18.07.2008 17:35

Zähes Ringen um Sahara-Geiseln


Salzburg - Spekulationen über einen möglichen Befreiungstermin - "über Tage und Wochen" - will der Sprecher des österreichischen Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, erst gar keine anstellen. Auch 150 Tage nach der Entführung der beiden Halleiner Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner durch die Gruppe "Al-Kaida im Islamischen Maghreb" ist kein Ende des Geiseldramas in Sicht.

Wie Launsky-Tieffenthal am Freitag gemeinsam mit dem Sohn des entführten Wolfgang Ebner vor Medienvertretern in Salzburg schilderte, gestalten sich die Verhandlungen mit den Kidnappern äußerst langwierig. In der Region, wo die beiden gefangen gehalten werden, würden viele verschiedenste Interessen aufeinanderprallen. Tuareg-Stämme, aber auch Banditen, Nachbarstaaten und natürlich die Regierung Malis würden um Einfluss-Sphären ringen. Es gehe um "Wasser- und Wegerechte" sowie um Bodenschätze.

Permanente Überzeugungsarbeit

Launsky-Tieffenthal beschreibt die Bemühungen des Krisenstabes im Außenministerium und des österreichischen Sondergesandten Anton Prohaska in der malischen Hauptstadt Bamako als permanente "Überzeugungsarbeit unter den verschiedenen Gruppen und Stämmen". Aber auch wenn regionale Konflikte vermehrt in den Vordergrund treten würden: Der islamistische Hintergrund der Entführung selbst spiele weiterhin eine Rolle. Direkte Geldforderungen lägen aber nicht vor.

Gemüse für Geiseln

Grundsätzlich geht man in Wien davon aus, dass die beiden am Leben sind. Für diese "Schlussfolgerung" würden nicht zuletzt Beobachtungen von Mittelsmännern sprechen, die berichtet hätten, dass auf Märkten jener Region, in der die Kidnapper und ihre Opfer vermutet würden, unüblicherweise Obst, Gemüse und Reis eingekauft worden wären.

Das letzte direkte Lebenszeichen von Kloiber und Ebner ist rund einen Monat alt. Mitte Juni meldete sich Ebner via Satellitentelefon bei seinem Sohn Bernhard. Damit die Geiselnehmer dem Gespräch folgen konnten, musste das Telefongespräch auf Englisch geführt werden.
Trotzdem glaubt der Sohn des Entführten schon aus der Stimmlage seines Vaters herausgehört zu haben, dass die beiden zum Zeitpunkt des Telefonates "keine gravierenden Krankheiten" gehabt hätten. Allerdings würden ihnen die Hitze und die einseitige Ernährung zu schaffen machen. Der Sohn des Entführten geht davon aus, dass die beiden den Umständen entsprechend gut behandelt würden. Sie wären ja auch so etwas wie eine Lebensversicherung für die Entführer selbst. (Thomas Neuhold/DER STANDARD-Printausgabe, 19./20.7.2008)

Quelle: http://derstandard.at/Text/?id=1216325119964

LG, Jerbi