Nana, nicht alle Leute aus dem Westen kommen nicht mit Leuten aus dem Osten aus. :-) Ich habe drei Jahre nahe der Grenze gelebt und im kleinen Grenzverkehr mehrfach einen Bekannten besucht.

Persönlich fand ich es ja "drüben" gar nicht mal so schlecht, da gabe es für mich, ähnlich wie in Tunesien, eine Menge zu sehen, was ich bis dahin nur aus Geschichtsbüchern oder Erzählungen kannte. :-)
Ich gebe zu, daß ich gewisse Vorteile hatte, weil ich die "richtigen" Devisen besaß und im Prinzip alles kaufen konnte, was ich wollte bzw. besonders zuvorkommend behandelt wurde und ich gebe auch zu, daß ich die "DDR" mit sehr romantischen Gefühlen besucht habe (wo es, z.B. im Harz, noch sehr ursprüngliche Natur gab).
Ich habe in KMS Anfang der 80er Jahre ein Cafe besucht und war überrascht, daß am Nebentisch laut über die Regierung geschimpft wurde und ich werde es nicht vergessen, daß ein Polizist in Dessau 3 Stunden neben meinem Auto gewartet hatte, um mir einen Strafzettel in Höhe von 5 Ostmark zu präsentieren.
Ebensowenig werde ich vergessen, mit welcher überschwenglicher Freude wir West-Besucher Heiligabend 1989, dem ersten Tag, an dem man ohne Visum einreisen konnte, begrüßt wurden - die Straßen waren kilometerweit gesäumt mit Menschen, die die West-Besucher mit Blumen, Kuchen und Spezereien empfingen.

Ich habe die Landschaft um Zeitz genossen (damals war noch kaum ein Auto auf der Straße), bin unbehelligt im Dreiländereck gewandert und habe die Gegend von Bitterfeld noch "in Produktion" erlebt - und kenne noch die "Schlaglöcher" auf der Autobahn, bei denen man sagte, sie könnten durchaus einen Trabbi schlucken (was natürlich nicht stimmte, es hätte manchmal auch 2 reingepaßt).

Ich für meinen Teil ziehe weder Brauen noch sonstwas hoch, wenn ich einem Menschen aus dem "Beitrittsgebiet" begegne, denn ich weiß, daß sie dort nicht so gelebt haben, wie wir im Westen, aber daß es dort ebenso wie hier viel liebenswertes und erhaltenswürdiges (von dem nicht viel erhalten wurde...) gegeben hatte.