Kleiner Faris wieder bei seiner Mutter
 
  Vereint: Faris und seine Mutter Gracia Kranz 
BILD: SUSSEK
KINDESENTFÜHRUNG: Vater hielt den Sohn in Tunesien versteckt – Rückkehr nach drei Monaten
DIE BUNDESTAGSABGEORDNETE MARIELUISE BECK HALF BEI DER FREILASSUNG. AN FARIS IST DIE ZEIT NICHT SPURLOS VORBEIGEGANGEN.
VON RALF SUSSEKBREMEN - Nach wochenlangem Bangen, nach Tagen der Ungewissheit und nächtelangen Telefonaten ist der kleine Faris endlich wieder in Deutschland. Am Dienstag wurden nun die Umstände seiner glücklichen Rückkehr bekannt: Am späten Montagabend war die Bremer Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck (Grüne) mit Faris und einem seiner Onkel auf dem Bremer Flughafen angekommen. Dort hatte ihn auch seine Mutter, die nicht mit nach Tunesien fliegen konnte, in die Arme schließen können.
Bis zur letzten Minute war das allerdings noch ungewiss: Obwohl Beck und ein in Bremen lebender Onkel von Faris die erforderliche Einwilligung des untergetauchten Kindsvaters vorweisen konnten, wurde ihnen von tunesischen Beamten am Sonntagabend zunächst die Ausreise verweigert. Erst am nächsten Tag gelang dies. „Dabei hatten wir dieselben Papiere wie am Tag zuvor“, sagte Marieluise Beck.
Fast drei Monate war der kleine Faris in Tunesien verschwunden; der Vater – er studiert in Bremen Sport und Französisch – hatte ihn damals nicht zurück nach Deutschland gebracht. Gracia Kranz wandte sich an Marieluise Beck, schaltete eine Anwältin in Bremen und einen Anwalt in Tunesien ein. Doch weil dort von Rechts wegen der Vater das Aufenthaltsbestimmungsrecht fürs Kind hat, gab es zunächst keine Handhabe. Erst mit Hilfe Becks, des Auswärtigen Amts und tunesischer Behörden machte die Freilassung Faris’ Fortschritte.
„Zum Glück kannte ich ein paar Tunesier, die mir Kontakte in das Land hergestellt haben“, sagte Beck. Der „Dank“: Beck musste viel und lange telefonieren. Einmal habe sie „die Nacht in einem Callshop im Ostertor verbracht – direkt neben der Helenenstraße“.
Am Sonntag dann nahm Faris’ Bremer Onkel den Dreijährigen von einem Teil der „hochangesehenen Familie“ (Beck) in Tunis in Empfang. „Ich bin überglücklich, dass mein Sohn wieder bei mir ist“, sagte Gracia Kranz am Dienstag bei der eilends einberufenen Pressekonferenz. Sie dankte Beck und ihren Anwälten. „Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres im Leben“, sagte sie auf die Frage nach den vergangenen knapp drei Monaten. Dass sie nun ihren Sohn wieder um sich hat, „kann ich noch gar nicht richtig begreifen“. 
Quelle: 
http://www.nwzonline.de/index_regionalausgaben_stadt_bremen_artikel.php?id=1845996