UDE: Studie zur Zukunft des Maghreb
Ulrike Bohnsack, Pressestelle
Universität Duisburg-Essen
31.07.2008
Marokko, Algerien und Tunesien - trotz unterschiedlicher politischer Systeme stehen die drei nordafrikanischen Länder vor ähnlichen Herausforderungen: Bevölkerungswachstum, steigende Arbeitslosigkeit und eine rapide Urbanisierung. Annabelle Houdret, Regionalexpertin am Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) an der Uni Duisburg-Essen, geht in einer neuen Studie der Frage nach, wie vor diesem Hintergrund entwicklungs- und sicherheitspolitische Trends bis ins Jahr 2020 aussehen könnten.
Gemeinsam mit Dr. Uwe Kievelitz und Marielle Mumenthaler von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), untersucht die Politikwissenschaftlerin die Zukunft der unter dem Begriff Maghreb zusammengefassten Kernländer. Der Maghreb, arabisch für "Westen", gilt als kulturelles Bindeglied zwischen der arabischen und europäischen Welt. Die Studie greift sowohl innerpolitische Entwicklungsfragen der drei Länder auf, als auch regionale Aspekte, die den Maghreb in den kommenden 15 Jahren betreffen.
Die Schwerpunkte der Untersuchung beziehen sich auf die wirtschaftlichen, religiösen und ökologischen Herausforderungen, denen sich Marokko, Algerien und Tunesien in Zukunft stellen müssen. Mit Blick auf die staatliche Politik sind das vor allem die soziale Ungleichheit, die steigende Arbeitslosigkeit und eine mangelnde Infrastruktur. Aus wirtschaftlicher Sicht wird es Veränderungen in der Struktur von Produktion und Handel geben. Hinzu kommen mit einer Verknappung der Boden- und Wasserressourcen auch noch die Auswirkungen des Klimawandels. Die Kernfragen lauten hier: Wie geht die Bevölkerung mit diesen schwierigen Lebensbedingungen um? Wie die Machthaber der jeweiligen Länder? Könnte eine politische Liberalisierung in Marokko und teilweise in Algerien die Chance auf eine Opposition sein? Oder werden religiöse Gruppierungen angesichts der enttäuschten Erwartungen an häufig korrupte Politik zur einzigen glaubwürdigen Alternative?
Neben diesen innenpolitischen Herausforderungen analysieren die Autoren auch regionale Aspekte - beispielsweise die Chancen und Risiken des Maghreb als Ursprungs- und Transitregion der sich weiter verstärkenden Migration nach Europa, oder regionale Kooperationen in den Bereichen Wirtschaft, Infrastruktur und Terrorismusbekämpfung.
Die drei Wissenschaftler zeigen auch, dass es bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen vor allem auf den sensiblen Umgang der Machthaber mit den Gruppen ankommt, die von den aktuellen Entwicklungen benachteiligt werden. In ihrem Fazit geben sie auch einen Ausblick, welche politischen Handlungsspielräume sich für die Zukunft ergeben.
Die Studie ist abrufbar unter: http://inef.uni-due.de/page/documents/Houdret_Maghreb.pdfWeitere Infos: Annabelle Houdret, A.Houdret@inef.uni-due.de,
http://www.inef.uni-due.deRedaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/379-1489
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
http://www.idw-online.de/pages/de/news272767