Entführungsdrama nach Monaten beendet: Österreichische "Sahara-Geiseln" sind frei!
Salzburgern geht es Umständen entsprechend gut
Österreicher in der Obhut der malischen Behörden


Die beiden österreichischen Sahara-Geiseln sind frei. Wie Außenministerin Ursula Plassnik mitteilte, befinden sich die am 22. Februar 2008 in Tunesien entführten Salzburger Wolfgang Ebner (51) und Andrea Kloiber (43) derzeit unter dem Schutz der malischen Armee und seien auf dem Weg in die Hauptstadt Bamako. Dort sollen sie in die Obhut des österreichischen Teams übergeben werden. Plassnik wird die beiden persönlich in Mali in Empfang nehmen. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer zeigte sich über die Freilassung "froh und erleichtert".

Die malischen Behörden hätten mitgeteilt, dass die beiden Salzburger "den Umständen entsprechend wohlauf" seien, so Plassnik. Jetzt gehe es darum, ihre rasche und sichere Rückkehr nach Österreich zu organisieren, betonte die Ministerin. Bereits in den nächsten Stunden werde ein Flugzeug nach Bamako fliegen, um Ebner und Kloiber sicher nach Hause zu bringen.

Plassnik sagte, sie habe die Familienangehörigen in Salzburg bereits persönlich von der Freilassung informiert. Sie dankte ebenso wie Gusenbauer dem Präsidenten Malis, Amadou Toumani Touré, als auch den in Österreich mit der Freilassung befassten Stellen, unter ihnen dem nach Afrika entsandten Sonderbotschafter Anton Prohaska. Die Sicherheit und Unversehrtheit der beiden Entführten sei "in jeder Phase der Bemühungen im Mittelpunkt" gestanden.

Medizinische Versorgung wartet
Gusenbauer erklärte, dass die beiden nach ihrer Rückkehr nach Österreich medizinisch versorgt werden. Er wünsche ihnen "ein wenig Ruhe, um die dramatischen Erlebnisse der Geiselhaft zu verarbeiten und mit ihren Familien ein Wiedersehen zu feiern". "Diese sinnlose Geiselnahme hat uns vor Augen geführt, wie leicht völlig Unbeteiligte zum Opfer terroristischer Aktivitäten werden können, und wie wichtig ein enges und solides internationales Kontaktnetzwerk ist, um solche Krisen zu bewältigen."

Das österreichische Paar wurde während eines Urlaubs in der Wüste von Tunesien von der "Al Kaida im Islamischen Maghreb" entführt. Die Entführer hatten ursprünglich die Freilassung von Gefolgsleuten gefordert. Später stellten Forderungen "regionaler Natur" wie den Zugang zu Wasser, die Nutzung von Bodenschätzen und Wegerechte. Laut Medienberichten verlangte sie auch Lösegeld, das Außenministerium dementierte dies allerdings.

Geiseln am Samstag in Österreich
Verteidigungsminister Norbert Darabos rechnet damit, dass die befreiten österreichischen "Sahara-Geiseln" am Samstag in die Heimat zurückkehren werden. "Wir erwarten, dass wir sie im Lauf des morgigen Tages in Obhut nehmen können", erklärte Darabos.
Darabos betonte, dass es keine "Befreiungsaktion" gegeben habe und dankte der Regierung in Mali für ihre diplomatischen Bemühungen. In Österreich habe ein Krisenstab unter Federführung des Außenministeriums, des Bundeskanzleramtes und des Verteidigungsministerium über Monate "in Permanenz" getagt, so Darabos. Man habe sich "rund um die Uhr" um eine Befreiung auf friedlichem Weg bemüht. "Das ist gelungen."

Abspaltung der Al Kaida
Zu den Entführern sagte der Minister, dass es sich "bekanntlicherweise" um eine "Abspaltung der Al Kaida" handle. "Jetzt müssen wir genau sehen, um welche Gruppierung es sich gehandelt hat."

Darabos-Sprecher Lang ergänzte, dass die Freilassung der beiden aufgrund einer "Verhandlungslösung" zwischen dem Krisenstab und der malischen Regierung, insbesonders dem malischen Präsidenten, zustande gekommen sei. Über die Hintergründe könne er "nicht spekulieren". Die Frage nach einem Lösegeld verneinte er aber dezidiert.

(apa/red)
Quelle: http://www.news.at/articles/0844/10/224136/entfuehrungsdrama-monaten-oesterreichische-sahara-geiseln

LG, Jerbi