...Ich wäre schon gern informiert, wenn die El-Qaida oder sonst wer mit gezielten Anschlägen droht!...
Ich auch - vorausgesetzt, es gibt so etwas wie "Al Qaida" überhaupt, da handelt es sich nämlich mittlerweile vielmehr um einen Sammelnamen verschiedener autark operierender Zellen unter einer vom operativen "Geschäft" abgekoppelten Propagandaebene, die weder Einfluß noch Befehlsgewalt auf Gruppen außerhalb ihres direkten räumlichen Einflußbereiches hat.
In Tunesien geht es allerdings nicht um Anschläge, sondern um Entführungen durch algerische, islamistische Oppositionsgruppen (die es schon gab, bevor der Name "Al Qaida" geboren wurde, der für ein Trainingscamp in Afghanistan während der russischen Besetzung stand).
Eine dieser Gruppen, die frühere GSPC (Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf) heißt seit 2007 zwar "Al-Qaeda-Organisation des islamischen Maghreb", was aber nicht heißt, daß außer dem Namen tatsächliche Verbindungen bestehen.
Die GSPC war die einzige große Gruppe, die nach dem Friedensangebot durch den algerischen Präsidenten 2002 (nach dem Bürgerkrieg) in den Untergrund ging und sich hauptsächlich in den Gebieten im Süden und Osten Algeriens aufhält (= an den Westen und Süden Tunesiens angrenzend). Sie stehen in Verbindungen zu ähnlichen Gruppen in Marokko und Tunesien und haben mehrere Bombenanschläge in Marokko und Algerien (z.B. 2007) verübt,die sich aber nicht gegen Touristen, sondern gegen Regierung und Polizei richteten. Zur Finanzierung werden zuweilen Touristen, die im Süden von Algerien unterwegs sind, aufgegriffen (z.B. eine größee Gruppe im Jahre 2003) und Lösegeld verlangt. Die Gruppe hat Anhänger auch in anderen an die Sahara angrenzenden Staaten und bewegt sich weitgehend ungehindert in diesem Gebiet.
Das den Reisewarnungen offenbar zugrundeliegende Video vom Januar 2009 enthält eine von einem deutschen "Al Qaida Kämpfer" gesprochene Nachricht, in der Deutschland aufgefordert wird, die "Wir-verteidigen-Deutschland-am-Hindukusch"-Truppen, die dort am Angriffskrieg beteiligt sind, aus Afghanistan abzuziehen und für den Weigerungsfall mit Anschlägen gedroht. Da ber, wie ich oben schon schrieb, die "Propagandaebene" von der "Operationsebene" außerhalb Afghanistans und Pakistans abgekoppelt ist, handelt es sich de facto lediglich um einen Aufruf an die autarken Gruppen "vor Ort", die daraufhin etwas unternehmen werden, oder auch nicht.
Daraus und aus der oben beschrieben latenten Situation in der Sahara eine konkrete Gefährdung für Deutsche in tunesischen Hotelanlagen abzuleiten, halte ich persönlich für etwa weit gegriffen - und meine Einschätzung wird ja auch durch die mittlerweile erfolgte Änderung der Formulierung durch die Bundesregierung bestätigt.