06. Februar 2006
KARIKATUR-PROTESTE
Dänische Veranstalter sagen Reisen nach Nordafrika ab
Die meisten dänischen Reiseveranstalter haben wegen einer Reisewarnung ihrer Regierung alle Reisen nach Ägypten, Tunesien und Marokko abgesagt. Dagegen sehen große deutsche Reiseveranstalter bisher keinen Anlass, die nordafrikanischen Länder zu meiden.

Frankfurt/Main - Nach den teils gewaltsamen Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen in der arabischen Welt hat der Dachverband der dänischen Reiseveranstalter am Montag für die kommenden zwei Wochen sämtliche Reisen nach Ägypten, Tunesien und Marokko abgesagt.

Rund 2500 dänische Touristen könnten aus diesem Grund ihre geplante Reise nach Ägypten nicht antreten, sagte ein Vertreter des Verbandes in Kopenhagen. Das Land gehört zu den beliebtesten Winterreisezielen der Dänen. Sollte die Maßnahme bis Ende März verlängert werden, könnten den Angaben zufolge bis zu 15.000 Menschen von einer Reiseabsage betroffen sein.

Der Verband, dem etwa 90 Prozent aller dänischen Reiseveranstalter angehören, reagiert mit seiner Ankündigung auf die Warnung des dänischen Außenministeriums vor Reisen in große Teile der islamischen Welt. Die Regierung hat am Montag seine Reisewarnung auf 16 islamische Länder ausgeweitet.

Das deutsche Auswärtige Amt (AA) hat am Wochenende seine Sicherheitshinweise für Syrien, den Libanon, Saudi-Arabien, Israel und die Palästinensergebiete verschärft, wie ein Sprecher am Montag in Berlin bestätigte. Auf der Internetseite des AA heißt es: "Angesichts der derzeitigen Unmutsäußerungen über Karikaturen des Propheten Mohammed wird empfohlen, Menschenansammlungen zu meiden."

Die führenden deutschen Reiseveranstalter sehen bisher keinen Anlass, die beliebten Urlaubsziele zu meiden. Aus nordafrikanischen Reiseländern wie Marokko, Ägypten oder Tunesien seien keine Vorfälle oder Unruhen gemeldet worden, sagte Thomas-Cook-Sprecherin Nina Dumbert am Montag in Oberursel. "Wir stehen im Kontakt mit dem Auswärtigen Amt und den Reiseleitern vor Ort", unterstrich sie. Nennenswerte Stornierungen lagen zu diesem Zeitpunkt weder bei Thomas Cook noch Europas größtem Reiseveranstalter TUI vor.
Auch die Lufthansa beobachte die Lage, sagte ein Sprecher. Er betonte, die Airline verlasse sich dabei nicht nur auf die offiziellen Sicherheitshinweise. "Wir haben eigene Möglichkeiten, das zu verfolgen." Derzeit gebe es jedoch "keine Bestrebungen, irgendwo nicht hinzufliegen". Die Kranich-Airline fliegt unter anderem nach Beirut im Libanon, wo es nach den umstrittenen Karikaturen zu den größten Ausschreitungen kam.

abl/AFP