Entführer wurden zu Geiseln24. September 2008 | 17:41 | | Berthold Schmid (SN).
Die Sahara-Geiseln werden vor der Nationalratswahl nicht freikommen. Tuareg in Nordmali benutzen Entführer und Geiseln als Druckmittel gegen malische Regierung. Seit sieben Monaten befinden sich die beiden Salzburger Wolfgang Ebner (51) und Andrea Kloiber (43) in den Händen ihrer Entführer, die sich als eine Gruppe von „El Kaida im Islamischen Maghreb“ bezeichnen. Nach sieben Monaten „Nervenkrieg“ und unermüdlichen Bestrebungen, das Paar zu befreien, hat sich eine komplexe wie schwierige Situation entwickelt: „Die Entführer können sich nur mit Duldung einiger lokaler Tuareg-Stämme im Norden von Mali aufhalten“, erklärte Peter Launsky-Tieffenthal, Sprecher im Außenamt, im SN-Gespräch. Zugleich versuchten diese Stämme, von der malischen Regierung Zugeständnisse zu erhalten: Die Anwesenheit der beiden Salzburger Geiseln mit ihren Entführern werde als zusätzliches Druckmittel benutzt.
Laut Peter Launsky habe es vor knapp drei Wochen „sehr gut“ für eine baldige Befreiung der Geiseln ausgesehen. „44 von 93 verschleppten malischen Soldaten sind von den Tuareg freigelassen worden. Das hat zu einer Entspannung in der Region beigetragen.“ Der Rückschlag kam postwendend einige Tage später: Vier Tuareg wurden ermordet. Launsky-Tieffenthal sieht darin zwar keinen direkten Zusammenhang mit dem weiteren Schicksal der Geiseln, versicherte aber, es werde behutsam und dennoch mit Nachdruck alles probiert.
Das Problem sei auch, dass einige der Stammesführer, die 2003 bei der Befreiung von entführten Touristen das Sagen hatten, mittlerweile ihren Einfluss verloren hätten. „Es vergeht aber kaum ein Tag, an dem sich nicht irgendwelche Personen anbieten, im Entführungsfall vermitteln zu wollen.“
Dass Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber noch am Leben sind, habe sich erst kürzlich durch einen hundertprozentigen Beweis bestätigt. Die Kontakte liefen jedoch nicht über ein vorhandenes Satellitentelefon, sondern über Etappen von Nordmali in die mehr als 1000 Kilometer Luftlinie entfernte Hauptstadt Bamako. Dort sitzt seit sechs Monaten Anton Prohaska, der frühere österreichische Botschafter in Paris, und koordiniert mit malischen Regierungsstellen sowie Unterhändlern.
Sporadische Gespräche von Wolfgang Ebner mit seinem Sohn Bernhard in Hallein ließen die Entführer jedenfalls zu, sagte Launsky-Tieffenthal. Details dürften dabei nicht genannt werden, denn die Gespräche könnten leicht abgehört werden. Und damit die Entführer nach derartigen Gesprächen nicht lokalisiert werden könnten, wechselten sie oft ihre Verstecke: „Es sind jeweils Strecken von mehreren 100 Kilometern.“
Quelle:
http://www.salzburg.com/nwas/index.php?a...hrichten&sort=#LG, Jerbi