erwartet. Zum Glück für die Familie gehöre ich ja zu den Leuten, die sich mit der Kultur beschäftigen, und weiß daher, dass es höflich ist, irgendein Abschiedsgeschenk zu geben. Aber denke nur, nicht, dass das jeder tut, auch ist nicht jeder vorbereitet und hat Geschenke dabei. Selbst in einem Buch mit einer Reiseerzählung las ich eine Begebenheit, als 2 Deutsche in Schwarzafrika unterwegs waren, 2 gebratene Hühner vorgesetzt bekamen und sich schrecklich anstrengten, die in Gesellschaft des Hausherrn zu verdrücken und nach deutscher Manier den Teller leer zu essen. Hätten sie sich ein bisschen informiert wären sie dahinter gekommen, dass von den Resten noch die übrigen Familienangehörigen leben müssen. Von einem Geschenk war auch hier nicht die Rede.
In meinem Buch habe ich es mir auch zur Aufgabe gemacht, nicht nur nachzuweisen, wo welches Hotel mit welcher Ausstattung ist, welche Ausflüge und Sehenswürdigkeiten zu empfehlen sind, nein, ich versuche auch, ein wenig auf die Mentalität der Leute vorzubereiten und finde es sehr wichtig, dass man sich vor der Reise so etwas anschafft. Egal von welchem Verlag. Nur ein gutes Buch sollte es sein und nicht etwa einer dieser dünnen Heftchen, die zwar von einem großen Verlag mit einem Riesenwerbeaufwand auf den Markt geworfen werden, aber in der Sache nichts gescheites enthalten.
Ach Gott, warum werden meine Beiträge in diesem Forum nur immer so lang?