hallo anchadia,
ich habe an der Nordküste gelebt, auf dem Land, keine Hotels in der Nähe.
Arabisch habe ich in der VHS vorher gelernt. Mit der Hochsprache selbst kannst Du wenig anfangen. Tunesisch ist in Worten und Grammatik (umkleidete Verneinung mit ma..schä.. oft weit davon entfernt.
Trotzdem ist es richtig und wichtig, diesen Schritt zu gehen für das Erlernen der Schrift, des grammatischen Herangehens und für das Verstehen amtlicher und öffentlicher Mitteilungen, z.B. FS-Nachrichten. Es erleichtert Dir, selbst einiges zu entschlüsseln. Soweit mir bekannt, gibt es kein richtiges Lehrbuch für tunesisches Arabisch. An den Schulen wird auch Hocharabisch unterrrichtet.
Noch ein Wort zu Einsamkeit, dem Angenommen werden. Natürlich kann ich mit jedem und jeder einen samll talk machen. Das verstehe ich aber nicht unter Eingliederung. Ich habe festgestellt, daß ich mit meinen Interessen eher anecke. Frau macht so etwas nicht.
Ich lese und schreibe viel, bin geschichtlich u. politisch interessiert, auch für Pädagogik und Medizin (Psychologie und Psychiatrie). Selbst unter Akademikern habe ich festellen müssen, daß Interessen das eigene Fachgebiet selten überschreiten.
Bei Frauen habe ich kanstatieren müssen, daß Probleme schnell mit einem "das wird schon, inscha'Allah, ach, schid fie Allah beiseite geräumt werden. Es gab Probleme mit einem Kind, was uns recht verzweifelt gemacht hat. Der "muadel", der Notendurchschnitt der eigenen Kinder war aber stets wichtiger, wenn ich in Gesprächen auf dieses Thema kam. Ich fühle mich nicht ernt genommen, geschweige denn verstanden.
Ich denke folgendes:
Tunesier leben wie alle arabischen Völker mehr oder weniger familien-centriert. Die Familie/Sippe ist alles, die Gesellschaft unwichtig. Eine verständliche (Über-)lebensstrategie unter nomadischen Bedingugen. Das Denken ist geblieben. Alles Persönliche bleibt nur in der Familie. Und innerhalb der Familie gibt es eine harte Hierarchie, die Schwiegertochter, dazu noch eine Ausländerin, ist die letzte in der Kette.
Das führt auch zu einer gewissen Distanzlosigkeit. Was Dir gehört, gehört auch mir. Schränke weden selbstverständlich geöffnet, probiert, teils angeeignet. Die Trennung von dein und mein findet kaum statt aus obigem Grunde.Besitz ist Besitz der Familie, nicht privat.
Wir haben eine andere Sozialisation in Europa. Bei Verlassen des Elternhauses leben wir "neu" in einer eigenen Familie mit eigner Identität und Integrität. In TN bleibt Frau immer Teil ihrer Herkunftsfamilie, so wie er, woraus sich Rechte der Familie ergeben. Auch ihr Anspruch, nach Scheidung oder Verwitweung ins Elternhaus zurückkehren zu können oder gar zu müssen.
Nicht gut, nicht schlecht, nein, aber anders und schwer für uns. "mein" Mann gehört nicht mir sondern zuerst seiner Familie... u.s.w. Das Problem stellt sich aber erst in TN, nicht, wenn ihr hier lebt.
Die Probleme liegen viel, viel tiefer und sind auch eigentlich nicht lösbar sondern nur zu akzeptieren. An äußeren Hindernissen bin ich nicht gescheitert. Als ich dort war, zu Beginn in einer Oase, gab es fast nichts. Das war eher eine Herausforderung, lebenspraktische Lsöungen zu finden und hat sogar Spaß gemacht.
Herzliche Grüße
oirwasa