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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: faluta]
#312292
16/08/2009 12:09
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Alina 7ayati
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: Susi_Majnouna]
#314713
06/09/2009 00:23
06/09/2009 00:23
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aaaaa
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Hallo zusammen, wir (tunesisch-deutsche Familie mit 1 Kind) sind vor einem Jahr nach Tunis ausgewandert. Ich bin in Deutschland von einer Firma angesprochen worden, die eine deutsche Geschäftsleitung für ihre Firma in Tunis suchten. Da ich immer mal für eine Zeit ins Ausland wollte, bot sich diese Gelegenheit natürlich an, auch wenn ich nie nach Tunesien wollte. Bedingung war gut, Job für mich und dann zufälligerweise auch Job für meinen Mann. Unser Sohn damals 5 Jahre alt, einfach eine gute (sichere) Gelegenheit das mal auszuprobieren. Ich sprach und spreche immer noch nicht fliessend Arabisch oder Französisch, aber hatte damals schon wenigstens ne Base, zur Not auch selber was regeln zu können. Hab aber noch nen Intensivkurs in Paris gemacht und hier auch direkt einen Franz. Lehrer gesucht. Das Jahr war alles andere als leicht, obwohl die Voraussetzungen so gut waren/sind. Ich kannte Tunesien schon von meinen vielen Urlauben. Trotzdem ist es etwas total anderes, wenn man hier dann leben möchte. Haussuche war nicht so problematisch, einfach nur genauso nervig wie in einer deutschen beliebten Großstadt. Sehr anstrengend sind die ganzen alltäglichen Sachen. Reparaturen, Wasser, Strom, Telefon regeln und bezahlen (hier ist nix mit Einzugsermächtigung, Dauerauftrag oder Überweisung...). Anstrengend war es eine Vorschule für meinen Sohn zu finden, da das hier allem nicht dem entspricht, was ich aus Deutschland kannte und schätzte. Die Umstellung für mich war ok, unser Sohn hat sehr gelitten. Es fehlten und fehlen ihm immer noch seine Freunde, die Spielplätze, das Besuchen und Übernachten etc. Die Umstellung für meinen Mann war und ist härter als für mich. Die Arbeit hier ist hart. Auf eine andere Weise als in D. Ich bin es gewohnt viel zu arbeiten und unter Streß zu arbeiten. Aber hier mit der Verlogenheit klar zu kommen, dass man niemandem vertrauen kann, das ständige Gemauschel, die eigenartigen Dinge, die ständig passieren, das ist hart. Ebenso der Weg zur Arbeit und zurück. Wenn man jeden Tag in diesem Verkehr hier unterwegs sein muss und jedes Mal das Herz mehrmals aussetzt und man sich nicht sicher ist heile anzukommen, macht mich wahnsinnig. In D bedeutete der Weg von der Arbeit abschalten. Die Arbeit hinter mir lassen. Den Weg genießen. Hier bedeutet er Angst um die Gesundheit ;O) Es war damals total offen, wie lange wir hier bleiben. Wir können gehen, wenn wir wollen. Wir können bleiben so lange wir wollen und die Firma bestehen bleibt. Aber es ist uns schon klar, dass wir nicht für immer bleiben wollen. 2 Jahre noch durchhalten, das ist angepeilt. Ich bereue diesen Schritt nicht. Es sind Erfahrungen, die wir sammeln. Mein Sohn und ich lernen Sprachen und Kultur. Meinem Mann, der immer zurück wollte ist aufgegangen, dass D trotz aller Mängel doch sehr schätzenswert ist. Mir hilft es meinen Mann besser zu verstehen. Er ist zwar in D geboren aber vor allem in TN aufgewachsen. Würde ich es wieder machen? Ja. Aber tatsächlich auch nur unter diesen Bedingungen, dass mind. einer von uns einen guten Job hat. Ich habe hier nun auch andere Beispiele kennengelernt. Frauen, die zu ihren Habibis gegangen sind, ohne Job und ohne Sprache. Deutsche Paare, die von einem Leben in der Sonne geträumt haben. Das kann ich nicht empfehlen. Tunesien ist kein Einwandererland. Nichts wird einem leicht gemacht. Man wird nicht unterstützt, sondern hier wird einem alles schwer gemacht. Das hinzukriegen bedarf Sprache und Unterstützung von Menschen, denen man 100%ig vertrauen kann (in der Regel nur die engste Familie). Wenn man von einer deutschen Firma entsendet wird und von denen alles erledigt wird, dann ist es natürlich viel einfacher. Solche Freunde haben wir lustigerweise vom ersten Tag an gehabt und ich habe sie drum beneidet, dass sie sich nicht selber um die Autozulassung kümmern mußten, nicht um die KV, nicht um die Wohnung etc. Ach ja, mein Sohn ist in einer sehr einfachen tunesischen Privatschule, da ich es ihm nicht schwerer machen wollte als eh schon und er ja Arabisch schon konnte. Da lernt er jetzt Arabisch, Französisch und ein bißchen Englisch. Da wir zuhause nur Deutsch sprechen, deutsche Freunde haben, er seine deutschen Serien im Kika weiterguckt, innerhalb eines Jahres 4 Mal in D war und kräftig mit seinen Freunden und Großeltern skypt hat sich sein Deutsch weiterhin entwickelt und verbessert, so wie es auch in D gewesen wäre. Da gibt es also bei uns kein Problem. Arabisch spricht er, wenn auch ein bißchen eigenartig, da er bspw. das R nicht rollt und Franz versteht er mittlerweile auch schon ganz gut. So, ich hoffe ich konnte ein wenig Informatives beitragen.
Liebe Grüße
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: faluta]
#317427
10/10/2009 18:49
10/10/2009 18:49
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Joined: Sep 2009
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oirwasa
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Willstätt
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Hallo miteinander, ich möchte auch etwas zu dem Thema beitragen. Ich habe 7 Jahre in TN gelebt.Ich bin deutsch, mein Mann Tunesier, selbständig. Wir hatten keine finanziellen Sorgen. Ein Traumhaus am Meer. Aber trotzdem war es eine sehr ambivalente Zeit.
Auch mich hat Tunesien hart gemacht. Ich lernte, daß die entgegengebrachte Freundlichkeit nicht gleichen Inhalts ist wie in D. Nur hier kenne ich die Spielregeln und lasse mich nicht so schnell verletzen. Noch nie ist mir im Leben so viel Neid begegnet wie in TN, der bis dahin geht, Werte zu zerstören oder zu entwenden, obwohl man selbst damit gar nichts anfangen kann. Hauptsache, der andere hat sie nicht. Zitat einer Freundin: wenn hier jemand nett zu Dir ist, dann fragt er sich "was nützt du mir".
Ich mußte lernen, daß ich, wie es gesagt wurde, immer ein "barrani", ein Aussenseiter, eine Reingeschmeckte sein werde, obwohl ich Arabsich und Franz. spreche.
Heute weiß ich, ich werde dort nie eine Freundin haben in dem Sinn, was wir unter Frauenfreundschaft verstehen. Offener Austausch über Sorgen, Angst u. Probleme sind unüblich, unverstanden und werden abgeblockt. Gespräche allzuoft sehr oberflächlich. Einsamkeit ist die Folge.
Wer damit leben kann, wer seinem Leben eigene, von der Gesellschaft unabhängige Werte und Sinn gibt und daraus Zufriedenheit zieht, kann dort gut leben. Nichts erwarten, auf sch selbst bauen. Dann geht's. Ich bin traurig nach den Erfahrungen, weil das Land schön ist und viele Menschen gut. aber wir leben inzwei Welten.
Für alle Interessierte: es gibt eine Gruppe der in tn. lebenden deutschen Frauen, die sehr aktiv ist: AFART ( association des femmes allemands residatens en Tunisie. Tel. 00216-61-740128 Viel Glück allen, die es versuchen wollen!
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: oirwasa]
#317480
12/10/2009 01:18
12/10/2009 01:18
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[quote=oirwasa]Hallo miteinander, ich möchte auch etwas zu dem Thema beitragen. Ich habe 7 Jahre in TN gelebt.Ich bin deutsch, mein Mann Tunesier, selbständig. Wir hatten keine finanziellen Sorgen. Ein Traumhaus am Meer. Aber trotzdem war es eine sehr ambivalente Zeit. Auch mich hat Tunesien hart gemacht. Ich lernte, daß die entgegengebrachte Freundlichkeit nicht gleichen Inhalts ist wie in D. Nur hier kenne ich die Spielregeln und lasse mich nicht so schnell verletzen. Noch nie ist mir im Leben so viel Neid begegnet wie in TN, der bis dahin geht, Werte zu zerstören oder zu entwenden, obwohl man selbst damit gar nichts anfangen kann. Hauptsache, der andere hat sie nicht. Zitat einer Freundin: wenn hier jemand nett zu Dir ist, dann fragt er sich "was nützt du mir".
Hallo O, lebe gerade auch in T, aber im Süden...und Du, wo hast DU gelebt? hast Du 7 Jahre am STück in TN gelebt? Und konntest DU von Anfang an Tunesisch-Arabisch bzw. wie hast DUs gelernt? Habe das hier nie so erlebt, wie DU es beschreibst...und es tut mir leid für Dich. Bei mir ist das Problem, dass ich keine Arbeit finde. Hattest DU eine und was?
lg,anchadia
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: oirwasa]
#317481
12/10/2009 01:20
12/10/2009 01:20
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1Ich mußte lernen, daß ich, wie es gesagt wurde, immer ein "barrani", ein Aussenseiter, eine Reingeschmeckte sein werde, obwohl ich Arabsich und Franz. spreche.
2Heute weiß ich, ich werde dort nie eine Freundin haben in dem Sinn, was wir unter Frauenfreundschaft verstehen. Offener Austausch über Sorgen, Angst u. Probleme sind unüblich, unverstanden und werden abgeblockt. Gespräche allzuoft sehr oberflächlich. Einsamkeit ist die Folge.
3Wer damit leben kann, wer seinem Leben eigene, von der Gesellschaft unabhängige Werte und Sinn gibt und daraus Zufriedenheit zieht, kann dort gut leben. Nichts erwarten, auf sch selbst bauen. Dann geht's. Ich bin traurig nach den Erfahrungen, weil das Land schön ist und viele Menschen gut. aber wir leben inzwei Welten. Viel Glück allen, die es versuchen wollen! Zum 1. muss ich sagen, dass sie mich das nie wirklich spüren lassen, eher das gegenteil, sie versuchen stets mich zu integrieren, auch wenn ich leider noch nicht alles verstehe. 2. denke schon, wenn man will, kann man Freudinnen hier haben und die Leute sind eher bereit, was zu erzählen, wenn man sie häufiger sieht und reden dann schon über Probleme wemm Vertrauen besteht... 3. Trotzdem gibt es manche Sitten, Mentalitäten und Vorkommnisse, weshalb ich dann doch Deinem 3 punkt hier zustimmen muss: "wer seinem Leben eigene, von der Gesellschaft unabhängige Werte und Sinn gibt und daraus Zufriedenheit zieht, kann dort gut leben. Nichts erwarten, auf sich selbst bauen." Und dennoch, ist das in Deutschland nicht anders. Oder welche Erfahrungen haben DU und Dein Mann in D gemacht? Würde mich interessieren, da wir uns manchamal überlegen in die EU zu gehen. Liebe Grüße, anchadia schreibe gerne auch PM, wenn Du möchtest Alles gute
Last edited by anchadia; 12/10/2009 01:29.
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: LOE120908]
#317493
12/10/2009 11:06
12/10/2009 11:06
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Mahdia_haeti
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Also ich kann mir durchaus vorstellen dass die Sache so läuft wie Oirwasa das schreibt. Seeeeeeehr gut sogar!!!!!!
Denn ich habe auch schon festgestellt, man hat dort viele Freundinnen, solange man in D lebt und immer was mitbringt. Bringt man nix mehr mit, weil eben andere Dinge wichtiger sind als die halbe Stadt zu versorgen, dann sieht man schnell wieviele Freund(e)innen man noch hat. Auch selbst mein Mann hat das festgestellt obwohl er dort fast 30 Jahre gelebt hat, und dem einen Riegel vorgeschoben. Ich weiss mittlerweile auch schon, ohne dort zu leben, auf wen ich mich verlassen kann und wer mir am Allerwertesten vorbeigehen kann. Die werden von mir auch nix erfahren ausser Lebes und Hamdulileh. Denn *tratschweiberig* sind die Tunesierinnen viel mehr noch als die Deutschen...
Als Aussenseiterin fühle ich mcih dort auch nicht, werde auch nie als diese gesehen oder behandelt. Dennoch ist mir das gegenüber anderen Deutschen Frauen auch schon oft aufgefallen, vielleicht weil sie die Sprache nicht sprechen oder sich nicht so sehr an die Gepflogenheiten halten (wollen/können-vielleicht auch aus Nichtwissenheit??). In unserer Familie ist das aber in keinster Weise so, da alle meine Schwager deutsch mehr oder weniger verstehen und reden, die meisten fast fliessend, und die Eltern im allergrößten Notfall dann auch immer jemand zum übersetzen haben. Und der Schutz der Familie ist uns deutschen Schwägerinnen in der Familie sowieso immer gewiss...so empfinde ich es jedenfalls.
Wenn ich inchallah dort leben werde, werde ich auf keinen Fall ohne finanzielle Absicherung dort für immer bleiben. Das heisst einerseits müssen wir dort Arbeit haben, oder/und die Rente/Pension ist uns sicher.... Das gleiche gilt auch für mein Haus. Da gibt es viele Dinge die eben sein müssen, und ohne die ich genauso wie mein Mann nicht ja sagen werden....Ich will mich schliesslich nicht zum Nachteil entwickeln...und der Komfort den ich hier habe muss dort auch sein. Obs den Tunsis passt oder net. Möglich ist alles dort auch wie hier zu haben, also ists nur ne Frage der Zeit und des Geldes.... Da wir noch genug Zeit haben, ist auch die Sache mit dem Geld machbar....
So schönen Arbeitstag Yvonne
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: LOE120908]
#317514
12/10/2009 14:32
12/10/2009 14:32
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oirwasa
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hallo anchadia, ich habe an der Nordküste gelebt, auf dem Land, keine Hotels in der Nähe. Arabisch habe ich in der VHS vorher gelernt. Mit der Hochsprache selbst kannst Du wenig anfangen. Tunesisch ist in Worten und Grammatik (umkleidete Verneinung mit ma..schä.. oft weit davon entfernt. Trotzdem ist es richtig und wichtig, diesen Schritt zu gehen für das Erlernen der Schrift, des grammatischen Herangehens und für das Verstehen amtlicher und öffentlicher Mitteilungen, z.B. FS-Nachrichten. Es erleichtert Dir, selbst einiges zu entschlüsseln. Soweit mir bekannt, gibt es kein richtiges Lehrbuch für tunesisches Arabisch. An den Schulen wird auch Hocharabisch unterrrichtet.
Noch ein Wort zu Einsamkeit, dem Angenommen werden. Natürlich kann ich mit jedem und jeder einen samll talk machen. Das verstehe ich aber nicht unter Eingliederung. Ich habe festgestellt, daß ich mit meinen Interessen eher anecke. Frau macht so etwas nicht. Ich lese und schreibe viel, bin geschichtlich u. politisch interessiert, auch für Pädagogik und Medizin (Psychologie und Psychiatrie). Selbst unter Akademikern habe ich festellen müssen, daß Interessen das eigene Fachgebiet selten überschreiten.
Bei Frauen habe ich kanstatieren müssen, daß Probleme schnell mit einem "das wird schon, inscha'Allah, ach, schid fie Allah beiseite geräumt werden. Es gab Probleme mit einem Kind, was uns recht verzweifelt gemacht hat. Der "muadel", der Notendurchschnitt der eigenen Kinder war aber stets wichtiger, wenn ich in Gesprächen auf dieses Thema kam. Ich fühle mich nicht ernt genommen, geschweige denn verstanden.
Ich denke folgendes: Tunesier leben wie alle arabischen Völker mehr oder weniger familien-centriert. Die Familie/Sippe ist alles, die Gesellschaft unwichtig. Eine verständliche (Über-)lebensstrategie unter nomadischen Bedingugen. Das Denken ist geblieben. Alles Persönliche bleibt nur in der Familie. Und innerhalb der Familie gibt es eine harte Hierarchie, die Schwiegertochter, dazu noch eine Ausländerin, ist die letzte in der Kette. Das führt auch zu einer gewissen Distanzlosigkeit. Was Dir gehört, gehört auch mir. Schränke weden selbstverständlich geöffnet, probiert, teils angeeignet. Die Trennung von dein und mein findet kaum statt aus obigem Grunde.Besitz ist Besitz der Familie, nicht privat.
Wir haben eine andere Sozialisation in Europa. Bei Verlassen des Elternhauses leben wir "neu" in einer eigenen Familie mit eigner Identität und Integrität. In TN bleibt Frau immer Teil ihrer Herkunftsfamilie, so wie er, woraus sich Rechte der Familie ergeben. Auch ihr Anspruch, nach Scheidung oder Verwitweung ins Elternhaus zurückkehren zu können oder gar zu müssen.
Nicht gut, nicht schlecht, nein, aber anders und schwer für uns. "mein" Mann gehört nicht mir sondern zuerst seiner Familie... u.s.w. Das Problem stellt sich aber erst in TN, nicht, wenn ihr hier lebt.
Die Probleme liegen viel, viel tiefer und sind auch eigentlich nicht lösbar sondern nur zu akzeptieren. An äußeren Hindernissen bin ich nicht gescheitert. Als ich dort war, zu Beginn in einer Oase, gab es fast nichts. Das war eher eine Herausforderung, lebenspraktische Lsöungen zu finden und hat sogar Spaß gemacht.
Herzliche Grüße oirwasa
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: oirwasa]
#317564
12/10/2009 23:40
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Mahdia_haeti
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Nabend, ich bin in den meisten Punkten deiner Meinung, und denke dass es sicher oft so ist, aber nicht bei allen.... und zum Thema ...die Schwiegertochter, dazu noch eine Ausländerin, ist die letzte in der Kette. kann ich dann ja nur froh sein dass meine Schwiegermutter von bis jetzt 5 verheirateten Söhnen 4 deutsche Schwiegertöchter hat...zwinker. Und die eine tunesische meine allerbeste Freundin und Arabisch-Lehrerin ist... Scherz beiseite ich weiss was du meinst und kann nur sagen, wenn man sich nicht durchsetzt hat man verloren... Aber am wichtigsten ist es dort doch noch immer (also für mich jedenfalls) die Tür hinter sich schliessen zu können und sagen zu können : DIE 4 Wände sind meine!!!! ob Ferienwohnung, eigene Wohnung oder das eigene Haus, spielt keine Rolle....Hauptsache man ist alleine....Und meine Schränke macht keiner auf dens nix angeht....weil dat jieb ärscher.... Bischen deutsch bin ich dann immer noch... ps oriwasa: bist du aus der Ortenau??? und wie gings denn dann eigentlich mit euch weiter als ihr hier her zurück kamt????
Last edited by Mahdia_haeti; 12/10/2009 23:42.
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Re: Ausgewandert-wer hats geschafft?
[Re: oirwasa]
#317566
12/10/2009 23:57
12/10/2009 23:57
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Frogger
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...Tunesier leben wie alle arabischen Völker mehr oder weniger familien-centriert. Die Familie/Sippe ist alles, die Gesellschaft unwichtig...
Ich betrachte das umfangreicher und nenne es "Zwiebelschalenmodell" - der Tunesier lebt in mehreren Schalen, die sich von innen nach außen als Familie-Stamm-Dorf-Region-Land definieren und ist niemals ein individuelles Wesen, sondern immer kommunales Bestandteil aller dieser Schalen, wobei die Bindung (Rechte und Pflichten, Loyalität) von innen nach außen abnimmt.
...In TN bleibt Frau immer Teil ihrer Herkunftsfamilie, so wie er, woraus sich Rechte der Familie ergeben...
Was sich z.B. auch in dem Erb-Plichttteil ausdrückt, das die Eltern vom Kind erhalten (ca. 33%), sowie dem Namen der Frau (die immer entweder ein Kind ihres Vaters oder aber die Ehefrau ihres Mannes ist).
...Selbst unter Akademikern habe ich festellen müssen, daß Interessen das eigene Fachgebiet selten überschreiten...
Denselben Eindruck habe ich auch. Ich habe gestern noch (mit einem Akademiker) darüber diskutiert - bei prinzipiell derselben Ausbildung (Schule-Universität) haben viele Tunesier nämlich gegenüber Deutschen erhebliche Defizite auf Gebieten, die man unter "Allgemeinbildung" zusammenfassen kann. Sicherlich hat auch die geringe Neigung, Informationsquellen zu erschließen (oder überhaupt zu lesen) daran einen gerüttelten Anteil.
...Die Probleme liegen viel, viel tiefer und sind auch eigentlich nicht lösbar sondern nur zu akzeptieren...
So sieht es aus, und der einzige dauerhafte Weg ist die weitgehende Aufgabe der bisherigen Identität eines der beiden Partner. Die beiden Gesllschaften stehen spitz aufeinander, da sind Synergien nicht denkbar, sondern nur erträumbar.
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