Ich kann mmich mit dieser Überschrift nicht richtig identifizieren.
Zieht man nämlich einmal die typischen "ich auch"- und Vorurteils-Kommentare ab, dann bleibt immer noch eine Menge Material übrig, das zum Teil einen Kern, zum Teil aber auch eine erhebliche Menge Wahrheit enthält.
Man sollte deratige Diskussionen insbesondere nicht als "Geschwätz" abtun, denn sie gibt einen schönen Einblick in die Sichtweise des "normalen" Touristen, der keine tiefere Beziehung oder Informationen zu Tunesien hat (und selbst dann - einiges, was dort beschrieben wird, habe ich bereits selbst erlebt und gesehen).
Im Gegenteil - man kann sehr schön erkennen, aus welchen Gründen jemand nicht (mehr) nach Tunesien fahren möchte, und das hat nichts mit der Religion oder der Nationalität zu tun, sondern mit den "Kontakten", die man dort erfährt. Und das ist einer der Kernpunkte, die den schlechten Ruf vom Urlaubsland Tunesien prägen, indem nämlich die Handlungen einiger auf die Bevölkerung übertragen werden. Das ist eigentlich unzulässig, weil es sich dabei um eine Minderheit handelt - aber, und das darf man nicht vergessen, wenn man nur die Personen betrachtet, mit denen der Tourist in Kontakt kommt, dann ist es, subjektiv gesehen, mehr als eine kleine Minderheit.
Dinge wie "jede Kleinigkeit soll bezahlt werden", "angefasst werden", "Zumüllung der Landschaft", "Diebstahl" - das alles sind Punkte, vor denen man nicht die Augen verschließen kann.
Nun entgegnet man "es zwingt einen ja niemand, nach Tunesien zu fahren" - und das ist absolut richtig!
Daß es sich da aber nicht nur um eine Minderheit handelt, die sich nicht (mehr) bewogen fühlt, kann an Zahlen abgelesen werden - sinkende Touristenzahlen aus westlichen Ländern und die seit Jahren gleichbleibenden (aus bestimmte Länder sogar sinkenden) Internet-Suchanfragen zu Tunesien-relevanten Suchbegriffen sprechen da eine deutliche Sprache.
Hier eine Übersicht, die zeigt, daß speziell deutsche Besucher sich aus Tunesien zurückziehen und durch französische und osteuropäische "ersetzt" werden:
http://www.tunisiepro.net/tunesien/tunesientstat1.htmEs liegt bei Diskussionen in der Natur der Sache, daß sich besonders Leute zu Wort melden, die entweder negative oder positive Beiträge machen wollen - allerdings scheint mir die Zahl der negativen im Verhältnis zu den positiven deutlich höher zu sein.
Und es geht nicht mal nur um die Einmal-Touristen - was mich in Tunesien (zu Beginn) am meisten verwundert hat, waren die schlechten Urteile vieler Reiseleiter und vieler dort residenten deutschsprachigen Europäer über das Land - was einige von denen sagen, dürfte man aus rechtlichen Gründen definitiv nicht veröffentlichen <g>.
Insofern - wer diese Diskussion als "wirklichkeitsfremd" betrachten möchte oder sich gar dessen schämt (wie eingangs gesagt, mal abgesehen von offensichtlich unqualifierten Beiträgen), der verkennt die Realität und hat vielleicht, durch persönliche Beziehungen oder gute Erfahrungen, einen gewissen rosagefärbten Blick, den aber diejenigen nicht haben, die weder persönliche Beziehungen zum Land, noch relativierte Erfahrungen sammeln konnten. Bei denen war der erste Eindruck entscheidend, und der ist, in aller Objektivität und ohne jede Beschöngigung, nun einmal, in vielerlei Hinsicht, schlecht.
Da gibt es dann Leute, die sich davon nicht ermutigen lassen und aktiv nach positiven Seiten suchen, doch die Mehrzahl wird sich nicht auf eine Suche mit ungewissem Ausgang einlassen und hat ihr Urteil dann gefällt.
Und wenn die ihre Meinung kundtun, dann kann meine eigene davon abweichend sein - aber ich sehe keinen Grund dafür, mich davon unangenehm berührt zu zeigen.