...Es ist wohl schon so, dass man nur als "Träger" funktionieren kann und eine Erbkrankheit daher nicht "durchkommt" sondern eben nur übertragen werden kann in mehrere Generationen...

Ja, genau das ist nämlich das Merkmal dominant/rezessiven Erbganges. Ich versuche es mal, gnaz einfach zu erklären:

Sagen wir, jemand hat schwarze Haare und jemand weiße, und das Merkmal "schwarz" wäre dominant gegenüber "weiß". Da der Chromosomensatz doppelt vorliegt, sind die folgenden 4 Kombinationen rechnerisch möglich:

(S=Schwarz, w=weiß)

1.Generation: SS + ww = Sw und Sw und Sw und Sw

Da wir wissen, daß Schwarz gegenüber weiß dominant ist (also falls beide Erbanlagen vorhanden sind, sieht das Haar trotzdem schwarz aus, haben ALLE dieser 4 Nachkommen schwarze Haare (nämlich immer, wenn ein S dabei ist).

Jetzt kreuzen wir als nächstes zwei dieser "Mischnachkommen" Sw:

2.Generation: Sw + Sw = SS und Sw und Sw und ww

Das Ergebnis sind diesmal 3 Schwarzhaarige und ein weißhaariges. Das weißhaarige ist "ww", da kein "S" dabei ist. Eines der schwarzhaarigen ist reinerbig (SS) und zwei sind wiederum mischerbig, wie in der Generation vorher.

Die mischerbigen, also die, die "Sw" sind, haben also die Erbanlagen sowohl für schwarz, als auch für weiß in sich, obwohl sie schwarz aussehen (weil, wie gesagt, die Farbe schwarz dominant ist, also Haare immer dann schwarz aussehen, wenn mindestens ein "S" in der Kombination vorkommt.

Und genau das ist mit "Überträger" gemeint, nämlich daß ein Erbmerkmal vorhanden ist, aber nicht zu sehen ist, weil es von einem anderen überlagert wird. Auf diese Art kann ein rezessives Erbmerkmal auch viele Generationen "überspringen", wenn es nämlich immer als mischerbig vorkommt. Da haben die Kinder dann über 10 Generationen schwarze Haare - und irgendwann einmal, da trifft dann ein mischerbiger Satz auf einen anderen mischerbigen Satz und die beiden unterlegenen Merkmale ("rezessive" Merkmale) kombinieren sich zufällig zu einem "ww", was weiße Haare ergibt.

Noch besser zu sehen wäre dies bei einem intermediären Erbgang - da hätte dann, wenn ein S und ein w zusammenkommt, das Kind graue Haare.
In der oben gezeigten 1.Generation wären dann alle Kinder grauhaarig und in der zweiten gäbe es jeweils eines, das schwarzes und eines das weiße Haare hätte. Die beiden anderen hätten wiederum graue Haare.

Jetzt ersetzen wir "1 Kind" einfach durch "25%" und wir haben die rechnerische Wahrscheinlichkeit, mit der jeweils rein- und mischerbige Erbanlagen für schwarz/weiß/graue Haare vorhanden sind.

Genauso wie oben gezeigt, können auch noch die beiden anderen Kombinationsmöglichkeiten ausgezählt werden, falls ein mischerbiges Kind auf ein reinerbiges trifft:

SS + Sw = SS-Ss-Sw-Sw (1x schwarz reinerbig und 3x schwarz mischerbig bzw. 4x grau)
Sw + ww = Sw-Sw-ww-ww (2x schwarz mischerbig bzw. 2mal grau und 2mal reinerbig weiß)

Ganz grobes praktisches Beispiel: Blaue Augen und blonde Haare sind beides rezessive Merkmale, deshalb kommen sie in der Bevölkerung seltener vor als andere Farben beziehungsweise im Norden viel häufiger als im Süden (weil es im Norden mehr mischerbige "Überträger" gibt, also die Wahrscheinlichkeit größer ist, daß zwei rezessive Anlagen aufeinandertreffen).

Das war u.a. auch die Grundlage der Nazi-Rassentheorie (und vieler anderer), daß nämlich ein "reinerbiger" Arier blond und blauäugig sei, weil seine "rezessiven" Erbanlagen erkennbar nicht von anderen "verunreinigt" seien. Auch das durch Geburt "moslemsein" hängt mit einer solchen kruden Erklärung zusammen...

Die Wirklicheit ist natürlich viel komplizierter, denn Erbanlagen treten meist nicht eindeutig an einer bestimmten Stelle im Erbgut auf, sondern nur in Kombination mit anderen, und die Religion ist natürlich KEINE Erbanlage...