Ihr schwärmt mir so von Tunesien. Ich kenne eure Gefühle, mir ging es so mit Argentinien.8 mal war ich mit Rolando dort, bei seiner Familie,seinen Freunden und ich fühlte mich in der Ferne so zuhause. Nie hat ich das im Ausland so erlebt. Der Anflug bei Nacht über Buenos Aires, die beleuchtete Sky-line die sich hinter New York nicht zu vertecken braucht. Die laue warme Luft die wir einatmeten, als wir das Terminal verließen und von Rolandos Vater und Bruder immer abgeholt wurden.
Und dann das Geisterhaus in dem die Familie Holtz wohnte, hatte so eine eigenartige Ausstrahlung, die einen Angst machen konnte, oder einen fasziniert in seinen Bann zog. Türen öffneten sich von alleine,Kronleuchter an der Decke drehten sich plötzlich wild, wie von Geisterhand angeschubst.Ihr müßt es mir nicht glauben, aber ich habe dies alles in dem Haus erlebt, daß nach Zerfall und langsames Sterben roch. Noch heute ruf das Haus mich in meinen Träumen. Etwas morbide, aber total interessant.Doch ohne Rolando werde ich kein Fuß mehr hinein setzen,...wer weiß was dann passieren würde.Benito nennen sie den "Hausgeist" der einem nicht zuleide tut, wenn man in nicht reitzte, so wie ich es einmal tat,...das hatte damals Folgen.......
Sie lebten in Olivos, einen Stadtteil 45 Minuten mit der Bahn vom Zentrum entfernt. Alleen mit dicken,alten Bäumen, die einem
im Sommer beim Erkunden der Straßen kühlenden Schatten gaben.
Alte deutsche Fachwerkgebäute, englische Häuser im Tudor Stiel wechselen sich ab mit spanischen klassizistischen Villen des frühen 19. Jahrhunders. Und zwischen drin auch mal ein modernes Hochhaus.Eine wirre Mischung, die mich sofort in seinem Bann zog. Und folgte man den alten Straßen in die nördliche Richtung, so kam man geradewegs zu einem Hafen an einem braunen Meer. Der Rio de la Plate gaukelt uns hier nur vor ein Meer zu sein, so breit ist hier der Fluß und dicke Gras und Pflanzenteppische treibnen wie kleine Inseln auf seiner Oberfläsche. Die schwimmenden Pflanzeninseln stammen vom Urwald Flußaufwärts vom Parana, einen gigantischen Wasserweg, der sich bis tief ins Landesinneren hinein schlängelt.Auf diesem Treibgut gelangen auch mal große Spinnen und Kaimane bis ans Ufer von Benos Aires.Bizarr, aber ich liebe
das Seltsame und ungewöhnliche Leben dieses gastfreundlichen Landes. Fremde werden schnell zu Freunde und man wird sofort in ihre Familien intigriert,...manchmal anstrengend für einen Westeuropäer, aber wenn man sich mal darauf eingelassen hat, mag man diese herzliche Familienbande nicht mehr missen.
Die Stadt ist ein Traum für Architekten und Menschen, die Häuser mit verpielten und beeindruckenden Fasaden mögen.
Auch ihr beherscht eine Mischung aus verschiedenen Hauptstädten des alten Kontinents, das Bild der Stadt.
Paris trifft Madrid und mixt sich in einem bunten Cooktail mit London...und heraus kommt mein geliebtes Buenos Aires.
Hier ticken die Uhren anders, der Tango bestimmt hier das Leben.Fin del Mundo, das Ende der Welt tief im Süden Argentinies beherscht meist die Kälte, der Norden hingegen birgt das schwüle tropische Urwaldklima und laßt riesige Wasserfälle in die Tiefe stürzen.Iguacu...hier jagt noch der der Jaguar nach seiner Beute und bunte exotische Vögel bevölkern die Baumkronen und den offenen weiten Himmel.
Kolibris schweben über übigen Blüten, scheinen in der Luft schwerelos still zustehen.
In Argentiniens Mitte beherscht die Pampa das Szenario,
ein Ödland für die einen (hier ist nicht viel los)
ein Weide und Grasland für unsere guten argentinischen Steaks.
Hier heißt der Cowboy Gautcho(hab ich wieder falsch geschrieben) und bewirtschaftet mit seiner stolzen Kraft sein Grund und Boden.
......Nur wenn Rolando und ich im Hafen von Buenos Aires Schiffe mit Hamburg Süd Container sahen, bekamen wir ein selsames Gefühl.Ich dachte wieder an meine Heimat, Deutschland, das Land das so perfekt geordnet und organisiert ist....Heimweh....doch für Rolando der zwischen zwei Welten leben mußte und seit über 27 Jahre im Land seiner Vorväter wieder wohnte, bedeutete es ein Gefühlscaos. Wo war er nur zuhause? Hier wo die Menschen noch lebten, liebten und feierten, auch ohne viel Geld, oder im unterkühlen Germany
mit einem sicheren Arbeitsplatz und Anspruch auf Rente(mit 70 vielleicht irgentwann).
Heute denke ich Rolandos Heimat war Argentinien und nicht Deutschland. Doch er verteidigte mein Land gegen jeden Ausländer der in Deutschland Lebte und "scheiß Deutschland schimpfte" um zur den Nutzen aber keine eigene Gegenleistung zugeben. Es war nicht seine Heimat doch er mochte dieses Land sehr, mit all seinen Fehlern.
Bis vor zwei Monaten hatte er noch seiner Familie Geld geschickt, um sie so gut es ging zu unterstützen.
Mörder haben nun zwei Welten zerstört und Menschen in tiefe Trauer getrieben. Michael und ich werden in unseren Möglichkeiten entsprechend den Rest die Familie unterstützen.
Wieder hinfliegen werd ich warscheinlich nicht mehr,...
so wie nach Tunesien.
Mein Colibrie ist tot,...aber das alte Haus ruft mich wieder stärker in meinen Träumen.
Wandelt er nun durch die dunklen Räume und findet keinen Frieden?
Ich Träume wirklich so etwas, seit einen Monat.
Ich denke es gibt da eine Beziehung zwischen uns ,die bis in den Tod reicht und darüber hinaus.
Für viele wird der Text hier quatsch sein. Aber kommt mal in meine Lage und ihr werdet sehen,wie es sein wird einen Schock zu verarbeiten der tief im inneren der Seele sitzt.Dann ist schluß mit Logig und Ordnung.
Man sagt ja"Die Zeit heilt alle Wunden"
....vielleicht auch nicht.....................
Reimund