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|  Re: Bitte um euren Rat/Meinung ......
[Re: juliasina]
 #286533 03/12/2008 18:16
03/12/2008 18:16
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Nela
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Also ich kann ja verstehen - oder sagen wir besser einigermaßen nachvollziehen - dass eine Frau mittleren Alters, die sich Jahre lang alleinerziehend durchs Leben geschlagen hat, die nach Jahren das erste Mal alleine Urlaub macht, Sonne/Sand/Wüste/Meer genießt, fernab von allen Verpflichtungen sich unter diesen als Katalysator wirkenden Umständen so richtig verlieben kann. Aussehen und Charme der tunesischen Männer tragen noch das Übrige dazu bei, hinzu kommen womöglich emotionale oder sonstige Defizite von Seiten der Frau, und schon funkt es gewaltig. Aber wie geht es weiter? Ist diese Liebe "alltagstauglich", und werden auch langfristig die Vorstellungen, Erwartungen und Bedürfnisse erfüllt werden, die sich bei der Frau im Laufe ihres Lebens herauskristallisiert haben? Wie soll man das herausfinden? Auch eine weitere Woche Urlaub (die bestimmt bezaubernd wird) wird einen da nicht viel weiter bringen. Letztendlich ist die einzige Lösung, die Beziehung dauerhaft leben und testen zu können, eine Heirat. Und dahin gehend scheinst du, juliasina, ja auch schon ganz konkrete Informationen einzuholen. Ich verstehe nicht, warum du den Mitgliedern hier vorwirfst, sie würden etwas in deine/eure Geschichte hinein interpretieren? Mann versucht dir lediglich aufzuzeigen, wie es laufen kann (und in der Mehrzahl der Fälle auch läuft oder gelaufen ist), und welche Punkte besonders kritisch oder zu beachten sind. Ein Tunesier geht in der Regel ganz anders an eine Beziehung bzw. an Eheabsichten heran als ein Mitteleuropäer. Man hat andere Erwartungen an eine Beziehung, und diese sind vor allem auch materieller Art. Man will versorgt sein und gesellschaftlich angesehen. Für die Frau bedeutet das einen Mann, der idealerweise über Arbeit, Haus, Auto... verfügt, um ihr und den gemensamen Kindern ein gesichertes und angenehmes Leben zu bieten. Für den Mann idealerweise eine Frau, möglichst unter 25, gerne hübsch, selbstverständlich Jungfrau, aus einer angesehenen, "integeren" Familie, eine "bint 3ayla", die die Mutter seiner Kinder wird, das Haus sauber hält, leckeres Essen kocht, und ihm keine Unannehmlichkeiten bereitet, die seinem gesellschaftlichen Ansehen schaden könnten. Dies gilt jedenfalls in der Regel als Maßstab für eine TUNESIERIN (und hier gilt dann auch der breits angesprochene "Preis", sprich große Hochzeit, Goldschmuck, etc.    ).  Bei einer Europäerin werden da (bis zu einem gewissen Grad) aber ganz andere Maßstäbe angelegt, nicht nur vom Mann selbst, sondern auch von seiner Familie. Aber warum? Warum wird da auf einmal all das oder zumindest vieles akzeptiert, was bei einer Tunesierin ein absolutes K.O.-Kriterium wäre? Weil man sich eben andere Vorteile für sich und die Familie verspricht, und diese sind nun mal sehr häufig materieller Art. Bzw. der Traum von einem Leben im "goldenen" Europa ist eben meist überhaupt nur durch eine solche Verbindung bzw. die Heirat mit einer Europäerin möglich. Und in dieser binationalen/bikulturellen Konstellation treffen dann meist ganz unterschiedliche Bedürfnisse, Lebensvorstellungen und Lebensziele aufeinander. Die Frau sieht darin meist die große Liebe und denkt, dass es seitens des Mannes genauso sein muss. Die tunesischen Männer sehen die Ehe mit einer Europäerin aber oft als völlig legitimen "Deal": Ich bekomme, was ich suche (Papiere), sie bekommt was sie sucht (einen tollen Lover). Wäre ja mit einer Landsfrau im Prinzip auch nicht anders, nur dass der "Deal" etwas anders gelagert wäre: Ich bekomme, was ich suche (die Mutter meine Kinder und zuhause all-inclusive), sie bekommt, was sie sucht (Vater ihrer Kinder, Ernährer, Beschützer, gesellschaftlichen Status als Verheiratete). Als Europäerin hat man in der Regel ganz andere Vorstellungen, was das tägliche Leben und die Erwartungen an eine Beziehung betrifft (Freiheiten, Mithilfe im Haushalt, Umgang mit Geld, gemeinsam verbrachte Freizeit, Freundeskreis.... um mal einige Punkte zu nennen). Dies alles solltest du bei deinen Überlegungen und weiteren Schritten unbedingt mit bedenken (und dabei habe ich einen ganz wesentlichen Punkt, deine Kinder, noch gar nicht mit angesprochen). |  |  |  |  |  
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|  Re: Bitte um euren Rat/Meinung ......
[Re: juliasina]
 #286539 03/12/2008 18:35
03/12/2008 18:35
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sharaz99
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Schulen möchte ich auf jedenfall anschauen gehen.
 "Ich habe ihn mal angefragt, was man denn so als Familie braucht für einen Monat um zu leben, mit Miete, Essen, Kleider etc. So das normale halt. Meine Reiseleitung hat mir in etwa 1000TNR angegeben für mich und die Kinder zusammen, wenn wir uns auch noch gesund ernähren möchten. Er hat mir geschrieben, es benötige für nur 2 Wochen SFR. 1500. Da habe ich schon gemerkt, dass er einen ganz anderen Massstab ansetzt."
 
 Nun, mit 1000TD wirst du und deine 4 Kinder einschl. Mann auch in Tunesien nicht gut leben können. Es kommt ganz darauf an was du für Maßstäbe setzt. Wenn du in einer schönen Gegend wohnen willst und ungefähr also wirklich annähernd europäischen Standard willst, kostet dich eine 3 Zi - 4 Zi-Wohnung schon mindestens 1000 dinar. Deutsche Schulen gibt es nicht. Die amerikanische Schule kostet so ca. 20.000 $ pro Jahr - ist gestaffelt nach Schulklasse - je höher desto teurer. Die Lebensmittel außer Brot, sind auch nicht viel billiger als bei uns - gemessen an der Kaufkraft im Land. Mit Euro oder Franken als Einkommen mag es noch teilweise günstig sein. Die Preise in den großen Supermärkten wie z.B. "Carrefour" kannst du in etwa mit den Preisen hier gleichsetzen.
 Also für die meisten Tunesier ist es unerschwinglich ihre täglichen Einkäufe in o.g. Supermarkt zu tätigen. Für eine 5köpfige Familie, die gut leben will, brauchst du mindestens 2500 Dinar im Monat - ohne Schulgebühren natürlich. Oder willst du deine Kinder in eine tunesische Schule schicken? So viel ich weiß werden die dort ohne Arabisch zu sprechen, gar nicht aufgenommen. Nur mal dies alles als Anhaltspunkt. LG sharaz
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[Re: juliasina]
 #286545 03/12/2008 19:04
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Nela
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[Re: juliasina]
 #286551 03/12/2008 19:26
03/12/2008 19:26
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Der Umgang mit Kindern ist sicher nicht jedermann gegeben, soviel ich aber weiss, sind die Tunesier sehr kinderlieb.
 
Sagt wer, hast Du wo gelesen??? Weisst Du wie Kinder in Tunesien aufwachsen, wie sie erzogen werden? Wie man sie nachmittags betreut? LG Simla (ach ja, weil es anscheinend wichtig ist....35 Jahre, 18 Jahre Tunesien, 14jähriger miniHabibi, voll berufstätig) |  |  |  |  |  
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|  Re: Bitte um euren Rat/Meinung ......
[Re: juliasina]
 #286592 03/12/2008 21:11
03/12/2008 21:11
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...Er hat mir geschrieben, es benötige für nur 2 Wochen SFR. 1500...
 Hmm, es wundert mich, daß da noch niemand darauf eingegangen ist, denn das wären pro Monat 3,500 Dinar. Soviel aber verdient noch nicht einmal ein Hotelmanager.
 
 Ich gehe deshalb davon aus, daß hier Bedürfnisse eingerechnet werden, die aus tunesischer Sicht zum erstrebenswerten Luxus gehören (also nicht, was sich ein Europäer leisten möchte, sondern, was sich ein Tunesier leisten möchte) - "Luxus" aus europäischer Sicht wäre nämlich mit dieser Summe auch nicht ansatzweise abgedeckt - tunesischer "Luxus" ist andererseits für uns (bei einem Leben in Tunesien!) aber nur selten wirklich erstrebenswert (neuestes Mobiltelefon, LCD-Fernseher neuester Bauart, Alkohol, echte Markenartikel, etc.). Die tatsächliche Summe, mit der man rechnen müßte, dürfte, selbst unter Berücksichtigung eines europäischen Lebensstils, eher in der Gegend von 1500-2000 Dinar liegen, und da macht die Miete noch den größten Anteil aus (ca. 1000 TND incl. Nebenkosten).
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|  Re: Bitte um euren Rat/Meinung ......
[Re: juliasina]
 #286597 03/12/2008 21:19
03/12/2008 21:19
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..Ich kann ja schlecht von ihm verlangen, dass der die Souvenirs von mir und meinen Kindern übernimmt...
 <ehem> - doch, das kann man, wenn es sich um einen zukünftigen Ehemann handelt. Du hast keine Vorstellung davon, was ein tunesischer Mann für seine Frau alles zahlen muß (nämlich alles, was sie zum Leben benötigt, das ist sogar Gesetz dort; über das Geld, was sie selbst verdient, kann sie frei verfügen, nur wenn sie danach noch etwas übrigbehält, muß sie es zum Haushalt beisteuern).
 Übrigens muß er auch die Wohnungsausstattung für die gemeinsame Wohnung besorgen - die Frau steuert meist lediglich Tücher, Decken und Haushaltsgegenstände (Töpfe, etc.) bei.
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|  Re: Bitte um euren Rat/Meinung ......
[Re: Nela]
 #286604 03/12/2008 21:54
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...Hier auch ein lesenswerter Artikel:Überlegungen einer österreichischen Integrativen Gestalttherapeutin zu tunesischen Familien...
 
 Die Meinung der Autorin kann ich aus meiner bisherigen Erfahrung in fast allen Punkten bekräftigen. Auch wenn in Details mittlerweile Änderungen stattgefunden haben (9 Jahre später), sind diese eher marginal.
 Allerdings bezieht sich der Artikel eher auf die "normale" tunesische Familie, die entfernt vom Tourismus lebt (was damals wohl auch noch für viele Familien in Touristengebieten zutraf).
 
 In den Touristengebieten, und abgeschwächt, aber deutlich bemerkbar in anderen Regionen, findet heutzutage, verstärkt durch hohe Kinderzahl (Armut, Arbeitslosigkeit), Fernsehsendungen, leichter zu beschaffendem Alkohol, einfacher verfügbarem (Touristen)Geld, zunehmender Religionsferne (auch hervorgerufen durch bikulturelle Ehen und Arbeitsmigranten) und dem fast obszönen Abstand zwischen reicher und armer Schicht, ein Verfall der Familien- und Gesellschaftstradition in atemberaubender Geschwindigkeit und Ausmaß statt.
 
 Dies befördert insbesondere die von der Autorin angesprochenen psychosozialen Probleme, die außerdem durch die fortschreitende Auflösung in der bisherigen Familienhierarchie verstärkt werden.
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|  Re: Bitte um euren Rat/Meinung ......
[Re: LOE110119]
 #286609 03/12/2008 22:06
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...Sagt wer, hast Du wo gelesen?...
 Das ist ein Mißverständnis, daß Europäer so verstanden haben und noch verstehen, weil sich jeder Erwachsene um jedes Kind kümmert, ein paar Worte sagt, es herzt (und es dann abstellt und sich etwas anderem zuwendet), andererseits - da in jedem Haus Kinder zu finden sind, ist der Umgang mit ihnen jedem vertraut und allgegenwärtig, ganz im Gegensatz zu Deutschland.
 Das ist ebenso ein böses Mißverständnis wie die Mär von dem "relaxten", gutgelaunten und sorgenbefreiten Leben unter warmer Sonne.
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