...Ich frag mich manchmal echt wie man das essen kann,...
Ich persönlich habe in Tunesien noch nichts gesehen oder gegessen, das ich unbedingt noch einmal haben möchte, und ich habe mittlerweile mit großer Tapferkeit wirklich fast alles probiert, was es so gibt, manchmal sogar, um Zufälle auszuschließen, von mehreren Köchen. Liegt nicht unbedingt an Tunesien, denn auch in Deutschland war ich stets als "schwierig" bekannt, wenn es ums Essen ging <g>. Allein wenn ich an die vielen undefinierbar gemantschten "Soßen" denke, läuft mir ein Schauder den Rücken herunter. Daß jeder Bestandteil eines Essen einen eigenen Geschmack haben kann oder haben sollte, wird in der Küche irgendwie beharrlich ignoriert - Harissa drauf, und es paßt schon (wahlweise vorher alles einfach noch in siedendes Öl werfen), damit kann man sicherlich auch aus Baumrinde noch ein schmackhaftes Menü herstellen.
Nach meiner Theorie wird z.B. "Harissa" vielen Speisen zugegeben, um zum einen die Geschmacksnerven abzutöten bzw. den Magen vorsorglich komplett zu desinfizieren und dient zum anderen dazu, um ansonsten völlig geschmackslosen Speisen die Illusion eines Geschmacks zu verleihen. Das ist so ähnlich wie der Käse in Tunesien, der sich nicht durch seinen Geschmack, sondern allein durch seinen Namen unterscheidet - wenn man da z.B. Harissa zugeben würde, würde das gar niemandem auffallen...
Übrigens kenne ich auch ein ganze Reihe Tunesier, die ebenso denken und z.B. konsequente Harissa-Gegner sind.
Ich kann es mir nur so erklären, daß man z.B. im Urlaub nichts dagegen hat, etwas neues zu probieren und exotischen Dingen gegenüber nicht abgeneigt ist (ganz besonders dann, wenn es als Spezialität angepriesen wird, denn dann muß es ja schon "spezial" sein). Ich weiß noch, daß ich der Anfangszeit sogar gerne einmal Couscous gegessen hatte, heute dagegen bete ich bei Besuchen stets im Stillen, daß es auf keinen Fall Couscous zu essen gibt - leider oft vergeblich, denn Gästen wird ausgerechnet das bevorzugt angeboten, und ich kenne es mittlerweile in allen Variationen, bin aber nach wie vor nicht in der Lage, eine bestimmt Zubereitung als "gut" zu klassifizieren, denn, ehrlich gesagt, eines ist wie das andere - vielleicht liegt die Beurteilung der Güte ja auch nur darin, wie scharf es ist und ob man mit geschlossenen Augen bei dem einen wenig und bei dem anderen noch weniger von den Zutaten klassifizieren könnte?
Und bevor ich als Banause gelte - ich schätze es sehr, daß in Restaurants z.B. zu Bier und Wein Kleinigkeiten einzeln dargeboten werden, wie z.B. harissafreie gekochte dicke Bohnen, gekochte Artischocken, etc. - da macht es sogar mir Spaß, zuzulangen. :-)