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Re: Ausschreitungen in Tunesien weiten sich aus
[Re: Frogger]
#259910
11/06/2008 12:36
11/06/2008 12:36
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Claudia Poser-Ben Kahla
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Heute sogar in vielen Tageszeitungen große Artikel: In Nordafrika Sorge um Terrorgefahr Serie schwerer Anschläge in Algerien Von OTZ-Korrespondent Ralph Schulze, Madrid Europa beobachtet mit Besorgnis, dass die Terrorgefahr auf der anderen Seite des Mittelmeeres immer größer wird. Seit sich Ende 2006 in Nordafrika die "El Kaida im Maghreb" formierte, nimmt die Zahl der Terroraktivitäten im Maghreb spürbar zu. Dies gilt vor allem für das Krisenland Algerien, dessen wieder erstarkte Islamistenbewegung "Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf" (GSPC) das Rückgrat El Kaidas in Nordafrika bildet. Nach einer Serie von Bombenanschlägen in den letzten Tagen in Algerien war die Stimmung im Land so gespannt, dass sich auch ein Gerücht über ein angebliches neues Attentat in Bouira, 120 Kilometer von Algier entfernt, wie ein Lauffeuer verbreitete, dann aber dementiert wurde. Die Bomben gingen vor dem Bahnhof in Beni Amrane in der Kabylei-Region hoch, wo die bewaffneten Islamisten eine ihrer Hochburgen haben. In den Tagen zuvor waren in der Nähe mindestens sechs Soldaten durch eine Bombe getötet worden. Drei weitere Militärs kamen nahe Algier durch einen Sprengsatz um. Im Dezember 2007 waren bei einem Anschlag auf ein UN-Gebäude in Algier 17 ausländische Mitarbeiter getötet worden. Vor kurzem wurde algerischen Medien zufolge ein Attentatsplan gegen die US-Botschaft in Algier aufgedeckt. Auch im Nachbarland Marokko flogen in letzter Zeit Bombenpläne gegen touristische Einrichtungen auf. Europäische Staaten und die USA bauen daher ihre Sicherheitspartnerschaft mit Nordafrika, sogar mit dem früheren "Schurkenstaat" Libyen, immer weiter aus. Dabei wird vor allem Rüstungs- und Ausbildungshilfe geleistet. Im Februar wurden zwei österreichische Wüstentouristen von "El Kaida im Maghreb" in Tunesien gekidnappt und über die algerische Grenze in die Sahara verschleppt. Die Entführer, die die Geiseln noch immer in ihrer Gewalt haben, sollen sich in Algerien oder Mali versteckt halten. Ursprünglich forderten sie die Freilassung von Gesinnungsgenossen in Nordafrika. Nun geht es aber offenbar vor allem um Lösegeld. Österreichs Regierung steht über Mittelsmänner in Kontakt mit den Kidnappern. 10.06.2008 http://www.otz.de
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Re: Ausschreitungen in Tunesien weiten sich aus
[Re: Claudia Poser-Ben Kahla]
#259911
11/06/2008 12:38
11/06/2008 12:38
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Claudia Poser-Ben Kahla
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Zum Glück sind die Sicherheitshinweise seit 20.05.08 unverändert. Stand 11.06.2008 (Unverändert gültig seit: 20.05.2008) Zum Seitenanfang Landesspezifische Sicherheitshinweise Das Auswärtige Amt weist insbesondere auf die Gefahren bei Reisen in die Sahara im südlichen Grenzgebiet zwischen Tunesien und Algerien hin. Terrorismus Die tunesische Regierung unternimmt weiterhin umfangreiche Anstrengungen, um Touristen vor dem Risiko terroristischer Anschläge wie dem in Djerba (11.04.2002) zu schützen. Das Auswärtige Amt rät angesichts nicht auszuschließender Terrorakte – wie in allen Ländern der Region – vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse weiter zu erhöhter Aufmerksamkeit, insbesondere in der Nähe touristischer Anziehungspunkte und religiöser Kultstätten sowie an symbolträchtigen Daten, wie zum Beispiel hohen religiösen und anderen Feiertagen. Reisen über Land/ Entführungsrisiko Mehrere Gruppen von Saharatouristen wurden 2003 in Südalgerien entführt - die Gefahr von Entführungen besteht auch weiterhin. Die Terrororganisation Al-Qaida im islamischen Maghreb bekannte sich am 10. März 2008 in einer in den Medien veröffentlichten Erklärung zur Entführung von zwei österreichischen Touristen. Diese sollen zuletzt im Grenzbereich zwischen Tunesien und Algerien unterwegs gewesen und am 22. Februar 2008 an einem unbekannten Ort entführt worden sein, die Ermittlungen der zuständigen Behörden sind im Gange. Reisenden wird erhöhte Vorsicht empfohlen. Besonders gefährdet sind Individualreisende, die auf dem Landweg unterwegs sind. Das Auswärtige Amt rät deshalb von solchen Individualreisen ab. Reisen in diese Gebiete sollten ausschließlich im Rahmen von Gruppenreisen erfolgen, die durch professionelle Veranstalter organisiert werden. Das Auswärtige Amt weist Reisende, die eine Weiterreise nach Algerien beabsichtigen, nachdrücklich auf die Gefahren bei Reisen in die algerischen Gebiete südlich der Städte Béchar, Ghardaia und Touggourt hin (siehe Sicherheitshinweis Algerien). http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Tunesien/Sicherheitshinweise.htmlClaudia
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Re: Ausschreitungen in Tunesien weiten sich aus
[Re: Claudia Poser-Ben Kahla]
#260282
13/06/2008 11:09
13/06/2008 11:09
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Nishba
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Hallo in die Runde ! Wir sind am 04.06. in Metlaoui gewesen und es waren auffallend viele Polizisten in großen Autos (eigentlich an jeder Ecke mehrere "Bullis") in der Stadt. Es war am frühen Vormittag, Demonstrationen und Ausschreitungen hat es zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben, aber für die die massive Polizeipräsenz gab es sicherlich einen Grund....(in Gafsa viel uns im Übrigen nichts auf). An jeder Ecke (in Sousse genauso wie in Douz oder Gabes oder Mahdia) hört man in Tunesien, dass die Preise (vor allem beim Benzin) drastisch gestiegen sind... Ich finde es sehr bedauerlich, dass (in der Regel) friedlich demonstrierende Menschen, die ohnehin genug Druck seitens der Regierung zu erleiden haben als "Unruhestifter" bezeichnet werden (und dass es Menschen gibt, die bedauern, dass duch eine "simple Entführung"(eigene Anmerkung) eine "leichte Unruhe" hereingebracht wurde und man den "Ball flach halten soll" ) Von jemandem, der in Tunesien lebt, hätte ich etwas mehr Mitgefühl und vor allem Interesse an den dort lebenden Menschen und ihren Problemen erwartet. (und ja, Karsten ich meine dich) Ich kann die steigende Wut der dort lebenden Menschen sehr gut verstehen und wünsche mir, dass es ein friedlicher Prozess bleibt und die Demonstranten ihr Ziel wenigstens zum Teil durchsetzen können. Nishba
Last edited by Nishba; 13/06/2008 11:11.
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Re: Ausschreitungen in Tunesien weiten sich aus
[Re: Nishba]
#260305
13/06/2008 12:15
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...Ich kann die steigende Wut der dort lebenden Menschen sehr gut verstehen...
Ich eher nicht, denn die Regierung ist nicht für die steigenden Preise verantwortlich. Eigentlich müßten die Preise sogar noch sehr viel mehr ansteigen, doch die Regierung stützt die Preise für Lebensmittel und Energie in zunehmendem Maße.
Mir ist allerdings besonders im laufenden Jahr ein Mißverhältnis aufgefallen: Es wird gebaut, als ob es kein Morgen gäbe, und das betrifft sowohl kommerzielle Bauten, als auch private. Auf den Straßen sieht man eine Menge neuer Autos mit tunesischer Zulassung, die Läden sind voll mit allen Gütern, auch mit sehr hochpreisigen. Es ist also eine Menge Geld im Lande vorhanden, doch es ist ungleich verteilt und wird zum Teil falsch investiert, nämlich nach Mustern, die noch vor ein paar Jahren sinnvoll waren, heute aber nicht mehr.
Verteilung ist eine Sache, die von der Regierung gesteuert werden kann und ein Ding, gegen das protestiert werden kann - und das tun die Leute in Wirklichkeit auch, die hohe Preise sind eher ein Vorwand, der man an der Oberfläche sieht (siehe die youtube-Videos über Redeyef). Die falsche Investition ist dagegen eine Sache, die an den Leuten selbst liegt - ich kenne mittlerweile nicht wenige, die mit ihrem Geld oder einem Kredit z.B. Appartments gebaut haben, diese aber wegen des wahnsinnigen Überangebotes so gut wie immer leerstehen haben und sich deshalb in Geldproblemen befinden.
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Re: Ausschreitungen in Tunesien weiten sich aus
[Re: Nishba]
#260318
13/06/2008 13:44
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Von jemandem, der in Tunesien lebt, hätte ich etwas mehr Mitgefühl und vor allem Interesse an den dort lebenden Menschen und ihren Problemen erwartet. (und ja, Karsten ich meine dich)
Ich glaube, wir kennen uns noch nicht, das möchte ich aber unbedingt nachholen! Herzlich Willkommen und Glückwunsch zur Mitgliedschaft in meinem Fanclub! Meine Schwesternschaft-Gemeinde wird immer größer! Leider habe ich keine Zeit, mich um die Sorgen der tunesischen Bevölkerung zu kümmern, sowie ich mich auch nicht um die selbigen der deutschen Bevölkerung interessiere. Wenn du dich intensiv mit meiner Person/Leben/Arbeit beschäftigt hättest, dann wärst du sicherlich darauf gestoßen, das ich nicht im Auftrag einer Hilfsorganisation in Tunesien bin und auch nicht im Moment vorhabe eine solche zu Gründen! Ich verrate dir ein kleines Geheimnis (aber nicht weitersagen!): hier in Zarzis haben wir eine Behindertenschule (mit einer kl. Werkstatt) zur Tagesbetreuung von körperlich und geistig behinderten Kindern und Jugendlichen! An diese Schule zahle ich regelmäßig einen freiwilligen Spendenbetrag aus erwirschafteten Tourismus-Einnahmen! Zusätzlich sammeln wir seit 4Jahren hier Plastikflaschen (1Kilo=0,300TnD) am Strand und Umgebung und spenden den Betrag an diese Schule, egoistisch wie ich bin, natürlich abzüglich entstandener Transportkosten! Ich erhalte und zahle keine Beraterhonorare aus den Spendengeldern! PS: ich nehme gerne freiwillige Spenden entgegen, für diese es sogar eine offizielle Spendenquittung gibt! Mein Vorschlag an alle Tunesienurlauber hier im Club, pro Aufenthaltstag hier im Lande = 1Dinar/0,55Euro zu zahlen oder 3Kilo Plastik sammeln! Auch wenn ich hier vom eigentlichen Thema abgewichen bin, sende ich euch allen ganz LG aus sudTN von Karsten
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Re: Ausschreitungen in Tunesien weiten sich aus
[Re: Nishba]
#260743
15/06/2008 17:43
15/06/2008 17:43
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..Was passiert da gerade in Redeyef? Ist es wirklich so wie T7 berichtet und die Leute in Gafsa einfach nur irre und geil auf Krieg sind??? Nein man glaubt das nicht... Augenzeugen berichten, Live mit angeschaut hier die Infos was sich wirklich in den vergangenen 2 Wochen in Redeyef abspielte: (ca.) 35 Menschen verloren ihr Leben, es waren auch junge Männer dabei, welche sich gegen die Polizei wehrten, 2 Freunde und Bekannte von diesen Augenzeugen .. jetzt sind sie tot...Erschossen, weil sie sich gegen die Polizei gewehrt haben...gegen die ungerechte Behandlung der Leute in Redeyef. Gafsa ist eine schwierige "Stadt"...der Präsident war laut Infos nie dort...die Leute sind stolz aus Gafsa zu sein. Wie konnte es soweit kommen???? Es gibt viele Spekulationen...Doch es gibt nur eine Wahrheit... Die Augenzeugen haben sich schlau gemacht und auch viel erfahren. Redeyef und Moulares leben seit Jahren gut von dem Phosphatabbau. Damals war es so, wenn der Vater dort gearbeitet hat und in Rente ging, folgte ihm einer seiner Söhne oder Töchter, somit war das Einkommen der Familie gesichert und die Menschen in der Region hatten nicht zu klagen. Doch das hat sich geändert. "Jemand" hat Leute aus Sousse und Sidi Bouzid geschickt, um dort in Redeyef am Phosphat zu arbeiten und somit Arbeitsplätze entzogen. Warum tut dieser jemand das? (Wir nennen mit Absicht keinen Namen, auch wenn wahrscheinlich jeder weiß, wen wir mit jemand meinen). Warum nimmt er den Menschen aus Redeyef die sichere Arbeit und das sichere Einkommen weg? Ist es die Antisympathie gegenüber Gafsa? Wir denken, dass spielt eine große Rolle. Also...ist es da ein Wunder, dass sich die Menschen in Redeyef währen? Wir würden es genauso machen! Wie haben wir es erlebt? Die Menschen sind Tag für Tag auf die Straße gegangen um zu protestieren, um dies zu unterbinden wurden Massen (und damit meinen wir wirklich Massen, wir haben es gesehen), an Polizisten aus ganz Tunesien geschickt. Ganz bewusst Polizisten aus Tunis, Sousse etc. klar oder? Was machen diese Polizisten? Nein, sie versuchen nicht wie der Freund und Helfer alles in Ruhe zu schlichten. Sie sind es, die alles in Redeyef zerstört haben. Hanouts , Internetcafes etc zerstört haben. Wir sind uns da ganz sicher auch wenn wir das nicht gesehen haben, denn warum sollten die Einwohner Redeyefs ihr eigenes Hab und Gut zerstören? Und das da was nicht ganz richtig ist haben wir am eigenen Leib erlebt und erfahren müssen. Uns (Touristen) wurde beinahe die Kamera entzogen, weil wir gefilmt haben, wie die Polizei einen armen, älteren Mann mit seinem Esel am Wagen festnehmen wollten. Sie haben auf ihn eingetreten! Und das haben wir gesehen. Die Menschen dort wurden behandelt wie Schwerterroristen. Die ganze Stadt stank nach so einem Gas und weil die Polizei das alles nicht unter Kontrolle bekam wurde eben geschossen. Wie schon erwähnt, an die 35 Menschen kamen dabei ums Leben, nicht wie Tunis 7 berichtet hat 2 o.5 Menschen erschossen wurden, nein es waren bei weitem mehr. Klar will man einiges vertuschen, dies kennt keiner anders von Tunesien. Nicht umsonst hat der jemand schon einmal für einen Tag den Fernsehsender Al Jazeera sperren lassen. Es werden Menschen bereits gesucht, die dies gefilmt haben, weil man so die Wahrheit ans Licht bringen möchte. Hauptsache man findet diese Menschen nicht. Wer auf http://www.youtube.com das Stichwort Redeyef oder Redeyef blessé eingibt wird einiges zu sehen bekommen und genau das ist leider die traurige Wahrheit. Da wäre noch die Sache mit den vermissten Personen, täglich verschwinden in Redeyef Leute und keiner weiß wo sie wirklich sind. Abends, wenn es dunkel wird, wird auch die Polizei aktiv, sie schleichen um die Häuser und wenn sie jemanden auf der Straße finden, wird dieser festgenommen mit der Begründung er habe Sachen in der Stadt demoliert, den Präsidenten beleidigt und die Polizei mit Sand beworfen. Auch das haben wir selbst miterlebt. Die Polizei klopfte wie wild an die Haustür, wo die Augenzeugen sich befanden. Alle die eine tunesische Staatsbürgerschaft hatten, schliefen 3 Nächte lang draußen, außerhalb der Stadt, falls die Polizei ins Haus kommt das keiner festgenommen wird. Wir haben Angst um diese Menschen dort und leider sehen es die eigenen Landleute aus anderen Städten, als ganz normal an, oder es wird als Harmlos bezeichnet. Genauso soll eine alte Frau entblößt worden sein, zum Glück blieb uns diese Erfahrung oder Anblick erspart, ob wir hier ruhig zu geschaut hätten, wir denken nicht. Ein Krimifilm, so sieht es dort aus und so ist die Lage, an jeder Ecke findet man Polizei oder die Grande Nationale sogar das Militär ist angerückt mit Panzern und Autos, die man sonst nur im Krieg findet. Sie sind dazu da, um zu helfen. Den Streit zwischen der Polizei, dem Staat und den Einwohnern von Redeyef zu schlichten, sodass endlich wieder Ruhe einkehrt. Diese wird jedoch erst einkehren, wenn endlich wieder Gerechtigkeit herrscht. Wenn es für die Leute aus Redeyef nicht schon zu spät ist, einige haben ihre Stadt schon aufgegeben. Bitte habt alle Verständnis das wir Augenzeugen als anonym hier auftreten, denn wir wissen das auch wir Probleme bekommen könnten, wir wissen das es für die tunesischen Menschen in diesen Städten sehr schwer ist und wir wissen aber auch, das dies die Realität und die Wahrheit ist, denn Augenzeuge heißt: mit eigenem Auge gesehen und leider miterlebt. http://www.youtube.com/results?search_query=redeyef&search_type=&aq=fhttp://www.dailymotion.com/videos/relevance/search/redeyefhttp://www.youtube.com/watch?v=6D_S_HekFKwFotos / Videos Lügen nicht. Von den Augenzeugen
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Re: Ausschreitungen in Tunesien weiten sich aus
[Re: LOE090305]
#266065
12/07/2008 00:40
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Uwe Wassenberg
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Heute in der TAZ gefunden, ein interessanter und ausführlicher Artikel: Aufstand in GafsaIm Phosphatrevier Tunesiens wird der autoritäre Staat herausgefordert von Karine Gantin und Omeyya Seddik Die Frauen von Redeyef waren empört: "Sollen sie die Stadt doch haben, wenn sie unbedingt wollen!" Am 7. Mai 2008 packten zahlreiche Einwohner der Stadt im Bergbaugebiet von Gafsa das Nötigste zusammen und brachen auf. Dieser kollektive Exodus war ein Protest gegen die Besetzung von Redeyef durch die Polizei. Die Behörden hatten allerdings schon eine Warnung ausgesprochen: Wer bis in die Berge - in Richtung Algerien - fahren sollte, werde wegen Hochverrats angeklagt. So war es bereits den Einwohnern eines Nachbarorts ergangen, die einige Wochen zuvor politisches Asyl im Nachbarland beantragt hatten. Der Treck aus Redeyef ließ sich dann doch noch von einer Verhandlungsdelegation zur Umkehr bewegen. Nach einigem Hin und Her hatten die Vertreter der lokalen Obrigkeit sich mit dem Argument durchgesetzt, dass der Kampf doch weitergehen müsse. Das Bergbaugebiet von Gafsa, 400 Kilometer südwestlich von Tunis, ist ein Zentrum der Arbeiterbewegung. Immer wieder war es dort zu Rebellionen gekommen.(1) Die jüngsten Aktionen sind ein zorniges, solidarisches und stolzes Aufbegehren gegen die Strategie der Regierung, die Stadt durch Schikanen der Polizei und eine gesteuerte Pressekampagne in die Knie zu zwingen. Der Konflikt hatte am 5. Januar 2008 begonnen, als die Bergbaugesellschaft Compagnie des Phosphates de Gafsa (CPG), der einzige große Arbeitgeber der Region, ihre Neueinstellungen bekannt gab. Die Bevölkerung unterstellte Manipulationen bei der Auswahl der Beschäftigten. Als jugendliche Arbeitslose aus Protest das Regionalbüro der Einheitsgewerkschaft UGTT in Redeyef besetzten, erhielten sie Unterstützung durch die Witwen von Bergleuten und deren Familien, die vor dem Gebäude ein Zeltlager aufschlugen. Rasch griff die Bewegung weiter um sich. Immer neue Gruppen von Arbeitern, Arbeitslosen, Schülern und normalen Einwohnern riefen zu Streiks auf und organisierten weitere Kundgebungen und Protestaktionen gegen die allgegenwärtige Korruption und Günstlingswirtschaft in der lokalen Verwaltung wie gegen die Ungerechtigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik. Und das alles vor dem Hintergrund der großen Armut, die in der Region herrscht, und der jüngsten drastischen Preissteigerungen. Das nahe der algerischen Grenze gelegene Redeyef lebt wie die anderen Städte der Bergbauregion um Gafsa (Oum Laarayes, Metlaoui, El Mdhilla) seit jeher unter der Fuchtel der Compagnie des Phosphates de Gafsa (CPG). Das Unternehmen war 1897 gegründet worden, nachdem Philippe Thomas (Veterinärmediziner, Amateurgeologe und Leiter einer landwirtschaftlichen Strafkolonie) die Phosphatvorkommen in der Umgebung von Gafsa entdeckt hatte. Die Ausbeutung der Bodenschätze erfolgte von Anfang an mit den klassischen Kolonialmethoden.(2 )Dazu gehören die rücksichtslose Landnahme durch Enteignung der ansässigen Bevölkerung, die Ausbeutung der Vorkommen ohne Rücksicht auf Menschenleben und unter enormer Belastung der Umwelt; die Einführung eines Systems von Günstlingswirtschaft, das auf pseudotraditionellen Familien- und Clanstrukturen basiert.(3) Fast alle diese kolonialen Methoden werden auch heute noch in leicht veränderter Form weitergeführt. Die CPG, die 1996 mit dem Unternehmen CGT (Groupement chimique tunisien) fusionierte, ist bis heute der wichtigste Arbeitgeber in der Region. In den letzten 25 Jahren wurde die Produktion modernisiert und der Untertagebergbau schrittweise zugunsten des Tagebaus aufgegeben, was zu besseren Arbeitsbedingungen und weniger tödlichen Arbeitsunfällen führte. Aber diese Modernisierung führte zugleich zur Entlassung von drei Vierteln der Belegschaft. Heute sind nur noch 5 000 Menschen direkt bei CPG angestellt. Um ihre Arbeitsverträge und Arbeitsbedingungen beneidet man sie in einer Region, in der die Arbeitslosigkeit bei fast 30 Prozent der Erwerbsbevölkerung und damit doppelt so hoch liegt wie im Landesdurchschnitt (wobei die offiziellen Zahlen auch hier umstritten sind). Allerdings gruppieren sich um das Großunternehmen zahlreiche Subunternehmen, deren Mitarbeiter keine arbeitsrechtliche und soziale Absicherung haben und deutlich unterbezahlt sind. Weitere Arbeitsplätze bieten lediglich kleine Handelsfirmen, die vor allem Geschäfte mit Algerien machen. Viele wollen deshalb auf der anderen Seite des Mittelmeers Arbeit suchen und setzen dafür ihr Leben aufs Spiel. Andere ziehen in die Armenviertel am Rande der Städte, die an der Küste, dem florierenden Teil Tunesiens liegen. Eine sterbende Industrie und eine korrupte GewerkschaftWer die 5 000 Arbeitsplätze bei CPG und die Gelder für Umschulungsprogramme erhält, regelt das Unternehmen in enger Zusammenarbeit mit den regionalen Vertretern der Gewerkschaft UGTT. Bis vor einigen Jahren profitierte die Region von ihrem bescheidenen Anteil an dem gewaltigen Reichtum, den die Phosphatindustrie hervorbrachte. Dabei sorgten die Vertreter der Einheitsgewerkschaft und der Regierungspartei RCD (Rassemblement constitutionnel démocratique) für die heikle Balance zwischen den Ansprüchen der diversen Familien und Sippen, wobei sie zugleich als Repräsentanten oder Vermittler für die großen Stämme in der Region, also die Ouled Abid und die Ouled Bouyahia, agierten. Doch obwohl der Phosphatpreis auf den internationalen Märkten immer neue Rekordhöhen erreichte, gab es in der Region immer weniger zu verteilen. Auch weil die Korruption zur Regel wurde, wuchs die Unzufriedenheit. Inzwischen ist die regionale UGTT nur noch die Zentralverwaltung einer parasitären Oligarchie, die sich darauf beschränkt, die letzten Brosamen vom Tisch der Phosphatindustrie an ihre engsten Verwandten und Freunde zu verteilen. In den Augen der Bevölkerung sind diese Funktionäre die Vertreter einer ungerechten, fremden Macht. "Wir Bergleute begehen niemals Unrecht, aber wenn man uns Unrecht tut, dann " - und es folgt ein drastischer Fluch. Das Ganze steht auf dem Transparent in Redeyef. Seit Januar folgten auf die Demonstrationen von Arbeitslosen und Hochschulabsolventen ohne Berufsaussichten Streiks und Besetzungsaktionen, an denen sich alle Schichten der Bevölkerung beteiligten. Es gab Sitzblockaden von Familien, deren Angehörige im Bergwerk zu Tode kamen oder zu Invaliden wurden, und Proteste entlassener Arbeiter. Die Kundgebungen von Müttern, deren Söhne (oder Ehemänner) nach den ersten Demonstrationen verhaftet worden waren, mündeten in einen Generalstreik, an dem sogar die Einzelhändler teilnahmen. Nachts bewegen sich die Jugendlichen in kleinen Gruppen durch die Straßen, um die Bewohner zu beschützen. Wenn sie losziehen, schleudern sie Steine gegen die Stahlträger einer Brücke. Das nennen sie ihre "Kriegstrommeln" - in Anspielung auf die wehrhaften Stammestraditionen. Sie sind bereit, es mit der Polizei aufzunehmen - oder auch nur, ihr die Verpflegung zu stehlen, um die belegten Brote im eigenen Lager zu verteilen. Überall spürt man unter den Einwohnern einen beeindruckenden Zusammenhalt, den die Ordnungskräfte nicht aufbrechen können. Trotz des Schweigens der staatlich kontrollierten Medien hat sich der Aufstand in dieser entlegenen Region mittlerweile zur machtvollsten und hartnäckigsten sozialen Bewegung in der jüngeren Geschichte Tunesiens entwickelt. Das Regime setzte zunächst auf immer brutalere Repression durch die Polizei, die zwei Menschenleben kostete, während dutzende Demonstranten verletzt und festgenommen wurden. Im Juni wurde der Belagerungsring um die Bergbauregion dann sogar durch Panzereinheiten der Armee verstärkt. Diese Eskalation der staatlichen Gewalt führt dazu, dass statt mit Tränengasgranaten mit scharfer Munition geschossen wird, dass immer mehr Jugendliche in Verhörzellen und in Untersuchungshaft landen und dass das Militär die umliegenden Berge durchkämmt, um Flüchtige aufzugreifen, die der Folter entkommen wollen. Einige Gruppen von Jugendlichen wurden bereits abgeurteilt, wobei die Gerichtsverhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. Die verhängten Strafen fielen höchst unterschiedlich aus. Die Opposition in Tunis, aber auch Unterstützergruppen im Ausland (in Nantes, wo viele Emigranten aus Redeyef leben, in Paris oder auch in Mailand) sind sehr bemüht, die Nachrichtensperre zu durchbrechen.(3) Aber es fällt schwer, den Widerstand zu organisieren. Die Zivilgesellschaft Tunesiens ist politisch geschwächt, sie stand über viele Jahre unter dem Druck eines extrem repressiven Regimes und konnte so keine großen Solidaritätsbekundungen zustande bringen. Die Machthaber ignorieren die Ereignisse oder bezeichnen sie als das Werk "aufrührerischer Elemente". Vielleicht konnte deshalb der Aufstand nicht auf andere Regionen übergreifen, ausgenommen die Stadt Fériana in der benachbarten Provinz Kasserine. In Redeyef hat die Protestbewegung inzwischen das Alltagsleben auf den Kopf gestellt. Nachdem die aufständischen Bürger die UGTT-Zentrale in der Stadtmitte, direkt neben der Provinzverwaltung, besetzt hatten, machten sie das Gewerkschaftsgebäude zu ihrem Hauptquartier. Die UGTT wollte das verhindern und ließ neue Vorhängeschlösser anbringen, aber die Bürger eroberten das Gebäude ein zweites Mal. Im Erdgeschoss, wo auch die Versammlungen stattfinden, gibt es ein Café, das heute als eine Art permanente Agora fungiert. Auf dessen großer Terrasse versammelt sich das Publikum, wenn einer der Streikführer vom Balkon im ersten Stock herab eine Rede hält. Zu den Versammlungen erscheinen auffällig viele Frauen. Gleich gegenüber gibt es einen Stand, an dem die Flugschriften und Zeitungen der Opposition ausliegen. Bis Juni hatte dort Boubaker Ben Boubaker seinen Gemüsestand. Der arbeitslose Akademiker mit dem Spitznamen "der Chauffeur" war durch einen ironischen Brief an den Bildungsminister populär geworden, in dem er Vorschläge zur Lösung des Arbeitslosenproblems machte. Daraufhin zerlegte die Polizei seine Marktbude und verwüstete auch seine Wohnung. Wie andere Oppositionelle ist auch er in die Berge geflohen. Hoffnung auf einen Flächenbrand Adnane Hajji sagt beschwörend: "Wir brauchen einen Erfolg. Die Leute müssen sehen, dass der friedliche Widerstand nicht vergeblich ist, sonst gibt es eine Katastrophe " Hajji ist Generalsekretär der Lehrergewerkschaft in Redeyef und eine charismatische Führungsfigur der Bewegung. Ihm und einigen Mitstreitern ist es zu verdanken, dass die Bewegung trotz der Rivalitäten zwischen unterschiedlichen Clans noch geeint auftritt. Der Gewerkschafter genießt großes Ansehen, sogar bei den Hausfrauen und den Jugendlichen. Er weiß wohl, dass alle große Träume haben, dass aber jeder Versuch, diese Entwicklung zu stoppen, unkontrollierbare Folgen haben könnte. In der Nacht auf den 21. Juni wurde auch Adnane Hajji in seiner Wohnung verhaftet. Nach den anderen Mitglieder der Führungsgruppe läuft eine große Fahndung. Adnane Hajji glaubt immer noch, dass sich die Probleme auf regionaler Ebene lösen lassen. Natürlich ist nicht zu übersehen, dass seit dem Beginn der Bewegung die Wahlplakate mit dem Aufdruck "Ben Ali 2009" (die für die Wiederwahl des Staatspräsidenten werben) häufig von Einwohnern abgerissen oder mit ironischen Kommentaren ("Ben Ali 2080" oder "Ben Ali 2500") versehen wurden. Aber vor Versammlungen und Kundgebungen werden die politischen Aktivisten gebeten, ihre Beteiligung nicht per Plakat anzukündigen. Die Menschen im Bergbaugebiet von Gafsa sehen derzeit keine Chancen für eine baldige Veränderung an der Spitze des Staatsapparats.(4) Nur eine mächtige nationale und internationale Solidaritätskampagne oder die Ausweitung ihres Aufstands auf andere Regionen Tunesiens könnte ihre Probleme einer Lösung näher bringen. Darum fordert die Bewegung vorerst ein Ende der Repression und ehrliche Verhandlungen über die Beendigung der Krise. Sie verlangt die Rücknahme der Einstellungslisten der CPG, die sie für manipuliert hält, sowie ein Programm für die Beschäftigung arbeitsloser Akademiker, eine staatliche Initiative für die Ansiedlung neuer großer Industriebetriebe, die Beachtung internationaler Standards in Umweltfragen, bessere staatliche Leistungen auch für die Armen in den Bereichen Wasser- und Stromversorgung, Bildung, Gesundheitswesen. Als Motto für dieses Programm hat sie ausgegeben: "Entschlossenheit und Würde". Fußnoten:(1) Über den Bergarbeiterstreik vom März 1937 und dessen brutale Niederschlagung, die 17 Bergleute das Leben kostete, hat Simone Weil einen sehr lesenswerten Text geschrieben; in: Simone Weil, "Écrits historiques et politiques", Paris (Gallimard) 1960. Sie greift darin auch die damalige Volksfront an, der sie vorwirft, bei ihrem Eintreten für die Arbeiterklasse die Augen vor den Verbrechen gegen Arbeiter in den Kolonien zu verschließen. Zwei Jahre nach den großen Streiks von 1978 kam es zu den "Vorfällen von Gafsa" - die Region war damals Ausgangspunkt einer Bewegung zum Sturz des Staatspräsidenten. Siehe Khemmaïs Chammari, "L'alerte tunisienne", Le Monde diplomatique, März 1980. (2) Siehe Paul Vigné d'Octon, "La sueur du Burnous", Paris (Éditions La Guerre Sociale) 1911, Neuausgabe Paris (Les Nuits Rouges) 2001. Der Autor, Parlamentsabgeordneter aus dem Département L'Hérault, wurde in der 3. Republik zum Berichterstatter des Parlaments über die Lage in den Kolonien. (3) Informationen in deutscher Sprache zu den Arbeitskämpfen in Tunesien unter: http://www.labournet.de/internationales/tn . (4) Über das Regime von Präsident El-Abidine Ben Ali siehe Kamel Labidi, "La longue descente aux enfers de la Tunisie", Le Monde diplomatique, März 2006. Aus dem Französischen von Edgar Peinelt Karine Gantin ist Journalist und Mitglied der Fédération des Tunisiens pour une citoyenneté des deux rives (FTCR); Omeyya Seddik hat die Auseinandersetzungen im Mai vor Ort verfolgt. Link zum Originalartikel in der TAZ
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