Im Gegensatz zu dem Gedanken, den ich zuvor zitiert habe, sind diese hier allerdings ziemlich weit von der Realität entfernt:
...Dir ist vielleicht gar nicht so bekannt was wirklich läuft, also guten morgen. die Zeiten haben sich geändert, und die Mehrheit der Tunesien merken seid lange das irgendwie stimmt nicht mit jetziger Situation, und zehren sich nach der Islamische regeln ,viele junge Leute gehen in der Moschee und versuchen ihre glauben zu praktizieren, was vielleicht vor 30 Jahre nicht war....
Ich glaube eher, daß Du es bist, der sich die Dinge schön redet. Es ist zwar absolut richtig, daß die Unzufriedenheit im Lande wächst, und dies auch mit der politischen Führung zu tun hat, doch nicht EINE Person, die ich kenne, wünscht eine Erstarkung des Islam und selbst im Falle revolutionärer Unruhen würden diese keinesfalls ein Resultat islamistischer Umtriebe sein, denn diese werden allenfalls aus Richtung Algerien ins Land getragen, Islamismus in Tunesien würde also im Falle eines Falles ebenso importiert, wie der Tourismus importiert wird.
...Verfolgt man die Debatte über Tunesien, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Mehrheit die Leute Anhänger einer strengen Auslegung des Koran sind. Und sie akzeptieren nicht anders als dies...
Ganz im Gegenteil, sogar Araber aus anderen Ländern sagen, daß in Tunesien ein "anderer" bzw. ein "spezieller" Islam praktiziert wird. Im Lande kann man nur mit großer Mühe auf Anhänger eines "strengen" Islam treffen, man muß sie wirklich gezielt und in den richtigen Plätzen suchen.
...es kamen Zeiten wo der Islam schwach war, und anschießend wieder relevant...
Das ist völlig normal, das passiert mit Religionen, mit Traditionen, mit Moral und Mode. Das letztendliche Regulativ ist allerdings immer der ökonomische Faktor, oder, um es einmal so auszudrücken: DER Mensch auf der Straße kann und will nicht von Luft, Liebe und Gebeten leben, so schön sich das auch in der Theorie anhört und so sehr dies von einer kleinen Gruppe Ideologen auch vorgelebt werden kann (in dem Zusammenhang: auch z.B. das Gesellschaftsmodell "Anarchie" funktioniert in kleinen denk-konformen Gruppen, doch sobald eine bestimmte Größe überschritten ist, schlägt es ganz fatal fehl).
...Es tut mir sehr Leid für die, die lange Tunesien als Erholungsort genutzt haben, um zu Sünden...
Das wäre für DIESE Leute so, als ob in China ein Sack Reis umfällt - es gibt viele, viele Länder, wo man Urlaub machen und sein Geld hintragen kann. Wenn nicht Tunesien, dann eben ein anderes Land, zudem sollte es Dir bereits zu denken geben, daß Tunesien mittlerweile ein "Billig-Urlaubsland" geworden ist, in dem ein Urlauber WESENTLICH weniger Geld ausgibt, als in anderen Ländern. Mit anderen Worten: Nach Tunesien fahren Urlauber mit einem knappen Budget oder diejenigen, die noch einen Dritt- oder Vierturlaub pro Jahr machen wollen.
...Irgendwann ist Schluss...
Ganz sicher sogar - doch was danach kommt, vermögen selbst intime Landeskenner nicht vorherzusagen. Zudem - vergesse eines nicht: der gesamte Verwaltungs- und Polizeiapparat basiert auf den Systemen von Bourgiba und BenAli, wenn es da wirklich zu einem abrupten Kurswechsel käme, würde es viele Jahre dauern, bis der sich durchgesetzt hätte, mit allen Begleiterscheinungen wie dem verstärkten Wegzug der Intelligenz und West-Firmen, politische Richtungskämpfe auf allen Ebenen, Unterbrechung des Tourismus, usw. Ob dies dem Land und vor allem den Menschen von Tunesien zum Vorteil gereichte, bezweifele ich.
Noch einmal: In diesem Forum hier befinden sich viele Menschen, die aus vielerlei Gründen Beziehungen zum Lande Tunesien haben, doch so gut wie niemand BRAUCHT Tunesien. Es ist also kaum jemand hier, weil er nach Tunesien "süchtig" ist, sondern weil ein ehrliches Interesse, persönliche oder geschäftliche Beziehungen bestehen. Falls aber die Grundlage, auf der alle diese Interessen und Beziehungen basieren, sich ändert, dann werden die miesten ohne großes Bedauern ihr Augenmerk woandershin richten, und zwar ohne, daß sie dadurch wesentliche Nachteile erfahren würden. Würde hingegen Tunesien sich woandershin orientieren, wäre das, zumindest mittelfristig gesehen, ein ökonomisches und humanitäres Desaster für einen Großteil der Bevölkerung.
Du solltest Dich selbst fragen, ob das, was Du als ideal ansiehst, in erster Linie DEINEN Interessen und Wünschen entspringt, oder ob es auch für die MEHRZAHL Deiner Landsleute positiv wäre.