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Re: Beerdigung
[Re: Jule1980]
#304820
18/05/2009 15:07
18/05/2009 15:07
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LOE110119
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Hallo Jule, da wir als Kinder mehrmals umgezogen sind in ganz Deutschland, habe ich kein "zu hause". Meine Oma ist nun zu meinem Opa ins Grab gelegt worden - 350 km entfernt. Niemand wohnt mehr dort. Niemand kann eben mal kurz 700 km zum Blumen giessen fahren. Was bleibt von meiner verstorbenen Oma übrig? Schöne Erinnerungen und eine Belastung. Entschuldigung, dass ich sachlich (kühl) schreibe. Aber ich stecke mitten in diesem Akt und muss schauen wie es gelöst werden kann. Soll ich nun meine Familienangehörigen in meinem derzeitigen Wohnort beerdigen? Was ist, wenn ich wegziehe, ggfs. nach Tunesien? Die Familie in TN lebt aber seit Generationen über Generationen in Hammamet, dort hat jeder seinen Platz, ein zu hause, eine Berechtigung. Vielleicht habe ich daher kein Problem, dass mein Sohn das auch so sieht? Sein Vater wird auch auf jeden Fall nach TN verschickt............da ist einem das Tunesische Konsulat behilflich auch bei binationalen Kindern (sofern sie moslemisch sind). LG Simla
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Re: Beerdigung
[Re: midouna]
#304821
18/05/2009 15:07
18/05/2009 15:07
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Jule1980
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Ruhrpott
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@midouna:
Das habe ich ja geschrieben, das es eigentlich schwerer ist, mitanzusehen, wie die anderen leiden. Natürlich heult man da automatisch mit. O.T. Einmal hatte ich einen kleinen Streit mit meinem Mann und ich habe im Haus meiner Schwiegerletern geweint. Schwester und Mama meines Mannes kamen sofort an, nahmen mich in Arm, fragten was los ist...ich hab natürlich gleich noch mehr geweint. Plötzlich haben die beiden mitgeweint. Als ich es mitbekam, huschte ein Lächeln über mein Gesicht und kurze Zeit später haben wir schallend darüber gelacht. Als mein Mann nach Hause kam, hat er ne Abfuhr von seiner mama bekommen und von seiner 102 jährigen Oma, eine mit dem Latsch.
Meine Oma konnte nicht weinen, sie hat es versucht. Aber irgndwie der Druck "nun ist Beerdigung..hier wird geweint" war ihr zuviel. Sie konnte einfach nicht.
Bevor ich das nehme, was ich kriegen kann, warte ich lieber darauf, bis ich das bekomme, was ich haben will!!!
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Re: Beerdigung
[Re: LOE110119]
#304823
18/05/2009 15:14
18/05/2009 15:14
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Jule1980
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@simla
so ist es bei mir auch. ich wohne 400 km von "zu Hause" entfernt und komme höchstens 2 mal imm Jahr dahin, um meine Eltern und Omas zu besuchen. Sind sie eines Tages nicht mehr, habe ich auch keinen Grund mehr in meine alte heimat zu reisen...und nur zur Grabpflege...kann dich verstehen, das das eine Belastung ist. Und auch ich weiß nicht, ob ich in dieser Stadt bleibe. Und außer meinem Mann habe ich niemanden hier. Und wwer weiß was er macht, falls ich mal sterben sollte. Was soll ich also hier beerdigt werden.
Bevor ich das nehme, was ich kriegen kann, warte ich lieber darauf, bis ich das bekomme, was ich haben will!!!
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Re: Beerdigung
[Re: Jule1980]
#304837
18/05/2009 17:59
18/05/2009 17:59
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Joined: Apr 2008
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sharaz99
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Deutschland+Tunis
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@simla
so ist es bei mir auch. ich wohne 400 km von "zu Hause" entfernt und komme höchstens 2 mal imm Jahr dahin, um meine Eltern und Omas zu besuchen. Sind sie eines Tages nicht mehr, habe ich auch keinen Grund mehr in meine alte heimat zu reisen...und nur zur Grabpflege...kann dich verstehen, das das eine Belastung ist. Und auch ich weiß nicht, ob ich in dieser Stadt bleibe. Und außer meinem Mann habe ich niemanden hier. Und wwer weiß was er macht, falls ich mal sterben sollte. Was soll ich also hier beerdigt werden. Hallo @all - es gibt auch die Möglichkeit hier in Baden-Württemberg eines Rasengrabes. Wenn man also wegen der Grabpflege niemand zur Last fallen möchte kann man sich z.B. so beerdigen lassen. Oder in einem Urnengrab. Desweiteren ist es in manchen Gemeinden hier möglich eine Grabplatte - egal ob aus Granit oder Marmor - auflegen zu lassen. Hiermit entfällt auch die Grabpflege. Meinem Mann ist es egal wo er beerdigt wird - er sagt auch es ist ihm egal, die Hauptsache es kostet nicht viel, wäre sowieso Quatsch. Kann es auch etwas nachempfinden, und ich finde der ganze Kult der hier z. Teil veranstaltet wird, maßlos übertrieben. Ich weiß nun nicht wie es bei Tunesiern ist, aber normalerweise werden ja alle Mohammedaner in weiße Tücher gehüllt und begraben. Egal ob König oder Bettelmann. In Jerusalem oder auch in der näheren Umgebung ist es so, dass alle in eine Art gemauerte oder betonierte Gruft kommen. Der Boden ist sehr felsig und man kann dort nicht tief genug graben. Also alle Familienangehörige kommen in die gleiche gemauerte Gruft oder Steingrab und sobald der nächste kommt werden die Knochen des vorherigen etwas beiseite geschoben. Es werden auch keine Blumen hingelegt. Mein Schwiegeronkel hat sich sogar sein eigenes Grab bzw. das für seine Familie selbst gebaut. Für uns hört sich das vielleicht seltsam an aber man geht in arabischen Ländern anders mit dem Tod um als bei uns. Tod und Geburt gehören dort zum Leben. Und wenn der Tod gekommen ist, so inschallah ist es eben so. Jeder hatte sein Leben.
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Re: Beerdigung
[Re: Jule1980]
#304885
19/05/2009 16:01
19/05/2009 16:01
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geloescht!
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Ich werde eines Tages sterben! Wie? Ich werde sterben, ich, der spricht, ich, der sich fühlt und berührt, ich könnte sterben? Es bereitet mir einige Mühe, das zu glauben: denn schließlich ist nichts natürlicher, als daß die anderen sterben: man sieht es alle Tage: man sieht sie dahingehen und man gewöhnt sich daran; aber selbst sterben? Persönlich sterben? Das ist ein ziemlich starkes Stück.
Xavier Comte de Maistre
Da liegt der wunde Punkt..in der Auseinandersetzung mit der schmerzhaften Thematik..ich habe mir sehr oft die Frage über das Bewusstsein der Menschen gestellt, die vor diese Diagnose gestellt werden...unheilbar..Die Konfrontation damit und der schmerzhafte Verlust von Freunden, meiner Schwiegerma und der wohl unheilbaren Krankheit meiner Mama hat mich einen Schritt näher an die Erkenntnis gebracht und innerlich sollte man nichts verdrängen und es auch keinem versperren. Ich bewundere Meine Freundin und Chefin, die mit ihrem starken Willen kämpfte, sich aber bereits einen Platz auf dem Friedwald reservierte und auch dort begraben wurde. Es ist ein aktuelles Thema..das ich lang weggeschoben habe und es doch jetzt bewusster erlebe und wahrnehme, als mir manchmal lieb ist.
Last edited by armsofanangel; 19/05/2009 16:02.
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Re: Beerdigung
[Re: LOE090716]
#304887
19/05/2009 16:30
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majnuna_kbira
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Wie ihr wisst, ist mein Papa am 01.01. dieses Jahr "heim gekehrt". Es war sehr schrecklich für mich, denn das war das erste Mal, dass ich mit dem Tod konfrontiert wurde. Wir haben 2 Wochen lang gehofft und gebetet. Jeden Tag stellte man sich die Frage, WARUM MEIN PAPA??? Er war doch gerade erst 51 Jahre jung. Die Zeit zwischen Krankenhaus und seinem Tod waren die schlimmsten Wochen in meinem Leben und ich bin noch lange nicht darüber hinweg. Er musste noch so viel durchmachen...er hat noch so viel gekämpft! Jeder in meiner Familie hat meinen Papa nochmal besucht, im Institut, aber ich konnte es nicht. Mein Mann ist für mich gegangen...ICH hätte das nicht geschafft. Und ich weiß auch, dass mein Papa das nicht gewollt hätte, dass ich ihn so sehe.
Meine dreijährige Nichte war auch mit auf der Beerdigung. Das war für meine Schwester von Anfang an klar. Aber im Institut war sie nicht dabei und das halte ich persönlich auch nicht für falsch. Denn im Endeffekt weiß man nicht, wie ein kleines Kind damit umgeht, bzw. wie sehr es bei dem Kind hängen bleibt.
Lg Sasa
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Re: Beerdigung
[Re: Mahdia_haeti]
#304953
20/05/2009 14:23
20/05/2009 14:23
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Joined: Mar 2008
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Also in Mahdia gehen auch nur die Männer zur Beerdigung und kondulieren dann später den trauernden Männern und ganz nahenstehenden Frauen( Frau, Mutter, Schwester, Tochter) zuhause. Ich habe noch nie Blumen auf den Gräbern gesehen aber viele kleine Steine und Muscheln. Ich habe die Bedeutung noch immer nicht richtig verstanden.
Die Frauen gehen bei uns oft am Donnerstag auf den Friedhof und beten bei ihren Verstorbenen.
Ich persönlich finde den Gedanken schrecklich dass ich irgendwo am einen Ende und mein Mann womöglich am anderen Ende des Friedhofes mal beerdigt werden könnten. Ein *zusammenlegen* wie man es hier kennt geht nach islamischem Glauben nämlich nicht und von vornerein schon sagen ich will mal da oder da hin funktionert irgendwie scheinbar in Mahdia auch nicht.
Christen dürfen bei uns nicht auf dem selben Friedhof beerdigt werden. Die russische Frau eines Nachbars war über 30 Jahre in Mahdia zuhause und musste dennoch ausserhalb der Friedhofsmauern beerdigt werden. Ihr man ist von Pontius zu Pilatus gerannt und es hat nix genutzt. Das finde ich noch schrecklicher....
Ich denke oft darüber nach was mal passiert wenn bei uns in der Familie so was ist... Ich denke wir würden beide fliegen, aber die Kinder würd ich zuhause lassen, ich weiss es echt net.....darf gar net dran denken, macht mir grad wieder Angst...
lg Boussa gen Stg. Yvonne Hallo, kenne es auch so, dass nur die Männer zu der Beisetzung/Beerdigung gehen und die Frauen zu Hause sitzen und dort zusammen trauern, die Männer allenfalls vor der Tür oder in einem separaten Raum. Auch das gemeinsame Korangebet anlässlich des Toten ist den Männern vorbehalten! VonRegion zu Region unterscheiden sich dann weitere Traditionen: die Frauen bereiten 7 Tage lang nach dem Verscheiden keine Speise oder Getränke in der heimischen Küche (dort wo der/die Tote lebte. Stattdessen wird das Frühstück, Mittagessen und Abendessen vor allem von Freunden, Nachbarn oder auch Verwandten gebracht. Die Frauen essen unter sich, die Männer ebenso. Du kannst auch in dieses Haus gehen und HERZLICHES BEILEID wünschen: "BURKAFIK"; sie sagen dann "ma tashbi tsher", Du sagst "RABBI §atikum saber!" (der Herr gebe Dir Geduld, das zu ertragen). Dann setzt Du Dich zu den Frauen. Würde vielleicht, wenn Du das kannst ein Frühstück und ein Mittagessen vorbeibringen, das Du (mit einer Schwester, aber nicht im Trauerhaus) gekocht hast. Damit unterstützt Du sie am meisten und machst Ihnen eine RiesenFreude! Am siebten Tag ist dann die "WOCHE"- "USBU3A", der letzte Tag, der Trauerwoche und danach läuft fast alles wie gehabt. U.U. trägt die Frau des Verstorbenen schwarz, wie bei uns und geht nicht mehr aus dem Haus (40 Tage lang). Falls Du dabeibist ist aus Respekt Kopfbedeckung angesagt und jedenfalls keine auffällige Schminke!!! Das (halbe) Jahr nach dem Tod darf in der Familie niemand heiraten! LG, anchadia
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Re: Beerdigung
[Re: Jule1980]
#304969
20/05/2009 23:34
20/05/2009 23:34
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Joined: Jul 2008
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Deutschland
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So, irgendwie wühlt das Thema grad alles in mir auf... Bin vorletzte Woche 3 Tage am Sterbebett meines Opa`s gesessen!Wir hatten eine ganz besondere Beziehung, ich liebe ihn mehr als irgendjemand anderen!!! Desahlb war ich soviel bei ihm, um ihm ständig zu sagen dass er gehen soll!! Es zog sich 3 Tage hin, bis er endlich gehen konnte! Die Nacht davor musste mein Mann Nachts um 23Uhr(ich hatte ein ganz komisches Gefühl) noch mit mir ins Krankenhaus fahren(40km weit weg)!ich habe mich zu meinem Opa(der schon seit Mittags schlief(ich war Mittags 3 h bei ihm,habe ihn noch gefüttert,dann hat er mich angelächelt und ist tief und fest eingeschlafen), und nicht mehr die Augen geöffnet hatte) ins Bett gelegt, und geweint und ihn gestreichelt!Für meinen Mann war das alles sehr schwer anzusehen! Um 3 Uhr habe ich mich dann intensiv von ihm verabschiedet! Ab nächsten Abend ist er in den Armen von meiner Mama gestorben! Ich bin sofort zu ihm gefahren, und habe 4 h seine Hand gehalten! Es war so unheimlich.. Ich konnte ihn einfach nicht los lassen! Nächsten Dienstag ist seine Beerdigung,Urnenbestattung!! Ich habe unheimlich Angst davor!!
Ich habe zwar in meiner Arbeit oft m.d Tod zutun, aber jetzt ist es dass erstemal Jemand aus meiner Familie-und ich habe soviel Angst vor der Beerdigung...
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