Hallo Angeline,

das ist wirklich sehr, sehr traurig, was du da beschreibst.

Auch wenn es ja prinzipiell schön ist, wenn jemand seine Religion praktiziert/zu praktizieren beginnt, so sind hier doch einige Punkte mehr als fragwürdig. Traurig ist ja zunächst noch nicht mal, dass dein Mann diesen Weg eingeschlagen hat, sondern dass er ihn so radikal und kompromisslos zu gehen scheint, ohne Rücksicht auf die Gefühle und Bedürfnisse derjenigen Menschen, die ihm eigentlich am nächsten sein sollten, und dabei auch noch so viele Dinge egoistisch und zu seinem Vorteil auslegt. Für mich zeugt es auch nicht gerade von einem starken Charakter, wenn jemand sich in kurzer Zeit um 180° dreht und dem Fanatismus verfällt. Wem ist er denn da in die Hände gefallen? Irgendeiner Salafi-Gruppierung in seinem Umfeld? Und was für Internetseiten sind es denn, die er sich da "reinzieht"? Auch wenn es durchaus möglich ist, dass er sich so schnell wie er sich da hin gewendet hat auch wieder abwendet, so ist dennoch das Vertrauen und die Basis für ein weiteres Zusammenleben sicherlich zerstört. Er verhält sich in vielen Punkten auch wirklich nicht islamisch, vor allem auch was den Lebensunterhalt und die Sorge für seine Familie betrifft. Er ist verpflichtet, für seine Ehefrau zu sorgen!

Du kannst und willst seinen Weg nicht mit ihm gehen, du leidest unter der Situation, und mit dir deine Kinder. Wenn für eure Beziehung keine Chance mehr siehst, dann sieh zu, dass du dich so schnell wie möglich endgültig von ihm trennst, zu deinem Wohl und dem deiner Kinder! Um seinen Aufenthalt würde ich mir da keine Gedanken machen. Wenn die Ehe zwei Jahre in D bestanden hat, er Arbeit und eine Wohnung nachweisen kann, dann hat er sowieso ein eigenständiges Aufenthaltsrecht und wird irgendwann die unbefristete Aufenthaltserlaubnis bekommen, sofern die Umstände weiterhin bestehen und er sich nichts zu Schulden kommen lässt. Aber lass das mal seine Sorge sein!

Im Übrigen ist nicht nur der deutsche sondern besonders auch der tunesische Staat (auch hier in D...) seehr aufmerksam auf Personen und Gruppierungen, die den Islam so radikal praktizieren. Könnte ihn im Extremfall den tun. Pass kosten (und stünde dem vermutlich angestrebten Erwerb der dt. Staatsbürgerschaft dann wohl auch eher entgegen...).

Mag sein, dass er es im Grunde bzw. aus seiner Sicht "gut mit euch meint". Dass er durch seine extreme Ausrichtung und Wahrnehmung vielleicht der Ansicht ist, euch "retten" und auf den gleichen Weg bringen zu müssen. Aber gut gemeint ist nicht immer auch gut.... und seine Aussprüche und Taten scheinen ja offensichtlich eher dagegen zu sprechen.

Es tut mir sehr leid für dich, vor allem auch für deine Kinder, dass ihr das alles durchmachen müsst (die Geschichte mit dem Hündchen ist ja auch echt krass...!). Aber hab keine Sorge, dass ihr es nicht auch alleine schaffen könnt, womöglich sogar besser als mit ihm!

Liebe Grüße