...Nur wenn sich Touristen und Einwanderer nach dem Land richten, in das sie reisen, bleibt ja auch der Reiz des "anderen" und ein Kuluraustausch erhalten...

Es tut mir leid, doch so geht es nicht. Die Zeit, in der Länder wie Käfige in einem Zoo voneinander getrennt waren, ist vorbei. Jedes Zusammentreffen von Menschen verschiedener Lebenshintergründe verändert beide Seiten und keine der beiden ist danach so wie zuvor. Ebenso wie sich Rassen vermischen und daraus eine Mischung mit Teilen der einen, wie der anderen entsteht, vermischen sich Traditionen und Kulturen - Tunesien ist dafür das beste Beispiel, denn aufgrund der Geschichte ist kaum irgendetwas dort "rein" tunesisch, sondern eine Mischung aus phönizischem, arabischen, berberischem, maurischem, römischen, spanischen und französischen Elementen.

...Ansonsten wird einfach alles abgebaut, angepasst und auch zerstört...

Nein, es wird egalisiert, und es liegt an den Menschen selbst, ob ihnen diese Egalisierung zum Vor- oder Nachteil gereicht. Die einzige Alternative dazu ist die Segregation, und diese kann sich heute kein Land mehr leisten - und konnte dies übrigens auch historisch gesehen niemals über eine längere Zeit, und das selbst, obwohl es in früheren Zeiten keine "Globalisierung" im heutigen Sinne gab.

...Und wo bleiben dann die Lebensgrundlagen der Menschen dort?...

Fakt ist, daß Tunesien eben diese Lebensgrundlage importieren muß, weil das Land nicht aus sich selbst heraus existenzfähig ist. Würden morgen alle Grenzen geschlossen und nichts ginge mehr hinein oder hinaus, läge Tunesien nach wenigen Wochen am Boden - Tunesien hat aus eigener Produktion weder die Nahrungsmittel, noch die Energie, um das Land selbst zu versorgen. Tunesien ist also ein Land, das auf Handel angewiesen ist (wie die meisten Länder der Erde). Nun könnte man sagen, daß man sich auf den reinen Austausch von Gütern oder Serviceleistungen beschränken könnte - doch leider hat Tunesien auch keine anderen Resourcen in ausreichender Menge oder Qualität. Das, was Tunesien aber hat, ist Natur, und um mit diesem Gut "Natur" (Sonne, Wüste, Meer) zu handeln, müssen zwangsläufig andere Menschen ins Land hineingeholt werden, die im Tausch für das Genießen dieser Natur dann ein anderes Gut (hier: Geld) geben.

Kurz gesagt, ist es für Tunesien zwangsläufig erforderlich, Mneschen anderer Lebenshintergründe im Lande zu akzeptieren (übrigens ebenso, wie dies im letzten Jahrhundert in Deutschland erforderlich war und es heute z.B. in Spanien oder Italien erforderlich ist).

...Irgendwann verliert dann auch der geduldigste Tunesier sein Lächeln...

Mein Eindruck ist es, daß er es in erster Linie verliert, weil er den Eindruck hat, daß es anderen Ländern besser geht und er die Gründe dafür in ebendiesen Ländern und nicht im eigenen sucht. Würde er das nämlich tun, wäre es sein primäres Bestreben, seine Fähigkeiten und Vorstellungen im eigenen Land einzusetzen und dort Dinge zu verändern und zu verbessern, anstatt seine Arbeitskraft ins Ausland zu tragen.