ich weiss nicht, warum es hier zu einer immer erbitterteren diskussion kommen muss, zumal ich langsam finde, hier werden begriffe vermischt, die man eigentlich getrennt betrachten müsste, nämlich anstand, moral, respekt und religion.
der islam ist heute eine religion, die - wenn auch oft nur nach aussen hin - einen strengeren und engeren moralbegriff vertritt, als das christentum heute. mal ganz abgesehen davon, dass das bei den christen auch noch nicht so lange so ist (und in einigen konfessionsgruppen auch heute noch nicht so locker ist, war erst letzten sonntag in einem gottesdienst, wo männlein und weiblein getrennt saßen und "anständige" frauen ihren kopf mit einem tuch bedeckten), geht es doch primär darum, was menschen bzw. deren gefühl für sitte und anstand verletzt, nicht darum, was ein religiöses symbol oder zeichen der religion oder provokation ist. solange es menschen gibt, deren gefühle durch den anblick nackter haut verletzt werden - wo ist das problem, darauf rücksicht zu nehmen? wenn jemand einen engeren anstandsbegriff als ich hat, kann ich das zumindest akzeptieren und respektieren, dabei vergebe ich mir nichts. ich persönlich sehe meine gefühle aber nicht verletzt, wenn jemand neben mir ein kopftuch trägt, meinetwegen sogar burka - solange der/diejenige das aus ihrer überzeugung und freien stücken tut, soll sie es tun, es tut mir nicht weh und ihr gut - so what?
sicher, der einwand, warum selbst in "abgeriegelten" bereichen dann an der verschleierung festgehalten wird, ist berechtigt - aber versucht doch mal, euch in die lage dieser frauen zu versetzen; ich kann mir schon vorstellen, dass sie die "feindseligkeit", die ihnen entgegenwabert, spüren, sich der ressentiments durchaus bewusst sind - vielleicht ist es daher nur eine "schutzfunktion"? wenn sie akzeptanz spüren würden, sich als frauen unter frauen fühlen könnten - würden sie dann vielleicht auf die kleidung verzichten? ist eine reine spekulation, aber ich geh von mir aus: wenn ich mich unwohl und unsicher fühle, wäre ausziehen wohl das letzte, was ich täte, und wenn auch dreist nur frauen um mich herum wären.
denkt bitte daran, diese menschen sind in einer gesellschaft aufgewachsen, die nacktheit tabuisiert und diese verletzt ihre gefühle - das tragen von was auch immer kann aber niemandes gefühle (ich meine wirklich gefühle!) verletzen, es kann, aus welchen gründen auch immer, vielleicht jemanden stören (der evtl. davon ausgeht, dass immer alles so sein muss, wie er es kennt), aber mehr nicht.
und der gleiche grund liegt wohl vor, wenn in den ländern dieser menschen dann der "tourist" (für reisende, lt, froggers definition, ist das eh kein thema, die fügen sich da klaglos, weil respekt zu ihrem festen reisegepäck gehört) sich doch bitte ziemlich kleiden möge; es geht darum, den dort gängigen moral- und anstandsbegriff zu respektieren.
das alles darf nicht auf "religion" reduziert werden, das ist kultur.
mal ganz ehrlich, kann mir eine der anti-kopftuch-kämpferinnen einen wirklich guten, verständlichen grund nennen, warum sie persönlich ein problem damit hat? ich meine wirklich PERSÖNLICH, keine aufzählung der gängigen klischees und vorurteile.