Dänisches Konsulat in Beirut in Brand gesetzt
Sonntag 5. Februar 2006, 13:58 Uhr

Beirut/Dschalabad (AFP) - Aus Protest gegen die Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen haben Demonstranten das Gebäude des dänischen Konsulats in der libanesischen Hauptstadt Beirut in Brand gesetzt. Zuvor hatte die Polizei eine Demonstration mehrerer tausend Menschen vor dem Konsulat gewaltsam aufgelöst. Die Menge griff daraufhin Häuser und Geschäfte im christlichen Stadtviertel Aschrafieh an. In Afghanistan forderten über tausend Menschen den Abzug des dänischen Kontingents der NATO-Schutztruppe ISAF. Die Bundesregierung beobachtet die

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Gewalteskalation im Karikaturenstreit "mit größter Sorge".

Vor dem dänischen Konsulat gingen die Beamten mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Demonstranten vor. Einigen Teilnehmern gelang es aber, den Sicherheitskordon zu durchbrechen und das Gebäude in Brand zu stecken. Nach Krankenhausangaben wurden 28 Menschen verletzt. Die Demonstranten waren einem Aufruf der Nationalen Bewegung für die Verteidigung des Propheten Mohammed gefolgt.

Im christlichen Stadtviertel Aschrafieh warfen die Demonstranten Steine auf Gebäude und schlugen Fenster ein, Autos wurden umgestürzt. Am Samstag waren die bereits die dänische und die norwegische Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus in Brand gesetzt worden. Dänemark warf der syrischen Regierung vor, die Vertretung nicht ausreichend geschützt zu haben. Norwegen kündigte an, seine Diplomaten aus Syrien abzuziehen.

Bewohner der afghanischen Stadt Mehtarlam nahe Kabul zogen durch die Straßen, verurteilten in Sprechchören Dänemark und verlangten eine harte Bestrafung der für die Veröffentlichung der Karikaturen Verwantwortlichen. In der nordafghanischen Stadt Kundus, wo auch Bundeswehrsoldaten stationiert sind, kam es zu ähnlichen Protesten.

Die EU verurteilte die Übergriffe auf europäische Einrichtungen in islamischen Ländern scharf. "Noch haben wir keinen Kampf der Kulturen, aber wir sind vom angestrebten Dialog weiter entfernt als gewünscht und weiter als notwendig", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) auf der Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik. Dabei bekräftigte er die Haltung Deutschlands, dass die Presse- und Meinungsfreiheit als elementare Bestandteile der Demokratie "unverrückbar" seien.

http://de.news.yahoo.com/05022006/286/daenisches-konsulat-beirut-brand-gesetzt.html