Ein halbes Jahr Sahara-Geiselnahme:
Angehörige klammern sich an Zuversicht
Sohn des Entführten: "Es gibt täglich Fortschritte"
Regelmäßige Lebenszeichen der Geiseln erhalten


Ein halbes Jahr lang warten die Angehörigen der Salzburger Sahara-Geiseln Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber schon auf ihre Freilassung. Dieser tägliche Zwiespalt zwischen Hoffen und Bangen zerrt an den Kräften. Dennoch überwiegt die Zuversicht. "Was anderes hat auch keinen Sinn", sagt Ebners Sohn Bernhard. "Die Hoffnung stirbt zum Schluss. Man weiß definitiv, dass sie am Leben sind."

Bernhard Ebner hatte mit seinem Vater zuletzt im Juni am Telefon sprechen können. Der körperliche Zustand der beiden Salzburger habe sich seinen Informationen nach nicht weiter verschlechtert. "Krankheiten wurden nicht bestätigt. Wir wissen, dass sie psychisch angeschlagen sind, es ihnen sonst aber gut geht. Das beruhigt. Auch wenn wir nach wie vor besorgt sind."

Regelmäßige Lebenszeichen

Zuversichtlich stimmen ihn auch die Informationen, die er vom Außenministerium erhält, die er aber aus Sicherheitsgründen nicht weitergeben darf. In regelmäßigen Abständen würden Lebenszeichen der Geiseln erbracht - wie, konnte Ebner nicht sagen. Österreich setze sich mehr denn je für die Freilassung seines Vaters und dessen Lebensgefährtin ein und werde dabei auch von anderen europäischen Ländern unterstützt. "Nach außen hin scheint die Situation unverändert, hinter den Kulissen passiert sehr viel. Es gibt täglich Fortschritte, die aber noch nicht wirklich dazu führten, dass der Knopf aufgeht."

Viele Kompromisse für Freilassung

Der Norden Malis, wohin die zwei Tunesien-Urlauber um den 22. Februar 2008 von Mitgliedern der islamistischen Gruppe "Al-Kaida im Islamischen Maghreb" verschleppt worden sind, sei ja ein Niemandsland. "Der Einfluss vieler dort lebender Stämme ist groß, für eine Freilassung müssen viele Kompromisse geschlossen werden", erklärte der Sohn des Sahara-Liebhabers aus Hallein. Deshalb sei eine Lösung nicht einfach und es wäre auch falsch, sie auf schnellstem Wege herbeizuführen.

Risiko gering halten

"Uns Angehörigen ist es lieber, es dauert länger, um das Risiko für die beiden so gering wie möglich zu halten. An den Rahmenbedingungen für den Austausch wird nach wie vor gearbeitet." Oft fehle nur eine Kleinigkeit, "damit der Knopf aufgeht". Obwohl diese Kleinigkeit schon mit Sehnsucht erwartet wird, "müssen wir uns weiterhin in Geduld üben". Um Lösegeldzahlungen gehe es angeblich nicht, auch nicht um die Freipressung von Gefangenen, sondern um Forderungen regionaler Natur wie Wegerechte und die Nutzung von Bodenschätzen und Wasser. Anlass zur Hoffnung gebe auch, dass die Verhandlungen über die Freilassung von malischen Soldaten ein positives Ergebnis erwarten lassen, "das hilft unserer Situation."

Wie es ihm selbst geht? "Nicht blendend, es stellt sich aber ein gewisser Alltag ein", zeigte sich Ebner tapfer. Er stürzt sich in die Arbeit für die Steuerberatungskanzlei, die er für seinen Vater weiterführt, und in den Sport, wenn noch Zeit bleibt. Die Eltern von Andrea Kloiber schöpfen weiterhin Kraft im Glauben, sie treffen sich regelmäßig mit Freunden zum Gebet. Obwohl die Informationen, die sie von der Regierung erhalten, laut Ebner "nicht so beunruhigend" sind, ist die Ungeduld groß. "Wir wissen ja nicht, wann die Freilassung in Sicht ist. "Es kann schnell gehen, oder noch eine Zeit dauern."

Quelle:(apa/red)

LG, Jerbi