Plassnik soll Hilfe von Algerien erbeten haben
Sahara-Geiseln zwischen allen Fronten


Von WZ-Korrespondent Günther Bading

Entführtes Paar als politischer Spielball?


Madrid/Algier. Algerien will sich offenbar aktiv in die Bemühungen um die Freilassung der beiden vor mehr als einem Vierteljahr in der Süd-Sahara entführten Österreicher Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner einschalten. Zwar nahm die Regierung in Algier nicht offiziell Stellung, aber die unabhängige Zeitung "Liberté" berichtete, dass Außenministerin Ursula Plassnik ein Hilfeersuchen an Präsident Abdelaziz Bouteflika gestellt habe.
Dass Algerien zum Engagement bereit sein dürfte, geht aus Gesprächen hervor, die Präsident Bouteflika diese Woche persönlich mit Malis Verteidigungsminister Natié Plea geführt hat. Offiziell ging es um die Sicherung der 1340 Kilometer langen gemeinsamen Grenze in der Südsahara, aber auch um Vermittlung zwischen der Regierung in Bamako und dem aufständischen Tuareg-Führer Ibrahim Ag Bahanga.

Die beiden österreichischen Sahara-Touristen sind zwar am 22. Februar in Süd-Tunesien nahe der algerischen Grenze von der "Al Kaida im islamischen Maghreb" entführt, dann aber in deren Rückzugsgebiet von Nord-Mali verschleppt worden. Diese Region kontrollieren die Tuareg Bahangas, die sich der Regierung in Bamako nicht unterwerfen wollen. Die beiden Entführten könnten zum Bestandteil des politischen Tauziehens zwi-schen Algerien und Libyen um die Vorherrschaft in der Sahara werden. Libyens Staatschef Muammar Gaddafi ist laut der algerischen Zeitung "El Watan" bemüht, seinen Traum einer "Groß-Sahara" durch Einigung der dort lebenden Stämme zu verwirklichen. Algerien will diese Führungsrolle Libyens verhindern.

Es geht auch ums Image

Algerien ist daran gelegen, in Europa als Bollwerk gegen den islamistischen Terror zu gelten. Immer wieder wird der Satz aus dem Statement der US-Außenministerin bei der Eröffnung der neuen US-Botschaft in Algier zitiert, die Algerien als "Champion der regionalen und internationalen Sicherheit" bezeichnet hatte. Dass sich Österreich jetzt an den "Sicherheits-Champion" wendet, ist Wasser auf die Mühlen dieser Poli-tik. Zumal Libyens Bemühungen um die Freilassung der beiden Sahara-Geiseln offenbar erfolglos waren.

Außenministerin Plassnik ist nach ihrem Gespräch in Bamako mit Präsident Amadou Toumani Touré nach Algier geflogen. Ihre offizielle Erklärung dazu: "Zweck meiner Reise war es, durch persönliche Gespräche auf höchster Ebene die Wichtigkeit dieses österreichischen Anliegens neuerlich zu unterstreichen und die Fortführung der Unterstützung durch unsere Partner sicherzustellen. Meine Gesprächspartner versicherten mir ihr großes Interesse an einer baldigen und unversehrten Rückkehr von Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner nach Österreich." Mehr ist dem Außenamt nicht zu entlocken.

Die Entführung hat eine Parallele zum Kidnapping von 15 Europäern 2003 in Süd-Algerien, die nach einem halben Jahr in Mali gegen 4,6 Millionen Euro Lösegeld freigelassen wurden. Auch für Kloiber und Ebner wird nun Lösegeld (5 Millionen) verlangt, nachdem Forderungen nach Freilassung inhaftierter Angehöriger der Maghreb-Kaida aus tunesischer und algerischer Haft nicht erfüllt wurden.

Freitag, 06. Juni 2008
Quelle: http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3856&Alias=wzo&cob=353814

LG, Jerbi