"Bezness" im weiteren Sinne ist das Vorspielen von Gefühlen für eine Person mit dem alleinigen Zweck, daraus Vorteile finanzieller Art zu ziehen.

Nach dieser weiten Definition ist in der Tat sehr vieles, was im Tourismus, nicht nur in Tunesien, vorgeht, Bezness. Das fängt bei "Gastfreundschaft" allein aus dem Grund, dafür ein Geschenk zu erhalten, an, geht über das Verhalten gegenüber Touristen in Hotels (soweit es überdie professionelle Dienstleistung hinausgeht) bis hin zu "Freundschaften" und Beziehungen, die nur dem Zweck dienen, Vorteile zu erlangen. Insgesamt also ein parasitäres bis symbiotisches (wenn beide gegenseitig Vorteile erlangen) Verhalten, das von genuinen Handlungen (die man auch dann machen würde, wenn dafür keinerlei Vorteil zu erwarten ist) zu unterscheiden ist. Man könte auch sagen "Gefühlsbetrug". Dieses Verhalten ist z.B. auch oft in Medien (z.B. Talk- and Realityshows) im Verhältnis Moderation-Mitspieler zu beobachten.

Im engeren Sinne (wie im Film "Bezness") hat Bezness eine sex.uelle Komponente, bezieht sich also auf den Bereich enger Beziehungen zwischen Mann und Frau bzw. gleichgeschlechtlicher Personen und rückt in die Nähe von "Heiratsschwindel".

Bezness ist also zum Beispiel nicht nur der bewußt falsche Liebesschwur eines Mannes gegenüber einer Frau, sondern auch die Gastfreundschaft seiner Familie, die nur dem Zweck dient, eine positive Umgebung für denjenigen zu erzeugen, der da "an der Angel" hängt oder hängenbleiben soll, und ebenso die gespielte Fürsorge und Sympathie eines Moderators/CallCenter-Agenten gegenüber einem Mitspieler/Interviewten/Kunden.

Daß sich die Methoden desjenigen, der den Betrug verübt, flexibel an den zu Betrügenden anpassen und Bezness demonstrativ als negativ bezeichnet wird bzw. alle Anzeichen dafür sorgsam vermieden werden, liegt in der Natur der Sache, denn ein Erfolg ist nur dann zu erwarten, wenn es gelingt, den anderen möglichst perfekt zu täuschen. Ganz offensichtlich wird Bezness darum nur dort, wo Ungeschick und (noch) fehlende Professionalität (es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen, auch "Bezness" muß erlernt werden) mit im Spiel sind bzw. wo gar kein Wert darauf gelegt wird, die eigenen Gedanken zu verbergen (quantitatives Netzfischen, da wird darauf abgestellt, daß irgendwer in den Maschen hängenbleibt, egal wer es ist).

Wesentlicher Bestandteil des Bezness ist es, daß der Betrogene die "Spielregeln" nicht kennt bzw. vor dem Betrugserfolg herausfindet - was speziell bei einer anderen Kultur (andere Werte, andere Gebärden, etc.) einfach ist. Noch einfacher ist es, wenn das Opfer zusätzlich auch die Sprache nicht kennt - was ihm alle Chancen nimmt, auch nur einen mittelmäigen Betrug aufzudecken.
Ich selbst habe es beispielsweise schon mehrfach gehört,wie im Beisein eines Beznessopfers ganz offen darüber gesprochen wird, wie er/sie abgezockt wird - nicht nur beim Abschluß von Geschäften, sondern auch in Beziehungen.

Typisch ist auch ein Verhalten, in dem sich Forderungen steigern - egal, ob es jetzt direkte finanzielle Forderungen sind, oder die schrittweise Durchsetzung größtmöglicher Eigenständigkeit (ganz typisch ist da die langsame, schrittweise Unterwerfung des Opfers durch die Erlangung von immer mehr Zugeständnissen), denn es geht ja nicht nur darum, einen möglichst hohen Ertrag bzw. Vorteil zu erzielen, sondern auch darum, den auf möglichst bequemem Weg und unter möglichst geringer "Eigen/Gegenleistung" zu erhalten.