Montag, 6. Februar 2006
Kapitän Erster im Rettungsboot
Aktion gegen Schiffseigner

Ein Kapitän aus Bangladesch und seine Besatzung haben im Roten Meer 37 Passagiere der Unglücksfähre "Al-Salam Boccaccio 98" aus den Fluten gerettet. Wie die Kairoer Tageszeitung "Al-Gumhurija" am Montag berichtete, nahmen die Seeleute, die mit ihrem Schiff vom saudiarabischen Dschidda zum jordanischen Hafen von Akaba unterwegs waren, die Schiffbrüchigen bereits in der Nacht zum Samstag an Bord, rund 20 Stunden nach Kentern der Fähre. Sie hatten so lange auf einer aufblasbaren Rettungsinsel ausgeharrt.

Hunderte von aufgebrachten Angehörigen der Vermissten zündeten am Montag in Safaga das Büro der Al-Salam Maritim Company an, der die Unglücksfähre gehörte. Sie warfen Möbel auf die Straße. Die Polizei trieb sie mit Tränengas auseinander.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden insgesamt 379 Überlebende geborgen. Insgesamt hatten sich, als das Schiff in der Nacht zum Freitag kenterte, 1.414 Menschen an Bord der Fähre befunden.

Die Fähre war auf dem Weg von Saudi-Arabien ins ägyptische Safaga gekentert. Ihr Kapitän, der nach Angaben überlebender Passagiere als einer der ersten auf ein Rettungsboot gesprungen war, ist verschollen.

Die ägyptische Justiz will nun auch untersuchen, warum der ägyptische Kapitän Salah Gomaa, dessen Schiff den ersten Notruf der Fähre empfangen hatte, nicht geholfen hatte. Als ihn in Safaga aufgebrachte Angehörige der Vermissten beschimpften, rief er: "Ich hatte schließlich 1.800 Passagiere an Bord."

http://www.n-tv.de/630943.html