...Es gibt keine Schuld und niemand ist schuldig. Jeder handelt auch nur aus seinem Unvermögen heraus...

Das alles hört sich für mich schon bald nach Resultaten esoterischer Überlegung an. Doch sei es, wie es ist, selbstverständlich gibt es auch "Schuld", denn es gibt so etwas wie "Handeln gegen besseres Wissen", und wenn dies geschieht, dann ist eben nicht das Unvermögen Triebkraft einer "falschen" Handlung, sondern die Absicht dazu.

...Der andere hat aber ganz andere Motive und Lebensmuster. Darum gibt es nur eins: Kommunikation und immer wieder Mitteilen, wo wir stehen, was wir meinen...

auch das ist ein schöner Tip, doch er scheitert in dem Moment, in dem der ANDERE nicht zu dieser Kommunikation bereit ist (ebenseine Motive und Lebensmuster darin überhaupt eine wünschenswerte Handlung sehen), oder, mit anderen Worten, er kann nur bei einer Interaktion unter Gleich/en/gesinnten angewendet werden. Vielmehr kann es stattdessen passieren, daß dadurch erst gerade eine Distanz entsteht, wenn der eine nämlich sozusagen hyperaktive Versuche der Kommunikation unternimmt, der andere jedoch keinen Sinn in dieser Kommunikaton sieht und durch das dauernde Anbranden erst recht die Lust daran verliert.

...Du kannst jedem und allen vergeben...

doch das ist keine geeignete Lebenstrategie. Durch die Vergebung wird nämlich beispielsweise das eigene Rechts/Moralbewußtsein erschüttert, indem man selbst dazu beiträgt, daß ein falsches Handeln durch Duldung oder Vergebung "legalisiert" wird. Dies führt wahrscheinlich dazu, daß sich der Betreffende zurückzieht (einigelt) und eine passivere Lebensgestaltung wählen wird (der duldende Mensch). Zorn, Wut und Nichtvergebung sind starke, aktive, Emotionen, die in einer Umgebung, die potentiell "gefährlich" für die Person ist (also nicht nur aus friedliebenden und meinungskongruenten Anderen besteht), zur Freisetzung eigener Energien beitragen.