Schon einige Zeit lese ich dieses Forum, da ich an Tunesien interessiert bin und auch im Jahr 1995 einen Reiseführer zu dem Land herausgebracht habe. Ich bin großer Nordafrika-Fan, wobei allerdings Marokko für mich an erster Stelle steht. Doch ich fahre weiterhin ab und zu nach Tunesien, fing doch dort einmal alles an.
Es war im Jahr 1984 und ich war mit meinem Sohn in einem Hotel in Nabeul. Dort wurde eine Tour in die Wüste angeboten, die mich sofort faszinierte und ich nahm teil. Zunächst war ich total enttäuscht. Es ging nicht abenteuerlich in einem Geländewagen, sondern komfortabel klimatisiert in die Wüste. Und in Douz sollte man in Zimmern übernachten und nicht im Nomadenzelt, was der Fahrer des Busses aber sofort für mich arrangierte. Am frühen Morgen wurden wir dann geweckt, mit einer billigen Djellabah verkleidet und aufs Kamel gesetzt. Wir ritten zu den Sanddünen und sahen den Sonnenaufgang, so richtig touristisch organisiert. Doch dort auf der Düne geschah etwas in mir, ich wusste das ist es, das ist was ich suche, und ich muss wieder dorthin, nur alleine, und nicht mit einer Touristengruppe im Nacken.
Nun, es dauerte aus familiären Gründen noch eine ganze Weile, aber 1986 ging es dann los. Nicht nach Tunesien, sondern nach Marokko, in Begleitung einer Freundin mit dem Flugzeug nach Agadir und dann mit dem Bus durch das Land. Das hielt ich nur eine Woche aus, dann wollte ich einfach mehr. Richtig rein in die Wüste und anhalten können, wo ich wollte. Ich mietete mir einen dieser kleinen R4, die es damals einzig als Leihwagen gab und die supergute Pisteneigenschaften haben. Natürlich hatte sich zu uns sofort einer dieser "Blauen Männer" gesellt, der zwar irgendwie sein Geschäft mit uns Naivlingen machen wollte, uns gleichzeitig aber so unendlich viel von diesem Land und seinen wundervollen Menschen beibrachte. Wie man einen Wagen auf versandeten Pisten durch die Wüste fährt, wie man sich auf ungekennzeichneten Wegen zurecht findet, wie man sich in einer Berberfamilie verhält, das alles erfuhr ich von ihm.
Ich verliebte mich so sehr in dieses Land und seine Menschen, dass ich noch im gleichen Jahr einen kleinen Geländewagen kaufte und zurück kam, von da an war ich mit dem Virus infiziert und fahre noch immer nach Nordafrika. Es blieb nicht bei Marokko, ich fuhr natürlich schon im nächsten Jahr wieder zurück nach Tunesien und besuchte auch Algerien und später Ägypten. Noch heute bin ich mit Leuten aus dieser ersten Zeit befreundet, auch wenn man sich dazwischen lange nicht sieht.
Und so entstand dann zunächst ein Reiseführer über Marokko und schließlich einer über Tunesien. Doch während meiner Erfahrung nach mehr Leute nach Marokko fahren, um mehr über das Land und seine Menschen zu erfahren, habe ich immer wieder erlebt, dass die Reisenden bei Tunesien viel mehr an ihrem Hotel als an dem Land interessiert sind. Das spiegelt sich auch an diesem Forum wieder. Die Mehrzahl der Fragen ist doch: wer kennt Hotel XY, wie ist das Essen, wie die Zimmer, wie die Animation. Sehr selten kommt die Frage, was kann ich sehen, welche Ausflüge sind machbar, wie kann ich mehr über die Menschen erfahren?
Genau aus diesem Grunde hat sich auch das Buch über Tunesien schlecht verkauft, die meisten Reisenden fahren völlig unpräpariert in das Land und kehren genauso zurück. Ich habe eine Webseite erstellt, um dennoch zu informieren und habe auch mein Buch zumindest auf CD aktualisiert.
Ich schreibe diesen Beitrag aber nicht, um den Verkauf zu fördern, ich habe meinen Beruf zum Leben und bin nicht auf Einnahmen vom Schreiben angewiesen. Nein, ich möchte viel lieber das Interesse an dem Land (und nicht nur an den jungen Tunesiern [Lächeln] )wecken und bin gerne bereit, auf alle eure Fragen diesbezüglich zu antworten, so weit ich kann. Ich möchte euch motivieren, über den Hotelzaun hinauszusehen, Ausflüge zu unternehmen, die nähere Umgebung kennen zu lernen. Und zwar nicht auf einer organisierten Tour, wo ein Programm in aller Eile abgespult wird, wo es vom berühmten Bauwerk sogleich in einen Teppichladen geht, sondern auf eigene Faust. Mietwagen sind teuer in Tunesien, das kann nicht jeder bezahlen, wenn es sich jedoch schon für eine Familie mit Kindern lohnt im Vergleich zu einem gebuchten Ausflug. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind gut und preiswert, vor allem im Gebiet Sousse - Monastir - Mahdia, und es ist für jeden möglich, selbst etwas zu unternehmen. Dabei werden Sie sicher feststellen, dass die Menschen außerhalb der Touristengebiete ganz anders sind, viel freundlicher und zurückhaltender. Ich kenne die Anmache in Hammamet oder Sousse, aber fahren Sie einmal nach Mitteltunesien, wo die Römerrelikte an jeder Ecke aus der Erde ragen und Sie werden sehen, wie die Menschen dort ihrer Arbeit nachgehen und niemanden ansprechen. Doch wenn Sie jemand brauchen, wenn Sie Hilfe benötigen, sind sie sofort da. Ich könnte viele Geschichten darüber erzählen, die das Forum völlig sprengen würden.
So, nun bin ich auf die Reaktionen gespannt, rechne mit Kritik, aber auch mit Fragen und freue mich auf alles.
Und wer nun mal meine Seiten anschauen will, findet hier Infos über Tunesien:

Tunesien

Wenn Sie neue Informationen haben freue ich mich auch über eine Email und werde es gleich einarbeiten.

Viel Spass in Tunesien